Wie nachhaltig sind fondsbasierte Riester-Produkte, in welchen kritischen Branchen sind sie gegebenenfalls investiert? Aufklärung darüber gibt das neue Portal www.faire-rente.de, das vom Unternehmen Facing Finance in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZNRW) betrieben wird. Auf dem Portal sind derzeit insgesamt 46 fondsbasierte Produkte von 35 Anbietern gelistet, wobei 1.056 Zielfonds untersucht wurden, in die Anleger über ihren Sparplan investieren können. Die Fonds wurden auf ihre Engagements in Unternehmen hin durchleuchtet, sei es in Form von Aktienengagements oder über Unternehmensanleihen. Dabei wurde geprüft, inwieweit die Zielfonds in 250 zuvor ausgewählten und als kritisch bewerteten Unternehmen investiert sind. Die Finanzdaten stammen vom Wirtschaftsinformationsdienst Bloomberg und wurden im Frühjahr 2016 erhoben.
250 fragwürdige Unternehmen dienen als Maßstab
Die 250 Unternehmen sind auf der Website gelistet. Sie wurden anhand von fünf Informationsquellen ausgewählt: So wurden die Unternehmen, die von der Rating-Agentur Sustainalytics mit den negativen Kategorien 4 oder 5 bewertet wurden, unter die Lupe genommen. Weitere Daten lieferte der Norwegische Pensionsfonds, der eine Vielzahl von Unternehmen ausschließt. Eine weitere Datenquelle stellt Carbon Majors dar, eine 2013 veröffentlichte Studie zu dem größten Emittenten von Treibhausgasen. Für die Auswahl wurde auch eine Liste der 100 größten Rüstungsproduzenten der Welt, die vom Internationalen Friedensforschungsinstitut in Stockholm (SIPRI) veröffentliche wird. Auch eine Auswertung der zehn kontroversesten Unternehmen weltweit wurde berücksichtigt. Sie wird von der Schweizer Agentur RepRisk jährlich erstellt.
Fast alle Produkte enthalten fragwürdige Investments
Das Fazit der Untersuchung: Jedes Riester-Produkt enthielt zum Zeitpunkt der Auswertung sozial oder ökologisch fragwürdige Investments, ebenso die Mehrzahl der dazugehörigen Fonds. Der Umfang der kritischen Engagements schwankt allerdings von Produkt zu Produkt sehr stark: Am höchsten waren die kritischen Engagements beim ‚RiesterDepot’ der Sutor Bank. Rund 20 Prozent des Portfolios der Zielfonds sind in belasteten Unternehmen investiert. Im nur geringen Umfang (0,8 Prozent) ist hingegen der ‚VorsorgePlusPlan’ belastet, den die Umweltbank in Zusammenarbeit mit der Continentale Versicherung anbietet. Die unterschiedlichen Quoten ergeben sich aus dem Fondsangebot, aus dem die Riester-Sparer ihren Fondssparplan zusammenstellen können. Wer sich etwa im Rahmen der Fondsauswahl für den DekaLux-GlobalResources CF entscheidet, der beim Produkt ‚Riester Garant Rente Vario’ der Provinzial Nord/West zur Wahl steht, setzt auf einen Zielfonds, in dem 44 Prozent des Portfolios in einem oder mehreren der als kritisch eingestuften Unternehmen investiert sind. Auch Zielfonds aus dem Hause BlackRock enthalten vielfach einen hohen Anteil von Unternehmen aus diesem Spektrum. Populäre Zielfonds wie der Templeton Growth Euro oder DWS Top Dividende weisen mit einer Quote von 26 und 24 Prozent ebenfalls recht hohe Anteile bezüglich der kritischen Unternehmen auf. Der Templeton-Klassiker steht bei 19 Riester-Produkten zur Wahl, der DWS-Fonds bei 17.
Anbieter sollen eigentlich von sich aus aufklären
Vom Grunde her wäre die Informationsplattform nicht notwendig: Die Nachhaltigkeitsberichtspflicht sieht eigentlich vor, dass die Anbieter in Berichten konkrete Informationen darüber liefern müssen, inwieweit sie ethisch beziehungsweise ökologisch bedenkliche Branchen und Geschäftspraktiken bei den Anlageentscheidungen ausklammern. Laut einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Bremen anhand von 50 Riester-Jahresmitteilungen enthielten lediglich fünf konkrete Angaben hierzu. 27 Berichte klärten zumindest darüber auf, dass Nachhaltigkeitsstandards angewendet werden. 18 Berichte enthielten den Hinweis, dass ethisch-ökologische Anlagekriterien nicht gezielt berücksichtigt werden. Die Verbraucherzentralen machen sich daher für verbindliche Mindeststandards in puncto Nachhaltigkeit stark. Die Infoplattform www.faire-rente.de soll dazu beitragen, die Kunden für das Thema zu sensibilisieren.
Einige wenige Angebote sollen gezielt Kunden ansprechen, die Wert auf nachhaltige Investments legen. Wer Wert auf diese Kriterien legt, sollte dies daher bei der Beratung klarmachen und im Zweifelsfall lieber direkt auf diese Produkte setzen. Recht ordentlich schneidet nach den genannten Kriterien neben dem Produkt der Umweltbank auch der nicht ausdrücklich als nachhaltig beworbene ‚Deka Classic Zukunftsplan IV’ mit einer Quote von 2,8 Prozent ab.