Während sich die europäischen Aktienmärkte vergangene Woche stabilisieren konnten, musste der DAX weitere Verluste hinnehmen. Das lag in erster Linie an den im deutschen Leitindex stark gewichteten Automobilwerten, die durch den Kartellverdacht erheblich unter Druck gerieten. Hinzu kamen Kursverluste auf Grund negativ aufgenommener Quartalsberichte bei BASF, Bayer und Deutscher Bank.

Dabei läuft die Unternehmens-Berichtssaison zum zweiten Quartal relativ gut. Rund die Hälfte der S&P 500-Unternehmen hat bereits ihr Zahlenwerk vorgelegt. Immerhin 77 Prozent der Firmen konnten die in sie gestellten Gewinnerwartungen übertreffen und etwa 70 Prozent die Umsatz-Prognosen. Lag das geschätzte S&P 500-Gewinnwachstum für das zweite Vierteljahr Ende Juni noch bei 7,3 Prozent, ist es mittlerweile auf 8,8 Prozent geklettert.

Ifo-Geschäftsklima überrascht positiv

Unterstützung für die Märkte kam zudem von guten Konjunkturdaten. So überraschte der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland stark positiv und setzte seinen Anstieg auf den dritten Rekordwert in Folge fort. Hierbei legte auch die für den Aktienmarkt wichtige Komponente für die Geschäftserwartungen weiter zu, von 106,8 auf 107,3 Punkte. Analysten hatten nur mit 106,5 Zählern gerechnet.
Ebenfalls stärker als erwartet präsentierte sich das Konsumklima in Deutschland; der entsprechende Index der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stieg um 0,2 auf 10,8 Punkte. Das zeigt, dass die Verbraucher hier zu Lande unverändert optimistisch in die Zukunft blicken. Der Anstieg des Gesamtindikators ergibt sich aus Verbesserungen der Konjunkturerwartungen der Konsumenten, sowie aus einer weiteren leichten Verbesserung der Einkommenserwartungen. Lediglich die Anschaffungsneigung gab etwas nach, hielt sich aber auf einem hohen Niveau und liegt noch oberhalb des Durchschnitts des vergangenen Jahres.

Die Inflationsrate in Deutschland stieg von 1,6 Prozent im Juni auf 1,7 Prozent im Juli, wofür vor allem gestiegene Lebensmittelpreise verantwortlich waren. Von Inflationsdruck kann jedoch weiterhin keine Rede sein, zumal die teuerungstreibenden Ölpreiseffekte auslaufen. Vorerst ist nicht davon auszugehen, dass die Inflationsraten weiter zulegen werden. Daher bleibt es für die Europäische Zentralbank (EZB) argumentativ schwierig, sich von der extrem expansiven Geldpolitik zu verabschieden.

Wirtschaftswachstum der Eurozone beschleunigt sich

Hilfreich für die Euro-Notenbanker ist allerdings, dass die Konjunktur im Euro-Währungsraum an Dynamik gewonnen hat. Die ersten Länder haben Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal veröffentlicht, welche die Erwartungen erfüllt haben. Positive Signale kommen sowohl von der Inlandsnachfrage als auch vom Außenhandel.

Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft im Euroraum und einstiges „Sorgenkind“ präsentiert abermals ein ordentliches Wachstum. Der BIP-Zuwachs von 0,5 Prozent liegt stabil auf dem Niveau des Vorquartals und damit in etwa auf dem Durchschnitt der Eurozone. Der Exportsektor konnte gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres kräftig zulegen, während die Importe nur ein schwaches Plus auswiesen. Die gute Quartalszahl und das derzeit optimistische Wirtschaftsklima dürfen aber nicht über die Probleme hinwegtäuschen, denen sich der neue französische Präsident Emmanuel Macron gegenüber sieht. Besonders der Arbeitsmarkt und das Steuersystem gelten als reformbedürftig.

Spanien, die viertgrößte Volkswirtschaft des Währungsraums, konnte sein Wachstumstempo mit 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal sogar noch beschleunigen. Details zu den BIP-Nachfragekomponenten stehen zum Zeitpunkt der Schnellschätzung zwar noch aus. Einem Bericht der spanischen Notenbank zufolge hat aber die Inlandsnachfrage maßgeblich zu dem starken Quartalsergebnis beigetragen. Doch auch der Außenhandel dürfte einen wesentlichen Beitrag geleistet haben, nicht zuletzt wegen des anhaltenden Tourismusbooms auf der iberischen Halbinsel.

US-Wirtschaft auf stabilem Wachstumspfad

Doch nicht nur diesseits des Atlantiks hat der Aufschwung Tritt gefasst, sondern auch auf der anderen Seite des großen Teichs. Die US-Wirtschaft hat im zweiten Quartal ihr Wachstumstempo sogar verdoppelt. Dies entsprach allerdings den Erwartungen von Volkswirten, da der Jahresbeginn infolge mehrerer Sondereffekte schwach ausgefallen war. Nun stieg das BIP gegenüber dem ersten Vierteljahr um – aufs Jahr hochgerechnet – um 2,6 Prozent.

Das Wachstum stand insgesamt auf einer recht breiten Basis, auch wenn einmal mehr der private Konsum für den stärksten Schub sorgte. Für die Wachstumsbeschleunigung war gleichfalls die Konsumfreude der US-Bürger primär verantwortlich. Nur eine deutliche Steigerung der Verteidigungsausgaben trug noch einen Tick zur Erhöhung des Wachstumstempos bei. Außerdem fällt die positive Entwicklung der Investitionen in Maschinen und Ausrüstungen auf.

Ein genauerer Blick auf die Ausrüstungsinvestitionen zeigt, dass diese das zweite Quartal in Folge ihre Dynamik verdoppelten und dadurch immerhin um etwas mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorquartal expandierten. Die Investitionen in gewerbliche Bauten entwickelten sich ebenfalls positiv. Der Rückgang beim Wohnungsbau fiel hingegen noch deutlicher aus, als es die bisher vorliegenden Daten für die Baubeginne erwarten ließen.

Insgesamt vermitteln die jüngsten BIP-Daten den Eindruck, dass sich die amerikanische Wirtschaft weiter auf einem stabilen Wachstumspfad befindet. Das hohe Niveau der wichtigsten Stimmungsindikatoren weist auch für die zweite Jahreshälfte auf robustes Wachstum hin.

Mit Spannung hatten Börsianer vergangene Woche der Sitzung der US-Notenbank Fed entgegengesehen. Wie erwartet beließ die Fed den Leitzins auf dem aktuellen Niveau von 1,00 bis 1,25 Prozent. Dabei fiel die Einschätzung zur Inflationsentwicklung negativer aus als noch im Juni. Gleichzeitig änderte die Zentralbank ihren Ausblick (Forward Guidance) zum Beginn des Bilanzabbaus. Während sie im Juni davon sprach, noch in diesem Jahr mit der Bilanzreduzierung zu starten, möchte sie diesen Schritt nun „relativ bald“ angehen. Die Anleger konzentrierten sich aber vor allem auf die Anmerkungen zur schwachen Inflation und nahmen das Fed-Statement daher wohlwollend auf.

Was die neue Woche bringt

In der Eurozone richtet sich diese Woche der Fokus auf die Inflationsentwicklung im Juli (Mo.). Zwar hat die EZB in ihrer Kommunikation zuletzt die Bedeutung der Inflation heruntergespielt. Im Mittelpunkt stand eher die positive wirtschaftliche Entwicklung, die sich auch in der ersten Veröffentlichung der BIP-Wachstumsrate für das zweite Quartal zeigen dürfte (Di.). Dennoch bleibt das Inflationsziel von knapp zwei Prozent die Messlatte der Geldpolitik. Für den Juli erwarten Ökonomen keine Veränderung der Inflationsrate zum Vormonat, weshalb die EZB von Seite der Teuerung kaum Rückenwind für die Kommunikation ihrer Exit-Strategie bekommen dürfte.

Der Auftragseingang der Industrie in Deutschland dürfte sich im Juni sehr solide entwickelt haben (Fr.). Hierauf deutet bereits die gute, vorab berichtete Neugeschäftslage im Maschinenbau hin. Allerdings wird mit diesem zweiten Anstieg in Folge bislang lediglich die schwache Entwicklung aus dem April ausgeglichen. Eine dynamische Aufwärtstendenz ist nach wie vor nicht zu erkennen. Der Arbeitsmarkt sollte sich hingegen im Juli wieder positiv entwickelt haben (Di.). Der leichte Anstieg der Arbeitslosenzahl im Vormonat dürfte nur ein kurzzeitiger Ausrutscher bleiben und die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt wieder gesunken sein. Hierauf deuten die weiterhin hohe Anzahl offener Stellen sowie die sinkende Anzahl an Kurzarbeitsanzeigen hin. Zudem erklärt sich die recht schwache Juni-Zahl auch damit, dass die übliche Frühjahrsbelebung in diesem Jahr witterungsbedingt vorgezogen wurde und entsprechend am Ende der üblichen Belebungsphase Bremseffekte auftraten.

In den USA sind vor allem die Veröffentlichung der PCE-Inflationsdaten für Juni (Di.) sowie der Arbeitsmarktbericht für Juli (Fr.) interessant. Bei ersterem dürfte die monatliche Teuerung im Vergleich zu den bereits veröffentlichten CPI-Inflationszahlen für Juni leicht stärker ausgefallen sein. Dies liegt an dem unterschiedlichen Gewichten der Güter im Warenkorb der jeweiligen Inflationsberechnung. Rechnerisch sollte dies ausgereicht haben, um die PCE-Kerninflationsrate auf ihrem aktuellen Niveau von 1,4 Prozent zu halten. Die Headline-Inflationsrate dürfte dagegen um 0,1 Prozentpunkte auf dann 1,3 Prozent gefallen sein. Dies sollte die Zweifel in der Fed bezüglich eines weiteren Zinsschritts in diesem Jahr nähren.

Der Arbeitsmarktbericht sollte das insgesamt positive Arbeitsmarktbild der Fed nicht trüben (Fr.). So dürfte der Stellenaufbau mit 183.000 neuen Jobs robust ausgefallen sein und die Arbeitslosenrate wird wohl unverändert bei 4,4 Prozent gelegen haben. Die Unternehmensstimmung dürfte sich dagegen im Juli insgesamt etwas abgeschwächt haben. So dürfte der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im Juli erneut eine leichte Abwärtskorrektur vornehmen (Di.), nachdem der Index im Juni wieder deutlich gestiegen war. Auch der Stimmungsindikator für den Dienstleistungssektor sollte leicht nachgegeben haben (Do.).

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 31.7.2017
Industrieproduktion Japan (% zum Vormonat)Juni1.5-3.6
PMI Verarb. Gewerbe China (Punkte)Juli51.551.7
Einzelhandelsumsatz Deutschland (% zum Vorm.)Juli0.20.5
Verbraucherpreise Euroland (% zum Vorjahr)Juli1.31.3
Verbraucherpr. Kernrate Euroland (% zum Vorjahr)Juli1.11.1
Dienstag, 1.8.2017
PMI Verarb. Gewerbe Deutschland (Punkte)Juli58.358.3
Arbeitslosenrate Deutschland (%)Juli5.75.7
PMI Verarb. Gewerbe Euroland (Punkte)Juli56.856.8
BIP Euroland (% zum Vorquartal)Q20.60.6
Private Einkommen USA (% zum Vormonat)Juni0.40.4
Konsumausgaben USA (% zum Vormonat)Juni0.10.1
PCE-Deflator USA (% zum Vorjahr)Juni1.31.4
PCE-Kernrate USA (% zum Vorjahr)Juni1.41.4
ISM Verarb. Gewerbe USA (Punkte)Juli56.257.8
Mittwoch, 2.8.2017
keine wichtigen Daten
Donnerstag, 3.8.2017
PMI Dienstleistungen Deutschland (Punkte)Juli53.553.5
PMI Dienstleistungen Euroland (Punkte)Juli55.455.4
Zinsentscheid Bank of England (%)August0.250.25
ISM Dienstleistungen USA (Punkte)Juli56.857.4
Freitag, 4.8.2017
Auftragseingang Deutschland (% zum Vormonat)Juni0.61
Beschäftigung USA (Tsd. zum Vormonat)Juli183222
Arbeitslosenrate USA (%)Juli4.44.4
Handelsbilanz USA (Mrd. US-$)Juni-45.5-45.6