Sinkende Exporte, schwächelnder Konsum und Sondereffekte wie die Grippewelle haben das Wachstum der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn halbiert.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu – ein kleineres Plus gab es zuletzt vor drei Jahren. Dennoch erwarten weder Ökonomen noch Regierung ein baldiges Ende des Konjunkturbooms: Rekordbeschäftigung und Lohnzuwächse dürften den Konsum wieder anschieben, die gute Weltwirtschaft die Ausfuhren trotz des ungelösten Handelsstreits mit den USA stützen. “Insgesamt bleibt der Aufschwung der deutschen Wirtschaft intakt”, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit.
Das BIP legte bereits das 15. Quartal in Folge zu, wenn auch langsamer als von Ökonomen mit 0,4 Prozent vorhergesagt. “Das ist die längste Aufschwungphase seit 1991”, erklärte das Statistische Bundesamt. Ende 2017 hatte es allerdings noch zu einer Rate von 0,6 Prozent gereicht.
Dadurch weist die einstige Wachstumslok jetzt ein langsameres Tempo auf als die Euro-Zone, die im ersten Quartal auf 0,4 Prozent kam. Spanien und Österreich mit jeweils 0,7 Prozent gehören nun zu den Zugpferden, während die nach Deutschland zweit- und drittgrößten Wirtschaftsmächte Frankreich und Italien ebenfalls auf 0,3 Prozent kamen.
Das deutsche Statistikamt verwies auch die Konsumausgaben des Staates, die erstmals seit knapp fünf Jahren rückläufig waren. Hier wirkte sich unter anderem die langwierige Regierungsbildung aus – größere Ausgaben lagen deswegen auf Eis. Auch der Außenhandel büßte an Dynamik ein. “Inwieweit hierzu eine mögliche Verunsicherung durch die seit Beginn des Jahres schärferen außen- und handelspolitischen Töne der Regierung der Vereinigten Staaten beitrug, ist derzeit noch schwer zu beurteilen”, ergänzte das Wirtschaftsministerium. Als gesichert gilt, dass Sondereffekte wie Streiks in der Metall- und Elektroindustrie, ungewohnt viele Arbeitsausfällen durch die Grippewelle und vergleichsweise viele Feiertage die Wirtschaft bremsten.
Dagegen legten die Investitionen kräftig zu: “Vor allem in Bauten, aber auch in Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert”, so die Statistiker. Experten gehen auch deshalb davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft im Frühjahr wieder eine Schippe drauflegt – schließlich investieren Unternehmen meist nur dann, wenn sie mit anhaltend guten oder sogar besseren Geschäften rechnen.