Die schwache Weltkonjunktur bremst das Wachstum der deutschen Exportindustrie und trübt die Konjunkturaussichten hier zu Lande mehr und mehr.
Die deutschen Ausfuhren stiegen im Juni nur um 0,3 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Experten hatten plus 1,0 Prozent erwartet. Die Lieferungen in die Staaten außerhalb der Europäischen Union – darunter die weltgrößten Volkswirtschaften USA und China – schrumpften gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,4 Prozent. Und die Nachfrage aus den Ländern der Euro-Zone zog kaum an. „Im Moment schaut alles danach aus, dass der Außenhandel eher die deutsche Konjunktur dämpft“, sagte DIHK-Experte Volker Treier der Nachrichtenagentur Reuters.

„Wir können froh sein, wenn wir am Ende des Jahres vielleicht noch die Zwei-Prozent-Marke im Zuwachs erreichen“, warnte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Grund für die Abschwächung seien neben der schleppenden Weltwirtschaft vor allem die Krisen in Russland und Brasilien, die Konjunkturabschwächung in China und die Probleme in der Türkei nach dem gescheiterten Putschversuch.

Außenhandelspräsident Anton Börner verwies darauf, dass zuletzt noch positive Impulse für den Export aus Großbritannien kamen: „Mit dem Brexit-Votum ist hier jedoch mit einer Abkühlung zu rechnen.“ Großbritannien ist der drittgrößte Ausfuhrmarkt für Deutschland. Die Briten hatten sich am 23. Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union ausgesprochen. In den Monaten vor der Abstimmung produzierten die Fabriken auf der Insel noch auf Hochtouren, wie jüngste Daten der Statistikbehörde in London belegen. Nach dem Referendum herrscht jedoch Unsicherheit, ob das Land nach dem geplanten Brexit noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird.

Für die am Freitag anstehenden Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal erwarten Experten eine deutliche Abkühlung der Konjunktur. Mit 0,2 Prozent dürfte der Zuwachs weit geringer ausfallen als in den Monaten Januar bis März, als noch ein Plus von 0,7 Prozent heraussprang. Kauffreudige Verbraucher, höhere Staatsausgaben und steigende Investitionen sorgten zu Jahresbeginn für das kräftigste Wachstum seit zwei Jahren. Der Außenhandel erwies sich dabei allerdings bereits als Bremsklotz, weil die Importe stärker stiegen als die Exporte.