Die vergangene Woche bescherte dem DAX ein Auf und Ab: Zunächst erholte sich der deutsche Leitindex auf gut 13.200 Punkte, nachdem er in der Vorwoche auf rund 12.900 Zähler gefallen war, um anschließend wieder über die 13.000 Punkte-Marke zu klettern. Belastend wirkten die Unsicherheit in Deutschland auf Grund der unklaren Regierungsbildung sowie der starke Euro. Demgegenüber kamen wichtige konjunkturelle Frühindikatoren gut bei den Börsianern an.

Zum einen der Einkaufsmanagerindex (PMI) zur Unternehmensstimmung in der Wirtschaft der Eurozone. Er legte im November deutlich um 1,5 auf 57,5 Punkte zu. Der Anstieg betraf sowohl das Verarbeitende Gewerbe als auch den Dienstleistungssektor. Im Verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich die Stimmung im November auf den zweithöchsten jemals gemessenen Wert; besser war sie lediglich im April 2000. Ursächlich hierfür war die sehr gute Entwicklung der Auftragseingänge bei den Unternehmen, getrieben insbesondere von einer starken Nachfrage aus dem Ausland.

Im Dienstleistungsbereich besserte sich die Stimmung ebenfalls, wenn auch nicht so deutlich wie in der Industrie. Hier ist allerdings die Entwicklung in Frankreich hervorzuheben, wo die Dienstleistungsunternehmen einen besonders ausgeprägten Stimmungsanstieg meldeten. Damit übertraf das Sentiment des Servicesektors sogar das in der dortigen Industrie.

Investitionen und Exporte befeuern Konjunktur

Ein Ende des Aufschwungs ist vor dem Hintergrund der hervorragenden PMI-Zahlen auf kurze Sicht kaum zu erwarten.  Offensichtlich sind die Manager in den Unternehmen von rosigen Zukunftsperspektiven überzeugt. Bestätigt sehen sie sich in dieser Hinsicht durch eine dynamische Entwicklung der Nachfrage nach ihren Waren und Dienstleistungen, zuletzt vor allem aus Asien und den USA. Daher bauen sie ihre Kapazitäten aus und schaffen neue Jobs.

Diese Entwicklung ist keineswegs nur mehr auf Deutschland beschränkt, sondern hat auf andere europäische Länder übergegriffen. Insbesondere die französische Wirtschaft – immerhin die zweitgrößte der Eurozone – scheint in jüngster Zeit spürbar in Fahrt zu kommen. In den restlichen Ländern der Währungsunion stieg die Stimmung im November ebenfalls, womit sich der Aufschwung im Euroraum auf breiter regionaler Basis fortsetzt.

Im Schlussquartal dieses Jahres scheint jedoch die Wachstumsdynamik in den Kernländern höher zu bleiben als in den restlichen Euro-Staaten. Ungeachtet der zunehmenden Kapazitäten übersteigt die Nachfrage aktuell die Produktion, weshalb die Auftragsbestände der Firmen wachsen. Zusammen mit höheren Inputpreisen, vor allem im Bereich der Rohstoffe, ergibt sich so ein steigender Preisdruck auf die Unternehmen. Dieser wird weiterhin nur zögerlich an die Kunden überwälzt. Sollte die Entwicklung der Inputpreise jedoch dauerhaft anhalten, ergibt sich auch ein Aufwärtspotenzial für die Verbraucherpreise.

Ifo-Geschäftsklima so hoch wie seit gut 50 Jahren nicht mehr

Positiv überrascht wurden die Anleger auch durch das Ifo-Geschäftsklima für die deutsche Wirtschaft. Dieses vielbeachtete Konjunkturbarometer ist im November einmal mehr unerwartet kräftig gestiegen – von 116,8 auf 117,5. Analysten hatten lediglich mit 116,7 Zählern kalkuliert. Zurückzuführen ist das kräftige Plus auf die Erwartungskomponente, die auf 111,0 nach 109,2 nach oben ging. Demgegenüber stufen die Unternehmen die aktuelle Wirtschaftslage nicht mehr ganz so optimistisch ein wie noch im Oktober (124,4 nach 124,8).

Damit hat das ifo-Geschäftsklima den höchsten Stand seit Anfang der 60er Jahre erreicht. Das lange anhaltende Gezerre um eine Jamaika-Koalition hat die Chefs der Unternehmen offensichtlich kalt gelassen. Die Frage ist nun, ob die Firmenlenker so gelassen bleiben, wenn sich bei einer Neuauflage der großen Koalition eine Abkehr von Reformen ergeben würde.

Denn es ist gut möglich, dass die SPD Angela Merkel erneut zur Kanzlerin wählen wird, wenn sie einen möglichst großen Teil ihres eigenen Programms durchsetzen kann. Käme es so, sollte man die Hoffnung auf nennenswerte Steuersenkungen begraben. Darüber hinaus würden wohl auf mittlere Sicht die Beiträge zur Rentenversicherung steigen, wenn sich die SPD mit ihrer Forderung durchsetzt, die Rentenleistungen im Verhältnis zu den Löhnen trotz der Alterung der Gesellschaft nicht zu senken. Und:  Eine neuerliche große Koalition könnte damit weitermachen, die Schröder-Reformen zurückdrehen und den Arbeitsmarkt stärker
regulieren.

US-Börse profitiert von guten Unternehmenszahlen

Begünstigten hier zu Lande die erfreulichen Konjunkturdaten die Aktiennotierungen, profitierte der US-Aktienmarkt zusätzlich von positiven Unternehmensgewinnen und der Aussicht auf die US-Steuerreform. Dies ließ den S&P 500 wieder einmal auf ein Allzeithoch steigen. So lag der Anteil der positiven Gewinnüberraschungen bei den S&P 500-Unternehmen gemäß Angaben von Thomson Reuters über dem historischen Durchschnitt von 64 Prozent und in etwa in Höhe der letzten vier Quartale. Beim Umsatz überraschten mit einem Anteil von 68 Prozent mehr Firmen positiv als im historischen Durchschnitt, der bei 59 Prozent liegt.

Weniger günstig fielen die Zahlen beim STOXX Europe 600 aus. Freilich fallen die Überraschungen hier traditionell weniger positiv als in den USA aus. Rund 46 Prozent der bisher veröffentlichten Quartalsgewinne von STOXX Europe 600-Unternehmen übertrafen die Prognosen – gegenüber rund 50 Prozent im langfristigen Durchschnitt. Bei den Umsätzen lag der Anteil positiver Überraschungen bei rund 45 Prozent gegenüber 54 Prozent im historischen Schnitt.

Hauptursache für die unterdurchschnittliche Quote bei den Gewinnüberraschungen dürfte die Währungsentwicklung sein. Hatte der Euro in den Vorquartalen gegenüber dem Dollar im Vorjahresvergleich abgewertet und damit positive Einflüsse auf die Gewinne europäischer Unternehmen, wertete die Gemeinschaftswährung im dritten Vierteljahr 2017 um 5,3 Prozent auf und belastete damit Umsätze und Gewinne der international tätigen Konzerne.

Sichtbar wird dies auch im Revisionstrend für die Gewinnprognosen des Gesamtjahres 2017. Sie sind bei den europäischen Indizes zuletzt leicht abwärts gerichtet, während sich der Gewinnrevisionstrend beim S&P 500 stabil zeigt. Dennoch bleibt der Ausblick für die Unternehmensgewinne auch in Europa positiv. Für 2018 liegen die Konsens-Prognosen der Analysten für die Gewinnzuwächse (Ergebnis je Aktie) auf Ebene des DAX, EURO STOXX 50 und STOXX Europe 600 bei plus neun bis zehn Prozent.
Zwar dürfte auch das Schlussquartal dieses Jahres bei europäischen Unternehmen noch von negativen Gewinneffekten der Euro-Aufwertung geprägt sein. Dem stehen jedoch positive Wirkungen des konjunkturellen Aufschwungs gegenüber. Das spricht dafür, dass mögliche weitere Abwärtsrevisionen der Gewinnerwartungen begrenzt bleiben. Per Saldo bleibt der nach oben gerichtete Trend der Firmengewinne somit auch 2018 intakt.

EZB-Direktor verunsichert Börsianer

Kurzzeitig für Irritationen sorgte an den Börsen EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure, als er sagte, der Ausblick (Forward Guidance) zum Anleihen-Kaufprogramm werde von der Inflationsentwicklung losgelöst, sobald die Europäische Zentralbank sich ausreichend sicher sei, dass die Käufe für eine Zielerreichung nicht mehr entscheidend sind. Das würde darauf hinauslaufen, dass eine Verlängerung der Käufe über den September 2018 hinaus auch bei anhaltend zu niedriger Inflation weniger wahrscheinlich wäre. Im Protokoll der EZB-Oktober-Sitzung war eine solche Formulierung nicht zu finden.
Wahrscheinlich ist, dass der Ausblick zum Kaufprogramm im kommenden Jahr verändert und möglicherweise durch eine Leitlinie zur Gesamtausrichtung der Geldpolitik ersetzt wird. Deutlich wurde zudem, dass die Forwards Guidance zur Zinsentwicklung in der aktuellen Form sehr breite Unterstützung im EZB-Rat hat. Die zeitliche Verknüpfung vom Ende der Käufe und künftigen Leitzinserhöhungen wird als ein wichtiger Bestandteil der EZB-Kommunikation angesehen, da hiermit die Erwartung an einen ersten Zinsschritt zeitlich in der Zukunft gehalten wird. Im Einklang damit gab Coeure letzte Woche an, der Einlagesatz würde noch für lange Zeit auf dem aktuellen Niveau verbleiben, obwohl er gleichzeitig den aktuellen Aufschwung als robust und zufriedenstellend bezeichnete.

Markt rechnet mit Fed-Zinserhöhung im Dezember

Im Protokoll zur November-Sitzung der US-Notenbank Fed zeigten sich die amerikanischen Währungshüter insgesamt etwas besorgter als in den Monaten zuvor, dass die Inflation länger als erwartet niedrig bleiben könnte. Dennoch blieb es bei der Einschätzung, dass die Teuerungsrate zumindest mittelfristig das Ziel von zwei Prozent erreichen werde. Dementsprechend plädierten viele Notenbanker für einen baldigen Zinsschritt, also im Dezember. Einige Mitglieder äußerten allerdings Bedenken und wollten die Entscheidung von den nächsten Wirtschaftszahlen abhängig machen. Ähnlich unsicher äußerte sich überraschenderweise auch Fed-Chefin Janet Yellen in einer Rede. Sie sei „sehr unsicher“, ob das Inflationsziel in den kommenden Jahren erreicht werde.
Angesichts eines zuletzt etwas höheren Inflationsdrucks konnte dies aber die hohen Markterwartungen an einen Zinsschritt im Dezember nicht dämpfen. Die implizite Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 93 Prozent. Im Übrigen gab Yellen vergangene Woche bekannt, mit dem Ende ihrer Amtszeit als Vorsitzende die Fed ganz zu verlassen. Demzufolge sind nach jetzigem Stand vier der sieben Sitze im Fed-Board ab Februar vakant.

Was die neue Woche bringt

In der Eurozone stehen diese Woche weitere Frühindikatoren zur Veröffentlichung an. Nachdem in der vergangenen Woche die Einkaufsmanagerindizes (PMI) und das ifo Geschäftsklima stark vorgelegt haben, ist für den ESI-Stimmungsindikator der EU-Kommission ein weiterer spürbarer Anstieg wahrscheinlich (Mi.). Auf Konsumentenseite dürfte in Deutschland das GfK Konsumklima zum Jahresende noch einmal steigen und damit auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hinweisen (Di.). Hier spielt auch eine Rolle, dass sich der Arbeitsmarkt und damit die Einkommensperspektiven der Verbraucher weiter verbessern, denn die Arbeitslosenanzahl dürfte im November saisonbereinigt erneut gesunken sein (Do.).
Die Verbraucherpreise dürften im November im Euroraum wieder etwas gestiegen sein, befeuert von steigenden Rohstoffpreisen (Do.). Für die Kernrate ist gleichfalls ein leichter Anstieg der Jahresrate zu erwarten. In Deutschland sollte die Jahresrate wieder auf 1,7 Prozent anziehen und sich damit wieder etwas dem Ziel der EZB nähern (Mi.).

In den USA stehen die Inflationszahlen für Oktober auf der Agenda. Hier sollte das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, der Preisindex des Privaten Konsums, zum Vormonat etwas zugelegt haben und damit die Inflationsrate bei 1,6 Prozent geblieben sein (Do.). Die Kerninflation, ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise, sollte sogar eine etwas stärkere monatliche Teuerungsdynamik aufweisen.
Diese Zahlen dürften der Fed reichen, um auf ihrer Dezember-Sitzung (13.12.) einen Zinsschritt von 25 Basispunkten zu beschließen. Unterstützt wird die Erwartung an eine langsame Inflationsbelebung durch weiterhin gute Konjunkturdaten. So sollte die unerwartet starke Wachstumsdynamik in den USA im Sommerquartal (Q3) in der zweiten Veröffentlichung der BIP-Daten bestätigt werden (Mi.). Die Einkommen und Konsumausgaben dürften zum Herbststart nominal etwas langsamer zugelegt haben als noch im September, nicht zuletzt eine Folge der starken Vormonatszahlen (Do.).

Der Ausblick für November bleibt ebenfalls positiv. Der ISM-Frühindikator für das Verarbeitende Gewerbe dürfte zwar im November leicht gesunken sein. Er bleibt aber auf sehr hohem Niveau und spricht für eine Ausweitung der Produktion in der US-Industrie zum Jahresende (Fr.).
Politisch geht der Blick Richtung US-Senat. Der soll diese Woche seinen Gesetzesentwurf zur Steuerreform verabschieden. Ob dies gelingt, ist fraglich, da die Republikaner lediglich eine Mehrheit von drei Stimmen haben. Sollte die Abschaffung der Obamacare-Steuer im Gesetzesentwurf enthalten bleiben, dürfte die Abstimmung äußerst knapp ausfallen. Mit der Abstimmung des Entwurfs wird dann die Arbeit eines Vermittlungsausschusses eingeläutet, der aus den Gesetzesentwürfen aus dem Senat und dem Repräsentantenhaus ein eigenes Gesetz entwirft, das erneut beiden Kongresskammern zur Abstimmung vorgelegt wird.

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 27.11.2017
Neubauverkäufe USA (Tsd.)Oktober624667
Dienstag, 28.11.2017
Importpreise Deutschland (% zum Vorjahr)Oktober2.43
GfK Verbrauchervertrauen Deutschl. (Punkte)Dezember10.810.7
Richmond Fed-Index USA November (Punkte)November1412
Conference Board Verbrauchervertr. USA (Punkte)November123.5125.9
Mittwoch, 29.11.2017
ESI Index Euroland (Punkte)November114.8114
Verbraucherpreise Deutschland (% zum Vorjahr)November1.71.6
BIP USA (% zum Vorquartal, annualisiert)Q33.13
Donnerstag, 30.11.2017
Industrieproduktion Japan (% zum Vormonat)Oktober1.8-1
PMI Verarb. Gewerbe China (Punkte)November51.551.6
Arbeitslosenrate Deutschland (%)November5.65.6
Verbraucherpreise Euroland (% zum Vorjahr)November1.61.4
Verbraucherpr. Kernrate Euroland (% zum Vorjahr)November10.9
Private Einkommen USA (% zum Vormonat)Oktober0.40.4
Konsumausgaben USA (% zum Vormonat)Oktober0.21
Freitag, 1.12.2017
PMI Caixin Verarb. Gewerbe China (Punkte)November5151
PMI Verarb. Gewerbe Deutschland (Punkte)November62.562.5
PMI Verarb. Gewerbe Euroland (Punkte)November6060
ISM Index Verarb. Gewerbe USA (Punkte)November58.358.7