In den Chefetagen der deutschen Wirtschaft ist die Stimmung so gut wie seit knapp sechs Jahren nicht mehr: Der ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im April unerwartet kräftig um 0,5 auf 112,9 Punkte, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich ein Mini-Plus auf 112,5 Zähler erwartet.

„Die deutsche Wirtschaft wächst kräftig“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten die Geschäftslage besser, während die Aussichten für die kommenden sechs Monate etwas schlechter bewertet wurden.

Das Geschäftsklima hellte sich im Groß- und Einzelhandel sowie in der Baubranche auf. In der Industrie trübte es sich dagegen ein wenig ein, weil die Manager nicht mehr ganz so optimistisch nach vorn blicken. „Die Produktion soll aber weiter steigen“, sagte Fuest. „Insbesondere die Unternehmen aus der Elektrotechnik berichten von sehr guten Geschäften.“
Der Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich sei in der April-Umfrage noch nicht berücksichtigt, sagte ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. „Setzt sich Emmanuel Macron auch beim zweiten Urnengang am 7. Mai durch, dürfte die deutsche Industrie durchatmen“, meint der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. „Setzt Macron Reformen um, wird auch die Bundesrepublik davon profitieren. Damit wiederum könnte sich die ohnehin gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verbessern.“ Frankreich ist Deutschlands zweitwichtigster Handelspartner nach China. Bei der Stichwahl in knapp zwei Wochen sagen Meinungsumfragen einen klaren Sieg von Macron gegen Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National voraus.

Deutschlands Wirtschaft profitiert derzeit von der Belebung der Weltkonjunktur, dem Bauboom und einer robusten Konsumnachfrage. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben kürzlich die Wachstumsprognosen für dieses Jahr von 1,4 auf 1,5 Prozent und für 2018 von 1,6 auf 1,8 Prozent angehoben.