Die Europäische Zentralbank (EZB) wird Fachleuten zufolge ihr Inflationsziel noch mehrere Jahre verfehlen. Gemäß einer Umfrage unter professionellen Beobachtern der Geldpolitik kommen die Notenbanker erst 2022 mit einer Inflationsrate von 1,8 Prozent der angestrebten Marke von knapp zwei Prozent wieder nahe, wie die EZB mitteilte. Dieses Inflationsniveau erachtet die Notenbank als ideal für die wirtschaftliche Entwicklung im Europäischen Währungsraum. Nach Einschätzung der befragten Volkswirte überwiegen für die langfristigen Inflationserwartungen weiterhin die Risiken.
Für 2017 und die beiden Folgejahre senkten die Ökonomen ihre Inflations-Prognose im Vergleich zu ihrer Schätzung vom April leicht. Sie rechnen für dieses Jahr mit einer Teuerungsrate von 1,5 (April: 1,6) Prozent. Für 2018 erwarten sie jetzt eine Inflation von 1,4 (1,5) Prozent und für 2019 von 1,6 (1,7) Prozent. Ihre Schätzungen für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Euro-Zone hoben die EZB-Beobachter dagegen für dieses Jahr sowie für 2018 und 2019 etwas an.
Die EZB befragt jedes Vierteljahr Wirtschaftsexperten zu ihren Inflations- und Wachstumsprognosen. Eigene Inflations- und Wachstumsvorhersagen wird die EZB bei ihrer Zinssitzung im September vorlegen. Sie sind wichtig für die Ausrichtung ihrer Geldpolitik. Die EZB hatte nach ihrer Juli-Zinssitzung angekündigt, sie werde im Herbst über die Zukunft ihres billionenschweren Anleihen-Kaufprogramms beraten, das noch mindestens bis Jahresende laufen soll. Derzeit kaufen die EZB und die nationalen Notenbanken jeden Monat Wertpapiere im Volumen von 60 Milliarden Euro. Auf diesem Wege will die Zentralbank Konjunktur und Inflation anheizen.