Die deutsche Wirtschaft scheint vor einem kräftigen Frühjahrsaufschwung zu stehen. Denn die Stimmung unter ihren Top-Managern erreichte im März überraschend den höchsten Wert seit fast sechs Jahren.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte um 1,2 auf 112,3 Punkte, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung zu seiner Umfrage unter 7000 Führungskräften mitteilte. Volkswirte hatten mit einer Stagnation des wichtigsten deutschen Frühindikators gerechnet. „Der Aufschwung gewinnt an Kraft“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Firmenchefs bewerteten ihre Geschäftslage bereits den siebten Monat in Folge besser, auch die Aussichten für das kommende halbe Jahr schätzen sie optimistischer ein.

Besonders in der exportabhängigen Industrie verbesserte sich die Stimmung. „Ein Grund für die sehr gute Entwicklung war eine erneut anziehende Nachfrage“, sagte Fuest. In Schwellenländern wie China und Russland läuft es wieder besser, aber auch in der Euro-Zone. „In der Industrie steht der Aufschwung auf einer breiten Basis“, betonte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Da läuft es durch die Bank gut – von der Autobranche über den Maschinenbau bis zur Chemie und anderen.“ Zuletzt hatten bereits Konzerne wie BMW, Daimler und BASF von sprudelnden Gewinnen berichtet und Wachstum angekündigt.

Allerdings bleiben viele Risiken – von der Wahl in Frankreich mit der starken Rechten Marine Le Pen über die Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien bis hin zu protektionistischen Maßnahmen des wichtigsten deutschen Exportkunden USA unter Präsident Donald Trump. „Die politischen Unsicherheiten kommen bei der deutschen Wirtschaft nicht an“, sagte Ifo-Experte Wohlrabe.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht das genauso: „Bisher ist ja noch nichts passiert“. Der Warenverkehr mit Großbritannien laufe ungehindert, Trump habe nur das ohnehin sturmreif geschossene Freihandelsabkommen TTIP beerdigt, und die Umfragen signalisieren eine Niederlage Le Pens. Bis auf weiteres konzentrierten sich die deutschen Unternehmen daher auf das aktuelle Geschäft. „Und das läuft gut“, sagte Krämer.