Trotz des starken Euros konnte der DAX vergangene Woche zulegen und ist mittlerweile mit gut 13.400 Punkten nicht mehr weit von seinem Rekordhoch (13.526) entfernt. Der amerikanische S&P 500 erzielte ein neues Top und knackte die 2.800 Punkte-Marke. Rückenwind erhalten die Aktienkurse durch die weiterhin günstigen geldpolitischen Rahmenbedingungen sowie die globale Konjunkturentwicklung und die Unternehmensgewinne.

So sind die jüngsten konjunkturellen Frühindikatoren weltweit erneut gut ausgefallen. Der JP Morgan Global Manufacturing Index als vorlaufender Indikator für die weltweite Industriekonjunktur setzte seinen Anstieg fort und erreichte mit 54,5 Zählern fast den höchsten Stand seit sieben Jahren. Aus Aktienmarktsicht ist dabei die starke Komponente für die Auftragseingänge besonders erfreulich. Sie stieg von 55,2 auf 55,8 Punkte.

Ermutigend ist nicht nur der anhaltende Aufwärtstrend der Frühindikatoren, sondern auch das weiter positive Überraschungsmomentum der Konjunkturdaten. Der Economic
Surprise Index der Citigroup, der Abweichungen der veröffentlichten Konjunkturzahlen
von den Prognosen der Analysten misst, befindet sich für die G10-Staaten schon seit Ende November auf einem sehr hohen Niveau von rund 50 Punkten.

Vor allem US-Unternehmensgewinne legen zu

Neben der flotten Konjunktur unterstützen auch die wachsenden Unternehmensgewinne die Aktienmärkte. Hierbei kommen von der US-Steuerreform zusätzliche positive Impulse. Das lässt sich an den aufwärts korrigierten Vorhersagen für die Gewinne amerikanischer Firmen 2018 ablesen. Seit Anfang Oktober 2017 wurde die Konsens-Prognose für das aggregierte Ergebnis je Aktie 2018 des S&P 500 um gut drei Prozent nach oben genommen. Für dieses Jahr wird nun von einem Gewinnwachstum von knapp 15 Prozent gegenüber Vorjahr ausgegangen. In Europa wird das Gewinnwachstum allerdings unter dem der US-Unternehmen liegen.

Allerdings haben die Investoren bereits viel Positives vorweggenommen, wie die aktuelle internationale Fondsmanager-Umfrage von Bank of America Merrill Lynch zeigt. Demnach hat der Optimismus der Anlageprofis für Konjunktur und Unternehmensgewinne im Januar gegenüber Dezember noch einmal zugenommen; sie haben sich außerdem erneut offensiver positioniert. Denn die Aktiengewichtungen wurden zulasten der Liquidität weiter angehoben.

Der Nettoanteil der Fondsmanager (Saldo aus positiven und negativen Antworten), die angaben, in Aktien relativ zu ihrer Benchmark übergewichtet zu sein, stieg von 48 auf 55 Prozent. Das ist der höchste Wert seit März 2015. Daraus lässt sich folgern, dass die Fondsmanager bei ungünstiger ausfallenden Fundamentaldaten Gewinne mitnehmen könnten, was die Aktienmärkte belasten würde.

Kein nachhaltiger Anlass für Inflations- und Zinsängste

Doch nicht nur schlechtere Konjunkturzahlen, auch eine weniger üppige Geldpolitik würde die Anleger wohl zum Umdenken veranlassen. Sie könnten angesichts der robusten Konjunktur und deutlich gestiegener Ölpreise allmählich anziehende Inflationsraten befürchten, so dass der Europäischen Zentralbank (EZB) die Argumente für eine Fortsetzung der Wertpapierkäufe und der Nullzins-Politik ausgehen. Doch es waren vor allem geopolitische Spannungen, die den Ölpreis auf ein zwischenzeitliches Dreijahreshoch von knapp 70 US-Dollar je Barrel gehievt haben.

Über kurz oder lang sollten sich jedoch wieder die fundamentalen Faktoren durchsetzen. Man darf bezweifeln, dass Russland das Abkommen über Förderkürzungen mit der Opec bis Ende des Jahres fortsetzen wird. Denn Moskau befürchtet mit Recht, dass jede Förderbeschränkung bei konventionellem Öl von der US-Fracking-Industrie zu Ausweitungen ihrer alternativen Ölproduktion genutzt wird. Dies lässt dann nicht nur die Ölnotierungen fallen, sondern führt auch zu sinkenden Marktanteilen russischer Ölförderer.

Von Seiten des Ölpreises dürften also bald wieder entlastende Einflüsse auf die Inflation ausgehen. Führen aber möglicherweise bessere Wachstumsaussichten des Euroraums dazu, dass die EZB ihre Anleihekäufe im September auslaufen lässt und früher als erwartet die Zinswende einläutet? Letzteres ist unwahrscheinlich, da die Euro-Notenbanker argumentieren, mit der Halbierung ihrer Anleihekäufe von monatlich 60 auf 30 Mrd. Euro den verbesserten Konjunkturperspektiven ohnehin schon Rechnung zu tragen. Und sollte die EZB ein Ende ihrer Wertpapierkäufe ab Oktober signalisieren, bleibt die Liquiditätsausstattung der Eurozone trotzdem großzügig, da die Zentralbank Einnahmen aus fällig werdenden Anleihen reinvestieren wird.

US-Notenbanker diskutieren Steuerreform-Effekte

Kräftig steigende Anleihezinsen sind daher kaum zu erwarten, und über eine Heraufsetzung der Leitzinsen werden die EZB-Verantwortlichen wohl erst 2019 nachdenken. Derweil wird innerhalb der US-Notenbank Fed über mögliche wirtschaftliche Auswirkungen der Steuerreform diskutiert. Diese waren bislang nur mit Einschränkungen in den Prognosen der Fed berücksichtigt, da bei der letzten Veröffentlichung der Fed-Projektionen Mitte Dezember noch unsicher war, wann die Reform kommen würde und wie sie aussehen wird.

Cleveland Fed-Präsidentin Loretta Mester sprach zuletzt von ausgeprägten Aufwärtsrisiken für den Fed-Konjunkturausblick durch die Steuerreform. Sie plädiert daher für je drei bis vier Zinserhöhungen in diesem und im nächsten Jahr. Sollte sich die Wirtschaft so entwickeln, wie sie erwarte, dann sei dies angemessen, sagte Mester in einer Rede in New York. Sie sprach sich damit für ein schnelleres Tempo bei Zinserhöhungen aus als einige ihrer Kollegen.
Dallas-Fed-Chef Robert Kaplan äußerte sich ebenfalls besorgt bezüglich eines möglichen Überschießens der US-Wirtschaft durch die Reform.

Zurückhaltender gaben sich die regionalen Fed-Präsidenten Patrick Harker und Charles Evans. Bei ihnen dämpft die Sorge vor einer zu flachen Zinsstrukturkurve – womöglich wegen der sich daraus ergebenden Risiken für die Finanzmarktstabilität – die Zinserwartungen.

Was die neue Woche bringt

Im Mittelpunkt der neuen Woche steht die Januar-Sitzung der EZB (Do.). Sie wird zeigen, ob tatsächlich eine Kommunikationsänderung ansteht. Gegen eine Änderung der Kommunikation bereits auf der Januar-Sitzung spricht, dass die EZB hiermit in der aktuellen Situation die Marktspekulationen auf einen schnelleren Ausstieg noch einmal zusätzlich befeuern würde, insbesondere, da die Kommunikation auf der Dezember-Sitzung noch sehr „taubenhaft“ ausgefallen war. Damit würde die EZB genau die Marktverwerfungen provozieren, die sie unbedingt vermeiden will. Zudem scheint die Datenlage seit der letzten Sitzung eine Anpassung der Kommunikation nicht zu rechtfertigen, da die Dezember-Inflation mit 1,4 Prozent die Erwartungen enttäuscht und der Euro deutlich zugelegt hat.

Eine Verlängerung des Wertpapier-Kaufprogramms über September hinaus dürfte weiter im Rahmen des Möglichen bleiben und noch kein festes Enddatum für das Programm verkündet werden. Ähnlich wie im Dezember dürfte EZB-Chef Mario Draghi auch bei der Pressekonferenz diese Woche die Notwendigkeit der aktuellen Ausrichtung der Geldpolitik für eine weiterhin positive Entwicklung von Konjunktur und Preisen betonen. Erst im März, mit den neuen Projektionen zu Wirtschaftswachstum und Inflation und nach der Italien-Wahl, dürfte die Kommunikation in kleinen Schritten angepasst werden.

Was neue Konjunkturdaten betrifft, liegt der Fokus auf den Stimmungsindikatoren für Januar. In der Eurozone insgesamt dürfte sich die Hochstimmung, gemessen an den Einkaufsmanagerindizes (PMI) auch im neuen Jahr nahezu gehalten haben (Mi.). Das gilt auch für Deutschland. Das ifo-Geschäftsklima könnte allerdings zum zweiten Mal in Folge etwas gefallen sein (Do.). Hier könnte sowohl der festere Euro als auch die in den USA beschlossene Steuerreform zu einer leichten Skepsis der Unternehmen geführt haben. Grund zur Sorge ist dies aber auf dem aktuellen Stimmungsniveau nicht. Die stark von der Entwicklung an den Finanzmärkten beeinflussten ZEW-Frühindikatoren dürften im Januar ebenfalls etwas gesunken sein (Di.). Ursächlich hierfür dürfte nicht zuletzt die falkenhafte Interpretation des EZB-Protokolls an den Märkten gewesen sein, das Zinsphantasien geschürt hatte.

In den USA steht eine datenarme Woche an. Im Mittelpunkt des Interesses wird wohl der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stehen (Mi.). Er ist einer der ersten
Datenpunkte für das neue Jahr und sollte für den Jahresstart optimistisch ausfallen. Denn durch den Beschluss der Steuerreform im Dezember und den ersten Umsetzungsschritten ab Januar sollten sich die Unternehmen auf Grund der zu erwartenden Steuersenkungen weiterhin positiv in den Umfragen geäußert haben. Auch die Auftragseingänge langlebiger Güter dürften für Dezember gute Voraussetzungen für den Jahresstart ankündigen (Fr.). So sollten sie vor dem Hintergrund der insgesamt guten Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes im Schlussquartal spürbar zum Vormonat gestiegen sein. Die erste Veröffentlichung der Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das vierte Quartal 2017 sollten eine weiterhin starke Konjunkturdynamik anzeigen, getragen vor allem von sehr guten Zahlen des Privaten Konsums (Fr.).

Auf Touren kommt die Unternehmens-Berichtssaison zum vierten Quartal 2017, insbesondere in den USA. 80 Unternehmen aus dem US-Leitindex S&P 500 werden ihre Quartalsergebnisse präsentieren. Trotz der positiven Wirkungen der US-Steuerreform wird es dabei auch negative Schlagzeilen geben. So werden die Ergebnisse des abgelaufenen Quartals bei vielen Unternehmen durch hohe bilanzielle Belastungen durch die Steuerreform gekennzeichnet sein. Diese rühren vor allem daher, dass latente Steuerguthaben, sofern vorhanden, teilweise abgeschrieben werden müssen. Bei der Citigroup beispielsweise führte dies aufgrund außergewöhnlich hoher latenter Steueransprüche zu einer Belastung in Höhe von 19 Mrd. Dollar.

Dabei handelt es sich aber um einen bilanztechnischen Einmaleffekt, der die Kursentwicklung der betroffenen Unternehmen nicht nachhaltig belasten dürfte. Hohe Steuerbelastungen können auch im Rahmen der Rückführung von ausländischen Finanzmitteln in die USA fällig werden. Dem stehen allerdings erwartete positive Kurseffekte gegenüber, die durch dann voraussichtlich höhere Aktienrückkäufe bzw. Dividenden entstehen.

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 22.1.2018
keine wichtigen Daten
Dienstag, 23.1.2018
Zinsentscheid Bank of Japan (%)Januar-0.1-0.1
ZEW Konjunkturerwartungen Deutschland (Punkte)Januar17.117.4
ZEW Aktuelle Lage Deutschland (Punkte)Januar91.289.3
ZEW Konjunkturerwartungen Euroland (Punkte)Januar28.129
Richmond Fed-Index USA (Punkte)Januar1820
Verbrauchervertrauen Euroland (Punkte)Januar0.60.5
Mittwoch, 24.1.2018
Importpreise Deutschland (% zum Vorjahr)Dezember1.32.7
PMI Verarb. Gewerbe Deutschland (Punkte)Januar6363.3
PMI Dienstleistungen Deutschland (Punkte)Januar55.655.8
PMI Verarb. Gewerbe Euroland (Punkte)Januar60.360.6
PMI Dienstleistungen Euroland (Punkte)Januar56.456.6
PMI Composite Euroland (Punkte)Januar57.958.1
PMI Verarb. Gewerbe USA (Punkte)Januar55.255.1
PMI Dienstleistungen USA (Punkte)Januar54.553.7
Donnerstag, 25.1.2018
GfK Verbrauchervertrauen Deutschland (Punkte)Februar10.910.8
Ifo Geschäftsklima Deutschland (Punkte)Januar117.1117.2
Ifo Aktuelle Lage Deutschland (Punkte)Januar125.6125.4
Ifo Geschäftserwartungen Deutschland (Punkte)Januar109.2109.5
EZB Zinsentscheid (%)Januar00
Neubauverkäufe USA (Tsd.)Dezember675733
Freitag, 26.1.2018
Auftragseing. langlebige Güter USA (% zum Vorm.)Dezember0.6-0.1
BIP USA (% zum Vorquartal, annualisiert)Q433.2