Steuersenkungen, Investitionen in die Infrastruktur, Deregulierung der Banken – all das versprach der neue US-Präsident Donald Trump und trieb damit die Aktienkurse in die Höhe. Doch zuletzt schien den Anlegern allmählich bewusst zu werden, dass Trumps Pläne auch Risiken für die Finanzmärkte bergen. Das gilt insbesondere für seine protektionistische Handelspolitik und seine knallharte Einwanderungspolitik.
Europas Börsen wurden vergangene Woche zudem von einem festeren Euro belastet, nachdem der Chef des Nationalen Handelsrats der USA, Peter Navarro, Deutschland vorgeworfen hatte, von einem massiv unterbewerteten Euro zu profitieren.
Konjunkturdaten stützen Aktienmärkte
Dass die Aktiennotierungen dennoch nur wenig nachgaben, lag an anhaltend guten Unternehmens- und Konjunkturzahlen. So fiel der an den Märkten stark beachtete US-Arbeitsmarktbericht für den Januar weit besser aus als erwartet. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 227.000, während Analysten lediglich mit einem Zuwachs von 180.000 gerechnet hatten. Gleichzeitig legte die Arbeitslosenquote von 4,7 auf 4,8 Prozent zu.
Der kräftige Beschäftigungsanstieg jenseits des Atlantiks ist allerdings teilweise auf das relativ milde Winterwetter zurückzuführen, was etwa am Bau (+36.000 nach +2.000 im Dezember) sichtbar ist. Deshalb lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, dass die Bereitschaft der Unternehmen, neue Arbeitskräfte einzustellen, zugenommen hat. Deutlich unter den Erwartungen blieben mit einem Plus von 0,1 Prozent die durchschnittlichen Stundenlöhne, vor allem, wenn man bedenkt, dass 19 Bundesstaaten den Mindestlohn angehoben haben.
Besser als vorausgesagt ist auch der ISM-Manufacturing-Index für die USA ausgefallen. Er stieg von 54,5 auf 56,0 Punkte, wobei die wichtige Komponente für die Auftragseingänge mit 60,4 Punkten auf sehr hohem Niveau verharrte. Auf globaler Ebene bestätigten die endgültigen Markit-Einkaufsmanagerindizes (PM) den Erholungstrend. Die Auftragseingangs-Komponente des JP Morgan Global Manufacturing Index verbesserte sich weiter von 53,7 auf 53,9 Zähler und erreichte damit den höchsten Stand seit Mitte 2014.
Höhere Inflation lässt Anleger kalt
Keine nennenswert negativen Auswirkungen an den Aktienmärkten hinterließ der starke Inflationsanstieg in der Eurozone. Die Inflationsrate Eurolands sprang überraschend von 1,1 Prozent im Dezember auf 1,8 Prozent im Januar, während Ökonomen lediglich 1,5 Prozent prognostiziert hatten. Die deutliche Beschleunigung der Teuerung geht fast vollständig auf den Anstieg der Energiepreise zurück. Die Kernrate ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel blieb dagegen unverändert und wie erwartet bei 0,9 Prozent.
Von einem nachhaltigen Erreichen des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank (EZB) gehen die meisten Beobachter jedoch weiterhin nicht aus. Vielmehr dürfte die Inflationsrate nach dem ersten Vierteljahr auf Grund des wegfallenden Basiseffektes bei Energie wieder in Richtung der Kernrate sinken und die EZB in ihrer expansiven Geldpolitik bestätigen.
Fed braucht Informationen über Trump-Politik
Was die globale Geldpolitik betrifft, herrscht über den künftigen Kurs der amerikanischen Notenbank Fed größere Unsicherheit als über den der EZB. Die jüngsten Zahlen zu Beschäftigung und Preisen in den USA lassen vermuten, dass Jobmarkt und Inflation sich den Zielen der Fed weitgehend angenähert haben. Trotzdem dürften Fed-Chefin Janet Yellen und ihre Mitstreiter auf detailliertere Informationen warten, wie es unter Präsident Trump weitergeht, bevor sie den nächsten Schritt Richtung Normalisierung der Geldpolitik gehen werden.
Auf ihrer letzten Sitzung haben die Fed-Verantwortlichen einstimmig beschlossen, ihre Zinspolitik unverändert beizubehalten. Trotz verbesserter Konjunkturdaten halten sich die Währungshüter mit Hinweisen über Zeitpunkte künftiger Zinserhöhungen zurück. Zunächst wollen sie sich ein klareres Bild über die beabsichtigte Wirtschafts- und Finanzpolitik der neuen US-Regierung machen. Man wird Trump wohl eine „Probezeit“ bis zur Fed-Sitzung im Juni einräumen – in der Hoffnung, dass sich bis dahin eine klare Struktur seiner Politik abzeichnet.
Nächster US-Zinsschritt kaum vor Juni
Angesichts der mittlerweile bei 2,1 Prozent liegenden Inflation in Amerika scheinen höhere Leitzinsen durchaus gerechtfertigt. Doch betonte die Fed in ihrem Monetary Policy Statement, dass die Inflationserwartungen zuletzt nicht weiter zugenommen hätten. Ähnlich wie die EZB rechnen auch die US-Notenbanker mit keinen nachhaltigen treibenden Preiseffekten von der Rohstoffseite. Vielmehr gehen sie von abebbenden Basiseffekten auf Grund nicht weiter steigender Ölpreise aus.
Hinzu kommt, dass die Fed vermeiden will, die sich nur zaghaft erholenden Unternehmensinvestitionen durch steigende Zinsen sowie die Exporte durch einen stärkeren Dollar zu bremsen. An den Finanzmärkten hat sich deshalb die Einschätzung durchgesetzt, dass die nächste Leitzinserhöhung frühestens im Juni erfolgen wird. So liegt laut Bloomberg die aus den Fed Funds Futures abgeleitete Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung ab Juni deutlich über 70 Prozent.
Um keinen Zinsschock auszulösen, der die Finanzmärkte und die Weltkonjunktur schädigen könnte, lässt die Fed den Geldhahn aber so oder so weit offen. Denn Yellen und Co. haben aus der Vergangenheit gelernt: 2013 hatten schon minimale Andeutungen des damaligen Fed-Chefs Ben Bernanke in Bezug auf eine Reduzierung der Liquidität (Tapering) ausgereicht, um die Rendite von US-Staatsanleihen von rund 1,5 auf drei Prozent nach oben schießen zu lassen. Würde die Fed jetzt einen Liquiditätsentzug signalisieren, würden große institutionelle Investoren wohl in großem Stil US-Anleihen verkaufen, um ihre Buchgewinne zu sichern – und damit die Bondzinsen nach oben treiben.
Licht und Schatten bei Firmen-Quartalsberichten
Von den veröffentlichten Unternehmensberichten gingen vergangene Woche einige positive Impulse auf die Aktiennotierungen aus, wenngleich die Ergebniszahlen durchwachsen waren. Vor allem Index-Schwergewichte wie Apple und Siemens konnten mit ihren Quartalszahlen positiv überraschen und in der Folge spürbare Kursgewinne erzielen.
Siemens schnitt beim Ergebnis des letzten Quartals vor dem Hintergrund einer starken Margenentwicklung besser als erwartet ab und hob zudem den Gewinnausblick für das Geschäftsjahr 2016/2017 an (Bilanzstichtag 30.09.). Die Prognose für das Ergebnis je Aktie wurde von einer Bandbreite von 6,80 bis 7,20 Euro auf 7,20 Euro bis 7,70 Euro erhöht. Gemessen an den Mittelwerten der Bandbreiten entspricht dies einer Prognoseanhebung um 6,4 Prozent.
Es gab allerdings auch Enttäuschungen, wie beispielsweise bei der Deutschen Bank und Daimler. Beide Firmen blieben im abgelaufenen Quartal hinter dem Marktkonsens zurück, was mit Kursabschlägen quittiert wurde.
Was die neue Woche bringt
In dieser Woche ist der Konjunkturdatenkalender nur dünn gefüllt. Auf der Agenda stehen überwiegend harte Daten wie der Auftragseingang der deutschen Industrie (Mo.), die Industrieproduktion aus Deutschland (Di.) sowie die Handelsbilanz Deutschlands (Do.) und Chinas (Fr.). Größere Aufmerksamkeit dürften allerdings mögliche Äußerungen zur Wirtschaftspolitik aus der Trump-Administration erhalten.
In den USA gibt der Michigan-Konsumklimandex Auskunft über die Kauflaune der US-Verbraucher (Fr.). Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Fest im Blick hat die Wirtschaftswelt auch den Dollar, der nach Trumps Wahl Anfang November zunächst rasant gestiegen war. Inzwischen hat der Greenback aber den Rückwärtsgang eingelegt.
Aus dem Dax öffnen diese Woche der Versicherer Münchener Rück (Di.), der Stahlkocher Thyssenkrupp und die Commerzbank (jeweils Do.) ihre Bücher. Im Ausland wollen am Dienstag der Unterhaltungskonzern Walt Disney und am Donnerstag der Kosmetik-Anbieter L’Oreal sowie der Limonaden-Hersteller Coca-Cola Geschäftszahlen präsentieren.
Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche
Monat | Prognose | Letzter | |
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Montag, 6.2.2017 | |||
Auftragseingang Deutschland (% zum Vormonat) | Dezember | 0.5 | -2.5 |
Sentix Investorenvertrauen Euroland (Punkte) | Februar | 16.5 | 18.2 |
Dienstag, 7.2.2017 | |||
PMI Caixin Dienstleistungen China (Punkte) | Januar | 53.5 | 53.4 |
Industrieproduktion Deutschland (% zumVormonat) | Dezember | 0.4 | 0.4 |
Handelsbilanz USA (Mrd. US-$) | Dezember | -45 | -45.2 |
Mittwoch, 8.2.2017 | |||
keine wichtigen Konjunkturdaten | |||
Donnerstag, 9.2.2017 | |||
Auftragseing. Maschinenbau Japan (% zum Vorm.) | Dezember | 3.1 | -5.1 |
Exporte Deutschland (% zum Vormonat) | Dezember | -1.6 | 3.9 |
Importe Deutschland (% zum Vormonat) | Dezember | -1 | 3.5 |
Freitag, 10.2.2017 | |||
Exporte China (% zum Vorjahr) | Januar | 3 | -6.1 |
Importe China (% zum Vorjahr) | Januar | 9.6 | 6.1 |
Uni Michigan Konsumklima USA (Punkte) | Februar | 97.8 | 98.5 |