Die Bundesregierung prognostiziert für die deutsche Wirtschaft weiter einen robusten Aufschwung, trotz Donald Trump und hartem Brexit. Sie erwartet in ihrem aktuellen Jahreswirtschaftsbericht eine Rekordbeschäftigung, steigende Löhne und ein beschleunigtes Exportwachstum. Vor Rückschlägen ist die Wirtschaft freilich nicht gefeit: Ihr wichtigstes Stimmungsbarometer – das Ifo-Geschäftsklima – gab im Januar überraschend nach.
Für 2017 rechnet die Regierung mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 Prozent. 2016 hatte es mit 1,9 Prozent das größte Plus seit fünf Jahren gegeben. Die Differenz ist zu einem guten Teil dem Umstand geschuldet, dass es in diesem Jahr drei Arbeitstage weniger gibt.
„Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer sehr guten Verfassung“, sagte der scheidende Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. 320.000 Personen dürften einen neuen Job finden, die Arbeitslosigkeit mit 6,0 Prozent auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung fallen. Die Bruttoverdienste werden wie im vergangenen Jahr voraussichtlich um 2,5 Prozent steigen. „2017 hat ein Arbeitnehmer im Durchschnitt über 2000 Euro mehr im Portemonnaie als zu Beginn der Legislaturperiode“, so Gabriel. Der private Konsum wird deshalb als Garant für den Aufschwung gesehen. Die Exporte sollen mit 2,8 Prozent etwas stärker wachsen als 2016.
Gabriel warnte vor der Gefahr von Protektionismus. „Deutschland als weltweit verflochtenes Land ist auf offene Märkte und freien Handel fundamental angewiesen. Der weltweit spürbare Hang zum Protektionismus, wie er aus der Brexit-Entscheidung und den Äußerungen des neuen amerikanischen Präsidenten spricht, ist der falsche Weg.“ Denn Abschottung mache alle ärmer.
„Wir haben keinen Grund, angesichts der veränderten Rahmenbedingungen in Angst oder Panik oder gar Unterwürfigkeit zu verfallen“, ergänzte Gabriel. Sollten sich die USA mit Importzöllen und der Absage an Freihandelsabkommen abschotten, würden sich auch neue Möglichkeiten eröffnen. Diese müssten dann selbstbewusst genutzt werden. China, Indien und anderen asiatischen Staaten müsse signalisiert werden, dass Deutschland den Weg der Abschottung nicht mitgehe und faire Handelsbeziehungen anbiete.
Dass 2017 viele Stolpersteine im Weg liegen, zeigt aber die Ifo-Umfrage unter 7000 Managern. Diese schätzen ihre Geschäftslage im Januar zwar so gut ein wie seit über fünf Jahren nicht mehr, blicken aber skeptischer auf die kommenden sechs Monate. Der Geschäftsklimaindex sank unerwartet um 1,2 auf 109,8 Punkte. Volkswirte führen das auf den neuen US-Präsidenten zurück, der mit Strafzöllen auf Importe droht.
Rückenwind könnte die exportabhängige Wirtschaft von der Währungsseite bekommen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet, dass der Euro im Jahresverlauf um fünf bis zehn Prozent zum Dollar abwerten könnte. Das würde deutsche Waren auf dem wichtigsten Exportmarkt USA günstiger machen. Gabriel macht sich auch angesichts der guten Haushaltslage für mehr Investitionen stark. „Wir befinden uns mit der Digitalisierung in einer Phase des grundlegenden Wandels. Hier dürfen wir selbst nicht stehen bleiben und nur ans Sparen denken.“ Notwendig sei daher ein großes Investitionspaket, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland zu sichern.