In den vergangenen zwei Jahren hat rund jeder fünfte Deutsche eine Versicherung über einen Online-Vertriebsweg abgeschlossen. Dabei erfolgten die Abschlüsse jeweils etwa zur Hälfte über ein Vergleichsportal beziehungsweise direkt über die Website des Versicherers. Das geht aus der Umfrage „Kundenmonitor e-Assekuranz“ des Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov hervor, die auf Angaben von 9.450 Versicherungsentscheidern und –mitentscheidern im Jahr 2017 basiert. Sie wird seit 1996 jährlich durchgeführt.
Vergleichsportale legen zu
Gegenüber dem Vorjahr legte der Anteil der über Vergleichsportale wie Check24 und Verivox getätigten Abschlüsse von sieben auf mittlerweile rund zehn Prozent zu. Die online direkt bei den Versicherern getätigten Abschlüsse stagnierten hingegen bei zehn Prozent, berichtet YouGov. Seit Beginn der Umfrage vor über zehn Jahren geht die Zunahme des Online-Vertriebs zu Lasten des schriftlichen Vertriebs über Agenturen und Vertreter. Deren Anteil liegt erstmals seit Beginn der Befragungen unter 50 Prozent.
Generell ist die allgemeine Akzeptanz des Onlinevertriebs seit 2015 weitestgehend konstant, heißt es von YouGov. So gibt jeder Dritte an, dass er sich einen Versicherungsabschluss über ein Portal oder die Webseite eines Versicherers derzeit oder künftig vorstellen kann. Die Akzeptanz von Versicherungsmaklern hingegen sei rückläufig und seit 2015 von 52 auf 46 Prozent gesunken, heißt es von den Marktforschern.
Höchste Online-Abschlussquote bei Kfz-Versicherung
Am häufigsten nutzen Kunden den Online-Abschluss im Bereich Kfz-Versicherung. 31 Prozent der Policen werden über Portale oder direkt online bei den Anbietern abgeschlossen, bei Autoschutzbriefen entscheidet sich jeder vierte Kunde für diesen Vertriebskanal. Bei der Privathaftpflichtversicherung liegt der Anteil der Online-Abschlüsse mit 24 Prozent knapp darunter. Geht es hingegen um Vorsorgeprodukte, setzen Kunden weiterhin bevorzugt auf einen Abschluss über Vertreter und Makler. Im Segment Basis- und fondsgebundene Rentenversicherungen liegt die Quote der Online-Abschlüsse bei nur drei Prozent, bei Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU-Versicherungen) sind es nur vier Prozent.
Niedrigste Online-Abschlussquote bei BU-Policen
Die niedrige Quote bei den BU-Policen ist aus Sicht von Verbraucherschützern durchaus zu begrüßen, denn gerade Berufsunfähigkeitsversicherungen machen nur dann Sinn, wenn verschiedene wichtige Kriterien beachtet werden und die Höhe der Versicherungsleistung zu den Bedürfnissen passt. Sie sind daher sehr beratungsintensiv. Zudem sollte vor dem Abschluss solcher Policen besser eine anonyme Risikovoranfrage gestellt werden anstatt direkt bei Anbietern anzufragen.
Verbraucherzentralen üben Kritik an Vergleichsportalen
Online-Versicherungsvergleichsportale stehen bei den Verbraucherzentralen auch deshalb in der Kritik, weil sie suggerieren, einen kompletten Marktüberblick zu bieten und damit werben, das günstigste Angebot am Markt aufzuspüren. Doch das ist oftmals nicht der Fall, gerade kostengünstige Anbieter sind oft nicht auf den Portalen vertreten, da sie lieber auf den direkten Vertrieb über ihre Webseite setzen, anstatt Provisionen für die Vermittlung zu zahlen. Auch namhafte Anbieter wie die HUK Coburg oder die Allianz sind auf den Portalen nicht gelistet. Von einem vollständigen Marktüberblick kann also nicht die Rede sein.
Versicherungsbedarf wird von Portalen oft unzureichend abgefragt
Ein weiterer Kritikpunkt zu Check24 und Co., den die Verbraucherzentralen, aber auch die Analyseagentur Morgen & Morgen anhand einer Studie zu den Portalen anführen: Vielfach wird der Bedarf nicht präzise genug abgefragt, was im ungünstigsten Fall dazu führen kann, dass der Deckungsumfang der gewünschten Police nicht ausreicht und somit ein mangelhafter Versicherungsschutz besteht. So kann es beispielsweise bei einer Haftpflichtversicherung entscheidend sein, ob der Versicherungsschutz einen Heizöltank umfasst oder nicht. Wird dies nicht ausdrücklich abgefragt, schließt der Kunde möglicherweise eine nicht zu ihm passende Versicherung ab.