Nach einem freundlichen Start in das neue Jahr ist der Schwung an den Börsen zuletzt erlahmt. Das hat vor allem damit zu tun, dass der künftige US-Präsident Donald Trump die Anleger verunsichert. So lieferte die erste Pressekonferenz seit seinem Wahlsieg kaum neue Erkenntnisse, da Trump sein wirtschaftspolitisches Programm erneut nur in groben Zügen darlegte. Neu ist, dass er nun auch Japan zu den Ländern zählt, mit denen die USA schlechte Handelsverträge hätten. Außerdem warf er zuletzt deutschen Autobauern unfaires Verhalten vor und drohte ihnen mit hohen Importzöllen. Aggressive Bemerkungen Trumps zu den Medikamentenpreisen sorgten vor allem für Druck auf die Pharmawerte.
Dabei scheinen von konjunktureller Seite die Ampeln für die Aktienmärkte derzeit auf grün zu stehen. Denn die zu Beginn des Jahres veröffentlichten Einkaufsmanagerindices (PMI) haben sich weltweit weiter verbessert. Bestätigt wurde der Aufwärtstrend dieser Frühindikatoren vergangene Woche durch die wichtigen ISM-Indizes in den USA: Der Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg von 53,2 auf 54,7 Punkte, der für den Dienstleistungssektor verharrte auf hohem Niveau bei 57,2 Zählern. Damit wurden die Erwartungen von Analysten klar übertroffen.
Deutsche Wirtschaft mit guten Zahlen
Ebenfalls erfreulich fielen letzte Woche harte Konjunkturzahlen für Deutschland aus: Von Oktober bis November legte die Industrieproduktion in Deutschland um 0,4 Prozent zu, die Importe um 3,5 Prozent und die Exporte sogar um 3,9 Prozent. Nie zuvor hat die deutsche Wirtschaft in einem Monat so viele Waren exportiert und importiert wie im November. Zudem präsentierte sich der deutsche Arbeitsmarkt Ende 2016 weiterhin robust.
Für eine positive Überraschung sorgte auch die Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts zum Wirtschaftswachstum Deutschlands im vergangenen Jahr. Mit 1,9 Prozent fiel es höher aus als von den meisten Volkswirten prognostiziert. Treibende Kraft war die Binnenkonjunktur, insbesondere der private Konsum und die deutlich gestiegenen Staatsausgaben. Außerdem leisteten die Bauinvestitionen einen wichtigen Beitrag zum ansehnlichen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Obwohl sich die Europäische Zentralbank (EZB) immer wieder Kritik aus Deutschland gefallen lassen muss, profitiert gerade die Bundesrepublik von der extremen Niedrigzinspolitik der Notenbank. Die Baulust der Häuslebauer wird durch historisch günstige Finanzierungsbedingungen genährt; und weil mit dem Sparbuch so gut wie keine Rendite zu erzielen ist, geben die Verbraucher ihr Geld lieber aus.
Globales Wachstum vor Beschleunigung
Der positive Einfluss der aktuellen Konjunkturdaten auf die Börsen zeigt sich auch am Economic Surprise Index der Citigroup. Dieser Index misst Abweichungen der veröffentlichten Konjunkturzahlen von den Konsens-Prognosen der Ökonomen und Analysten. Er ist in den letzten drei Monaten für die G10-Staaten deutlich gestiegen und befindet sich inzwischen auf dem höchsten Stand seit Juni 2010. Zuletzt konnten vor allem die Daten aus dem Euroraum stark überraschen, wo der entsprechende Index das höchste Niveau seit Februar 2013 erreichte. Doch auch in den USA und China gab es positive Konjunkturüberraschungen. In allen drei Regionen liegen die entsprechenden Indizes klar im positiven Bereich.
Aktienbewertungen über langjährigem Durchschnitt
Gedämpft wird die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten allerdings – neben bestehenden geopolitischen Risiken und Unsicherheiten – durch das mittlerweile erreichte hohe Bewertungsniveau, insbesondere in den USA. Denn das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KGV) liegt für amerikanische Aktien gut ein Drittel über dem Durchschnitt seit 1980, für deutsche Aktien um rund ein Viertel. Das könnte Investoren dazu veranlassen, eine zunehmend abwartende Haltung einzunehmen – und daraus resultierend eine Verschnaufpause an den Börsen herbeizuführen. Für diese These spricht auch, dass von Seiten der Notenbanken auf kurze Sicht keine neuen Impulse zu erwarten sind.
Hilfreich für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Börsen wären bessere Gewinnaussichten der Unternehmen, basierend auf einer anhaltenden Belebung der wirtschaftlichen Dynamik. Das würde nämlich bedeuten, dass das bereits ambitionierte Bewertungsniveau nicht noch weiter steigt bzw. in moderatere Regionen sinkt. Hinweise in dieser Richtung dürften die im Rahmen der begonnenen Berichtssaison gegebenen Ausblicke der Unternehmen liefern.
Was die neue Woche bringt
Für die ZEW-Konjunkturerwartungen für Januar in der Eurozone und Deutschland rechnen Volkswirte mit einem Anstieg, womit die ersten Indikatoren einen konjunkturell gelungenen Start ins neue Jahr signalisieren würden (Di.). Die Einschätzung der aktuellen Konjunkturlage sollte sich vor dem Hintergrund zuletzt verbesserter harter Konjunkturdaten und hoher Auftragsbestände vor allem in Deutschland ebenfalls verbessert haben.
Die deutschen Erzeugerpreise für Dezember dürften bestätigen, dass der Preisauftrieb auf den Vorstufen der Produktionskette zum Jahreswechsel zugenommen hat (Fr.). Für die Veröffentlichung der endgültigen Dezember-Daten zu den Verbraucherpreisen im Euroraum und Deutschland sind keine Revisionen zu erwarten (Mi.). Die aktuelle Aufwärtstendenz der Inflation wird sich jedoch in den kommenden Monaten zumindest zum Teil als nicht nachhaltig erweisen, da der Basiseffekt im Bereich der Energiepreise zunehmend auslaufen wird. Zwar dürfte die Inflationsrate in den ersten Monaten des Jahres weiter steigen, ab Frühjahr aber wieder etwas sinken und sich auch in Deutschland nicht dauerhaft über der Zwei-Prozent-Marke halten.
Am Donnerstag trifft sich der EZB-Rat zu seiner nächsten Sitzung. Anleger werden vor allem darauf achten, wie die Zentralbank auf die jüngsten Inflationsdaten reagiert. Voraussichtlich wird sich EZB-Chef Mario Draghi positiv zur Entwicklung der Konjunktur-und Inflationsdaten äußern und bestätigen, dass sich das Risiko einer Deflation im Euro-Währungsraum deutlich verringert hat. Damit könnte er die Dezember-Entscheidung zur Reduktion des monatlichen Wertpapier-Kaufvolumens rechtfertigen.
Draghi wird wohl zudem betonen, dass der bisherige Anstieg der Inflation in erster Linie dem Ölpreiseffekt geschuldet sei. Angesichts der oben beschriebenen Abwärtsrisiken ab Frühjahr wird er frühere Aussagen bekräftigen, dass die Beibehaltung des aktuell sehr expansiven Kurses notwendig sei, um die Inflation schrittweise in Richtung der Zielmarke von knapp zwei Prozent zu führen.
In den USA dürfte die Inflationsrate im Dezember zum ersten Mal seit Juni 2014 wieder oberhalb der Zwei-Prozent-Grenze liegen (Mi.). Entscheidend hierfür ist der erneute Anstieg der Energiepreise im Dezember. Weil die US-Notenbank Fed als Inflationsmaß aber primär die weniger dynamische Teuerung der persönlichen Konsumausgaben nutzt, wird diese Entwicklung ihren Zinsausblick kaum beeinflussen. Gute Neuigkeiten kommen auch von der Industrieproduktion, die im Dezember ein Plus von 0,6 Prozent verzeichnet haben dürfte (Mi.). Hier machen sich die aufgrund der kälteren Temperaturen erhöhte Stromproduktion, die stärkere Bergbauproduktion wegen der Belebung der Fracking-Industrie sowie eine verbesserte Stimmung in der Industrie bemerkbar (Mi.). Der US-Wohnungsbau sollte das vergangene Jahr gleichfalls positiv beendet haben, auch wenn die Zahlen der Baubeginne weniger stark ausfallen dürften als die Daten zur Industrieproduktion (Do.).
Auf Seiten der Politik wird der Fokus der Märkte auf den Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump gerichtet sein (Fr.). Die Anleger sehnen sich nach ersten konkreteren Hinweisen auf die zu erwartenden politischen Weichenstellungen unter dem neuen Präsidenten. Die Tatsache, dass Donald Trump seine politischen Meinungsäußerungen bisher recht „unverblümt“ tätigte, lässt seine Antrittsrede zu einer großen Unbekannten werden.
Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche
Monat | Prognose | Letzter | |
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Montag, 16.1.2017 | |||
Auftragseing. Maschinenbau Japan (% zum Vorm.) | November | -1.4 | 4.1 |
Dienstag, 17.1.2017 | |||
ZEW-Index Deutschland (Punkte) | Januar | 19 | 13.8 |
ZEW Aktuelle Lage Deutschland (Punkte) | Januar | 65.1 | 63.5 |
ZEW-Index Euroland (Punkte) | Januar | 20.3 | 18.1 |
Empire State Index USA (Punkte) | Januar | 8 | 9 |
Mittwoch, 18.1.2017 | |||
Verbraucherpreise USA (% zum Vorjahr) | Dezember | 2.1 | 1.7 |
Industrieproduktion USA (% zum Vormonat) | Dezember | 0.7 | -0.4 |
NAHB-Wohnungsmarktindex USA (Punkte) | Januar | 69 | 70 |
Donnerstag, 19.1.2017 | |||
EZB-Zinsentscheid Euroland (%) | Januar | 0 | 0 |
Wohnungsbaubeginne USA (Tsd.) | Dezember | 1195 | 1190 |
Philly-Fed-Index USA (Punkte) | Januar | 15 | 21.5 |
Freitag, 20.1.2017 | |||
Industrieproduktion China (% zum Vorjahr) | Dezember | 6.1 | 6.2 |
BIP China (% zum Vorjahr) | Q4 | 6.7 | 6.7 |
Erzeugerpreise Deutschand (% zum Vorjahr) | Dezember | 0.9 | 0.1 |