Der Höhenflug der deutschen Immobilienwirtschaft hält nach Einschätzung ihres Spitzenverbandes ZIA an. “Die Party geht weiter”, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner in Berlin. Allerdings sehen die von seinem Verband beauftragten Experten, der “Rat der Immobilienweisen”, ein Abebben des lange scheinbar ungebremsten Trends zu höheren Wohnungsmieten nahen. Der Druck auf die Mieten nehme ab. Die Aussicht, dass sie womöglich sogar sinken könnten, bezieht sich nach Aussage des “Immobilienweisen” Harald Simons aber allein auf die Metropolen Berlin, Stuttgart und München. Dort seien die Mieten in den vergangenen Jahren besonders massiv gestiegen. Bundesweit seien dagegen keine großen Korrekturen zu erwarten.

Die Immobilienweisen, zu denen auch der zu dem Regierungsberatergremium der Wirtschaftsweisen zählende Ökonom Lars Feld gehört, halten Überbewertungen am Häuser- und Wohnungsmarkt bislang nur für ein Phänomen, das für einige wenige Metropolen gilt. Hier gebe es Kaufpreis-Übertreibungen von 25 bis 30 Prozent. Von ähnlichen Größenordnungen hatte kürzlich auch die Bundesbank gesprochen. Gesamtwirtschaftliche Stabilitätsgefahren sehen aber weder Feld noch sein Kollege Simons. Ursache für die erwarteten Korrekturen sei ein abgeschwächter, teils sogar leicht rückläufiger Bevölkerungszuwachs in diesen Städten sowie zum Teil der forcierte Bau neuer Wohnungen.

Bundesbauministerin Barbara Hendricks wertete das Gutachten der Wissenschaftler als einen Beleg für eine erfolgreiche Politik. “Wir haben eine dringend erforderliche Trendumkehr auf dem Wohnungsmarkt eingeleitet”, sagte sie. Dabei verwies sie auf rund eine Million neuer Wohnungen in der letzten Legislaturperiode. Diese Offensive müsse weitergehen. Dafür soll nach ihren Worten in einer Neuauflage der großen Koalition gesorgt werden, sollte es zu dem Regierungsbündnis kommen.

Unvermindert zuversichtlich beurteilt ZIA-Präsident Mattner die Lage. “Der Immobilienbranche geht es gut”, sagte er. Die Entwicklung gehe weiter stabil aufwärts. Am Büromarkt allerdings gebe es wenig zu feiern: Hier würden Flächen und Angebote in den Ballungsräumen immer knapper. Man drohe, in das nächste Mangelproblem zu rutschen. Eher enttäuscht äußerte sich Mattner von den Plänen im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Positiv sei, was im Klimaschutzbereich geplant sei, aber durchweg negativ alles, was den steuerlichen Bereich und das Mietrecht angehe.

Noch weiter ging der Wirtschaftsweise Feld. Er bezeichnete die von SPD, CDU und CSU ausgehandelten Vorhaben allesamt als kontraproduktiv für die Branche. Die Investitionen in Gewerbeimmobilien legten nach Angaben der Immobilienweisen im vergangenen Jahr um 9,8 Prozent zu auf 58,1 Milliarden Euro. Die Wohnungsmieten erhöhten sich zwar mit 4,3 Prozent im Durchschnitt etwas stärker, die Kaufpreise mit knapp acht Prozent aber etwas weniger stark.