Auf Pump kaufen, keine Zinsen für den Kredit bezahlen – damit werben vor allem Möbelhäuser und Technikfachmärkte. Doch viele dieser so genannten Null-Prozent-Finanzierungen sind keineswegs kostenlos, berichtet der „Marktwächter Finanzen“, eine Informationsplattform der Verbraucherzentralen. So würden Verbraucher vielfach andere Finanzierungsangebote erhalten, bei denen nach einem zinsfreien Zeitraum unter Umständen hohe Zinsen anfallen. Häufig würden zudem auch unerwünschte kostenpflichte Zusatzverträge mit der Finanzierung kombiniert.
Typisch: hoher Kredit, niedrige Raten, unnötige Zusatzversicherungen
Als typisches Beispiel nennen die Verbraucherschützer einen Fall aus Dresden: Die Kundin eines Elektrofachmarkts benötigte zum Kauf eines Kühlschranks 500 Euro, vermittelt wurde ihr ein Kreditrahmen von 1.500 Euro sowie eine CashCard (Debitkarte) und eine Online Card (Kreditkarte). Lediglich während der ersten sechs Monate und auch nur über die 500 Euro betrug der Zinssatz tatsächlich null Prozent. Darüber hinaus wurde ein Zinssatz von 14,84 Prozent berechnet. Zudem wurden der Kundin zwei weitere Versicherungen verkauft: Zum einen eine Restschuldversicherung in Höhe des Kreditrahmens für monatlich 0,89 Euro, zum anderen eine Hausgeräteversicherung zu 4,99 Euro monatlich mit automatischer Verlängerung nach einem Jahr Laufzeit. Die Höhe der vereinbarten Raten war zu niedrig, um die 500 Euro für den Kühlschrank innerhalb der zinsfreien sechs Monate zurückzuzahlen.
Augen auf bei Null-Prozent-Finanzierungsangeboten
Die Verbraucherzentralen empfehlen, solche Finanzierungsangebote genau durchzulesen und sich nicht zeitlich unter Druck setzen zu lassen. Oft werde die Situation ausgenutzt, dass der Kunde das Kleingedruckte nicht genau liest – und somit für Leistungen unterschreibt, die er gar nicht wünscht. Ein Augenmerk sollte zum einen darauf gelegt werden, wie hoch die vereinbarten Raten sind und ob diese ausreichen, den Kredit innerhalb der zinsfreien Zeitspanne zurückzuzahlen. Diese werden oft niedrig angesetzt, damit der Kunde mehr kauft. Häufig wird auch eine hohe Schlussrate vereinbart. Wer diese dann nicht aufbringen kann, muss einen weiteren Kredit aufnehmen, der in der Regel nicht zinslos zu haben ist. Wichtig ist auch die Unterscheidung zwischen Kreditrahmen und –summe. Wer diesen ausschöpft, zahlt meist mehr als null Prozent Zinsen. Zudem sollte darauf geachtet werden, was Vertragsbestandteil ist, damit es nicht zum Abschluss unerwünschter Zusatzversicherungen kommt. Diese sind weder erforderlich noch sind sie kostenlos.
Zu bestimmten Anbietern und Händlern häufen sich Beschwerden
Besonders häufig sind laut Marktwächter Finanzen entsprechende Angebote in Media Märkten, Medimax-Filialen sowie Einrichtungshäusern der Poco Domäne-Kette. Nach Aussage der Verbraucher, die sich meldeten, wurde nicht ausreichend auf die Kreditkarte oder die mit der Finanzierung verbundenen Versicherungen hingewiesen. Vielfach handelt es sich um Finanzierungsverträge mit der Commerz Finanz, der Santander Consumer Bank sowie der Targobank.
Erst Preisvergleich durchführen, dann entscheiden
Generell sollte geprüft werden, ob das angebotene Produkt wirklich kostengünstig ist, empfehlen die Verbraucherzentralen. Ihr Argument: Teils wurde die zinslose Finanzierung vielleicht schon bei der Preiskalkulation berücksichtigt und der Preis ist höher als bei Konkurrenten. Unterm Strich kann es sich lohnen, lieber zu einem niedrigeren Barpreis bei einem Händler zu kaufen, der eine teurere Finanzierung anbietet – sofern man diese nicht in Anspruch nimmt.
Wer übrigens rechtzeitig merkt, dass er versehentlich einen unerwünschten Vertrag unterschrieben hat, kann diesen seit dem 21. März 2016 innerhalb von 14 Tagen widerrufen, sofern die Kreditsumme mindestens 200 Euro beträgt. Daher sollte der Vertrag nach dem Kauf nochmals gründlich geprüft werden.