Die Weltwirtschaft expandiert gemäß Prognose der OECD so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr. Dieses Jahr soll das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,6 Prozent wachsen, 2018 um 3,7 Prozent und 2019 erneut um 3,6 Prozent, heißt es in dem kürzlich veröffentlichten Wirtschaftsausblick der Industriestaaten-Organisation.
“Das globale Wirtschaftswachstum steigt”, sagte OECD-Chefökonomin Catherine Mann. Die OECD-Volkswirte sehen allerdings nicht nur Grund zum Jubeln. “Die Konjunkturaufhellung ist zwar erfreulich, bleibt aber verhalten im Vergleich zu vergangenen Aufschwungphasen”, heißt es in dem Bericht. Investitionen, Handel, Produktivität und Lohnentwicklung litten noch immer unter den Nachwehen der Finanzkrise. Für ein anhaltend starkes Wachstum seien kräftigere Investitionen nötig.
Der Euroraum dürfte in diesem Jahr mit einem Plus von 2,4 Prozent die weltgrößte Volkswirtschaft USA hinter sich lassen, für die die OECD mit 2,2 Prozent Wachstum rechnet. 2018 soll es in der Währungsunion zu 2,1 und 2019 zu 1,9 Prozent BIP-Zuwachs kommen. “Die politische Unsicherheit ist nach wie vor hoch, und sie könnte weiter zunehmen”, warnt die OECD. “Das Ergebnis der Brexit-Verhandlungen wird entscheidend sein für Vertrauen und Handel.” Massiv investiert werden müsse in transeuropäische Verkehrs- und Energienetze, während der digitale Binnenmarkt schnell kommen müsse.
Die US-Wirtschaft dürfte 2018 um 2,5 und 2019 um 2,1 Prozent wachsen. “Auf den weiteren Aussichten lasten nach wie vor erhebliche Risiken”, erklärte die OECD. “Umfang, Struktur und Zeitrahmen der fiskalischen Impulse bleiben ungewiss”, heißt es mit Blick auf die von Präsident Donald Trump geplante Steuerreform. Außerdem gebe es eine Reihe von Finanzmarktrisiken. “Ein wachsendes Zinsgefälle zwischen den Vereinigten Staaten und anderen großen Währungsräumen könnte zu einer Aufwertung des Dollar führen und aufgrund unvorhersehbarer Finanzströme möglicherweise zunehmende Finanzmarktspannungen und -turbulenzen auslösen”, so die OECD. “Außerdem könnte eine Zunahme des Handelsprotektionismus zu Störungen der globalen Lieferketten führen und das Wachstum bremsen.”
Auch in aufstrebenden Volkswirtschaften sei das Wachstum schwächer als in der Vergangenheit. So werde China von verlangsamten Reformanstrengungen und finanziellen Risiken infolge einer hohen Schuldenbelastung gebremst.