Die Mieten und Kaufpreise für Wohnimmobilien sind auch 2017 weiter gestiegen, allerdings fiel der Zuwachs der Kaufpreise schwächer als im Vorjahr aus. Das meldet der Rat der Immobilienweisen in seinem aktuellen Frühjahrsgutachten. Dieses wird seit 2002 jährlich von vier Immobilien-Experten erstellt, zu denen derzeit Andreas Schulten vom Immobilien-Researchunternehmen Bulwiengesa sowie Harald Simons vom Forschungsinstitut Empirica, das unter anderen auch Immobilienmärkte analysiert und regelmäßig den Empirca-Immobilienpreisindex veröffentlicht.

Kaufpreise und Mieten weiter gestiegen

Laut aktuellem Gutachten legten die Mieten auf dem Wohnimmobilienmarkt gegenüber dem Vorjahr im Schnitt mit 4,3 Prozent stärker zu als 2016 mit 3,1 Prozent. Unter Berücksichtigung der Inflation entspricht dies einem realen Mietpreiswachstum von 2,5 Prozent. Im Schnitt lagen die Mieten bundesweit bei 7,46 Euro je Quadratmeter und damit rund 30 Cent über dem Wert des Vorjahres. Die Kaufpreise für Wohneigentum legten 2017 erneut zu, allerdings fiel das Wachstum mit 7,9 Prozent geringer aus als im Vorjahr, als im Schnitt 8,8 Prozent erreicht wurden. Im Bundesdurchschnitt kostete der Quadratmeter Wohnraum aus dem Bestand 2.120 Euro, 2016 lag der durchschnittliche Kaufpreis bei 1.970 Euro.

Weitere Abschwächung des Kaufpreiswachstums in den Metropolen?

Die Immobilienweisen gehen davon aus, dass die Abschwächung des Kaufpreiswachstums sich vor allem in den Metropolen fortsetzen könnte. Nach Aussage von Harald Simons sind die Zeiten besonders stürmischer Nachfrageentwicklung in Stuttgart, Berlin und München vorbei. In Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf und Köln sei dies zwar nicht der Fall, jedoch sei eine Abschwächung in diesen Städten möglich, so der Autor der Wohnungsmarktanalyse. Als Grund für diese Trendwende nennt Simons unter anderem die Zuwanderung, die sich in den erstgenannten Städten beruhigt habe. Gleichzeitig sei das Wohnungsangebot stark gewachsen. Nun zeigt sich, dass sich die Zunahme der Baugenehmigungen in den letzten Jahren nun in höheren Fertigstellungszahlen niederschlage.

Der seit acht Jahren andauernde Preisanstieg in Berlin, München und Stuttgart könne daher bald zu Ende sein. Für diese Städte erwartet Simons weiterhin einen Kaufpreisrückgang. Diese Einschätzung hatte er allerdings schon 2017 geäußert und prognostiziert, dass bei den Kaufpreisen in den kommenden fünf Jahren in Berlin „sicherlich“, in München „wahrscheinlich“ und in Frankfurt sowie Hamburg „möglicherweise“ mit einer Trendumkehr bei der Preisentwicklung zu rechnen sei. Für Berlin hatte er sogar proklamiert, dass die „Party vorbei sei“. Zumindest für 2017 traf diese Vorhersage bislang nicht ein. Dennoch hält der Empirica-Vorstand an seiner Einschätzung fest, allerdings hält er eine Trendumkehr nunmehr eher in Stuttgart als in Hamburg für möglich.

Trendumkehr in Berlin und München erwartet

Dass er weiterhin eine Trendumkehr erwartet, obwohl die Kaufpreise 2017 ausgerechnet in Berlin um satte 15,6 Prozent und in München um neun Prozent gestiegen sind, begründet Simons unter anderem mit der Mietentwicklung: Die aktuellen Preise lassen sich seiner Ansicht nach nur rechtfertigen, wenn die Mieten weiter steigen. Dafür gebe es jedoch keine Grundlage. So stehe Berlin vor einer Fertigungswelle an Neubauten, so dass sich die stürmische Entwicklung lediglich auf der Angebotsseite fortsetze und der Mietanstieg verhaltener ausfallen dürfte. Für Berlin erwartet er ebenso wie in München und Stuttgart stagnierende Mieten, auch in Frankfurt könne dies der Fall sein. Dort sei der Brexit entscheidend für die weitere Marktentwicklung. Für Hamburg, Köln und Düsseldorf werden die Aussichten uneinheitlich beurteilt.