Deutschlands Wirtschaft steuert nach Einschätzung der hiesigen Industrie auf das stärkste Wachstum seit sechs Jahren zu. Der Verband BDI veranschlagt in seiner aktualisierten Prognose für 2017 ein um Kalendereffekte bereinigtes Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von “etwas mehr als zwei Prozent”. Dies wäre der höchste Wert seit 2011.

Wesentliche Triebfeder sei die weltwirtschaftliche Belebung, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Er verwies dabei auf die in der ersten Jahreshälfte überraschend stark um knapp vier Prozent gestiegenen Exporte: “Wir rechnen auch für die zweite Hälfte mit einem ähnlichen Expansionstempo.” Er ist damit optimistischer als das Bundeswirtschaftsministerium, das nur eine um Kalendereffekte bereinigte Wachstumsrate von 1,8 Prozent erwartet. Damit würde das Plus beim BIP etwas niedriger ausfallen als im Vorjahr, als 1,9 Prozent erreicht wurden.

Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Ministeriums das hohe Wachstumstempo der ersten Jahreshälfte wohl nicht halten können: “Vermutlich wird die Dynamik etwas geringer ausfallen”, heißt es im aktuellen Lagebericht zur Konjunktur. Die zu Jahresbeginn starke Industriekonjunktur habe in den Sommermonaten etwas an Schwung verloren: “Nach einem Rückgang im Juni wurde die Produktion im Juli nur leicht um 0,3 Prozent ausgeweitet. Ob sich die dynamische Entwicklung des ersten Halbjahrs auch im Herbst fortsetzt, bleibt daher abzuwarten.” Während die Auftragseingänge der vergangenen Monate eine etwas ruhigere Gangart signalisierten, sprächen das verbesserte Ifo-Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe sowie die starke Auto-Produktion im August für ein gutes drittes Quartal.

Der private Konsum bleibt nach Einschätzung des Ministeriums weiterhin eine wichtige Stütze der Konjunktur. Trotz der etwas anziehenden Inflation im August habe sich das Konsumklima erneut verbessert: “Angesichts dessen sollte der private Konsum weiter expandieren. Allerdings deutet die etwas eingetrübte Stimmung im Einzelhandel darauf hin, dass sich die Entwicklung nach dem außergewöhnlich starken zweiten Quartal etwas verlangsamen könnte.”