Verbraucherschützer sind nicht unbedingt Befürworter von Versicherungspolicen für jedes Risiko. Doch die Berufsunfähigkeitspolice gehört beispielsweise aus Sicht der Verbraucherzentralen zu den wichtigsten Versicherungen, die man möglichst schon in jungen Jahren abschließen sollte. Aktuelle Zahlen aus einer Erhebung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) belegen, wie wichtig dieser Versicherungsschutz sein kann. Die Umfrage wurde für das Jahr 2016 unter den Mitgliedsunternehmen durchgeführt und basiert auf Auswertungen von 38 Prozent des Bestands an Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherungen.
Jeder Vierte ist während des Berufslebens betroffen
Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung ist rund jeder vierte Erwerbstätige im Laufe seines Erwerbslebens zumindest vorübergehend aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, seine Tätigkeit einzuschränken oder sogar aufzugeben. Im Schnitt sind die Versicherten 44 Jahre alt, wenn sie berufsunfähig werden und der Versicherungsfall eintritt. Im Schnitt 49 Jahre alt sind die Versicherten bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, die Berufsunfähigkeit aufgrund eines Unfalls trifft nach Aussage des GDV hingegen eher jüngere Versicherte. Unter den Frauen wird mehr als jede Dritte wegen psychischer Erkrankungen berufsunfähig, bei Männern geht die Berufsunfähigkeit in 25 Prozent der Fälle auf einen solchen Befund zurück. Krebserkrankungen sind bei 23 Prozent der Frauen der Grund für den Versicherungsfall, bei Männern liegt die Quote bei 15 Prozent. 21 Prozent von ihnen werden wegen Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats berufsunfähig, unter den Frauen ist etwa jede achte deswegen nicht mehr in der Lage, ihren bisherigen Beruf auszuüben.
In der Regel ist eine BU-Versicherung möglich
Obwohl das Risiko der Berufs- oder gar Erwerbsunfähigkeit also durchaus hoch ist, haben lediglich 17 Millionen der insgesamt rund 43 Millionen Erwerbstätigen eine Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU-Versicherung) abgeschlossen. Vielfach wird davon ausgegangen, dass es schwer ist, überhaupt eine Police zu erhalten. Dieser Einschätzung vieler Verbraucher stellt der GDV die aktuelle Statistik entgegen: Von denen, die einen Antrag bei Anbietern stellen, erhalten 75 Prozent nach der Gesundheitsprüfung ein Versicherungsangebot ohne Einschränkungen. In zwölf Prozent der Fälle schließt der Versicherungsschutz allerdings beispielsweise chronische Vorerkrankungen aus. In drei Prozent der Fälle erheben die Versicherer allerdings einen Zuschlag auf die Versicherungsprämie. Insgesamt folgt also auf 90 Prozent der Anträge ein Angebot.
Drei Viertel aller Anträge werden bewilligt
Im Schnitt zahlten die Anbieter jährlich 7.551 Euro an die Versicherten aus, was einer Monatsrente von rund 629 Euro entspricht. Rund drei von vier Anträgen auf Berufsunfähigkeitsrente wurden bewilligt. Eine Berufsunfähigkeitsrente zu erhalten ist damit einfacher als eine Erwerbsunfähigkeitsrente der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bewilligt zu bekommen: Die DRV lehnt jeden zweiten Antrag ab, allerdings ist eine Erwerbsunfähigkeit auch gravierender, da sie die Unfähigkeit, eine wie auch immer geartete Tätigkeit und nicht nur die bisherige länger als drei Stunden am Tag auszuüben anerkennt.
Wie der GDV mitteilt, geht jede zweite abgelehnte Versicherungsleistung darauf zurück, dass der Versicherte keinen schriftlichen Leistungsantrag einreicht oder während des Prüfprozesses aus dem Verfahren aussteigt. Jede vierte Ablehnung geht laut GDV darauf zurück, dass die Berufsunfähigkeit nicht über den üblicherweise vereinbarten Grad von 50 Prozent hinausgeht. In sieben Prozent der Fälle lehnten die Versicherer die Rentenzahlung wegen der Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht ab – dies besagt, dass der Versicherte falsche Angaben zu Vorerkrankungen gemacht hat.
BU-Versicherung mit Bedacht abschließen
Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen will, sollte dies mit fachkundiger Beratung tun und zunächst eine so genannte anonyme Risikovoranfrage stellen. Zudem müssen die Gesundheitsfragen unbedingt so sorgfältig wie möglich beantwortet werden. Andernfalls kann der Versicherer eine Rente verweigern. Weiterhin wichtig: Die Höhe der vereinbarten Rente muss zu den individuellen Bedürfnissen passen. Sie wird vielfach zu niedrig angesetzt und würde dann im Ernstfall nicht reichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken.