Das Thema Nachhaltigkeit ist für viele Deutsche mittlerweile ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl einer passenden Geldanlage. Auch für die Altersvorsorge gibt es diverse Anbieter, die mit diesem Etikett werben. Die Verbraucherzentrale Bremen (VZ Bremen) hat nun im Rahmen ihres Projekts „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ 46 Anbieter privater Rentenversicherungen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsstandards unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: 22 der untersuchten Anbieter geben an, mindestens ein ethisch-ökologisches Ausschlusskriterium bei der Anlage der Beiträge zu verwenden. Dies bedeutet, dass sie beispielsweise nicht in umstrittene Branchen wie Rüstung oder Atomkraft investieren und auch Unternehmen meiden, die Kinder für sich arbeiten lassen. Am häufigsten nannten die Anbieter den Ausschluss von Firmen, die mit geächteten Waffen oder Nahrungsmittelspekulation Geld verdienen. Lediglich zwei Anbieter – die Familienfürsorge und die Concordia oeco – verwenden nach Angaben der VZ Bremen umfangreichere Ausschlusskriterien.

Viele Versicherer setzen die Vorgaben nicht konsequent genug um

Nach Einschätzung von Ulrike Brendel, Leiterin des Projekts „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ bei der Verbraucherzentrale Bremen, geht das Engagement der Versicherer im Bereich Nachhaltigkeit noch nicht weit genug: So würden teils sogar Geschäfte mit international geächteten Waffen wie Landminen und Streumunition nicht konsequent ausgeschlossen, auch der Klimaschutz komme viel zu kurz: Lediglich vier Anbieter beschränken Investitionen in die klimaschädliche Kohle, gibt Brendel zu bedenken. Dazu gehören auch die Familienfürsorge und die Concordia oeco.

Mängel sieht die Verbraucherschützerin auch bei der Transparenz: Laut Studie veröffentlichen 20 der 46 Anbieter keine aussagekräftigen Informationen zu ihren Nachhaltigkeitsstandards und waren nicht willens, gegenüber der VZ Bremen konkrete Angaben hierzu zu machen. Mit Axa und Allianz gaben gleich zwei Branchenriesen nicht an, inwieweit Atomkraft, Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen, Glücksspiel und Pornographie bei den Investitionsentscheidungen ausgeschlossen werden. Vorbildlich sei hingegen die Transparenz der beiden Anbieter, die umfangreichere Ausschlusskriterien nutzen.

Nachhaltige Zielfonds sagen noch nichts über die gesamte Anlage aus

Inwieweit der Anleger die Nachhaltigkeit ihres Versicherungsprodukts auch selbst beeinflussen können, hängt von der Produktkonzeption ab: Handelt es sich um eine klassische Rentenversicherung, muss der Versicherte darauf vertrauen, dass der Anbieter das eingezahlte Kapital nach ethisch-ökologischen Kriterien investiert. Bei fondsgebundenen Rentenversicherungen, die es Anlegern ermöglichen, aus diversen Nachhaltigkeitsfonds zu wählen, ist nach Angaben der VZ Bremen nicht automatisch davon auszugehen, dass die Altersvorsorge damit nachhaltig wird: Dies wäre nur dann der Fall, wenn es sich um eine Police ohne Garantien handelt. Dann fließen die Beiträge abzüglich Kosten in die ausgewählten Fonds, die Nachhaltigkeit bei ihren Investments berücksichtigen.

Handelt es sich hingegen um Policen mit Garantien, fließt der Großteil der Beiträge in den so genannten Kapitalstock und nicht in die Fonds, die der Anleger individuell auswählt. Damit stellt der Anbieter sicher, dass er die Garantien auch halten kann. Und nur wenige Versicherer wenden bei der Anlage dieses Kapitals konsequent ethisch-ökologische Kriterien an. Die Versicherer investieren das Geld unter anderem in Aktien oder Anleihen von Unternehmen und Staaten sowie in Immobilien und Infrastrukturprojekte. Lediglich der verbleibende Anteil an den Beiträgen (abzüglich Kosten), der nicht für die Sicherstellung der Garantien benötigt wird, landet in den Fonds, die der Anleger selbst auswählt. Wegen der derzeit niedrigen Zinsen ist dieser Anteil allerdings sehr gering.