Ausbleibende Struktur- und Haushaltsreformen in der Euro-Zone könnten die Europäische Zentralbank (EZB) nach Einschätzung ihres Direktors Benoit Coeure erneut auf den Plan rufen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Nochmalige Schritte der Notenbank wären aber mit Nebenwirkungen verbunden, sagte Coeure am Dienstag auf einer Veranstaltung in Genf. „Nichts ist umsonst.“ So müssten unter anderem Folgen für die Finanzstabilität beachtet werden. „Bislang haben wir diese Risiken im Griff gehabt“, sagte der Währungshüter. „Aber je mehr wir unternehmen müssen, umso mehr Nebenwirkungen werden auftreten.“

Längst liegen die Leitzinsen im Euro-Raum auf dem Rekordtief von null Prozent. Zudem müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank über Nacht Geld parken. Darüber hinaus versucht die EZB seit März 2015 mit dem Kauf von Staatsanleihen in großem Stil, die Konjunktur und die Inflation im Währungsraum anzuschieben. Das in Deutschland umstrittene Programm ist inzwischen auf 1,74 Billionen Euro angelegt.

Nach den jüngsten Konjunkturdaten hat die Euro-Zone den Brexit-Schock überraschend gut verdaut. Der Einkaufsmanager-Index für die Privatwirtschaft kletterte im August um 0,1 auf 53,3 Punkte und erreichte damit ein Sieben-Monats-Hoch. Nach Einschätzung von Coeure nimmt das Wachstum in der Euro-Zone zu. „Es ist nicht so gut wie wir es wünschen, aber es ist da und das Wachstum wird sich weiter beschleunigen“, sagte Coeure. Die Euro-Zone erhole sich. Die nächste Zinssitzung der EZB ist für den 8. September in Frankfurt geplant.