Extrem niedrige Zinsen und steigende Anforderungen der Bankenaufseher treiben immer mehr Sparkassen zu Zusammenschlüssen.
„Im Jahr 2017 wird die Zahl der Sparkassen von aktuell 403 unter 400 sinken“, sagte Georg Fahrenschon, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Der Trend zu Fusionen wird wegen der steigenden regulatorischen Belastungen zunehmen – wir werden deshalb im kommenden Jahr mehr Fusionen haben als 2016.“ In diesem Jahr haben sich bisher sechs Sparkassen zusammengeschlossen, 2015 waren es acht.
Die Zahl der Mitarbeiter geht bei den Sparkassen, die Ende 2015 rund 234.000 Beschäftigte hatten, ebenfalls zurück. „Im vergangenen Jahr wurden bei den Sparkassen 6.400 frei gewordene Stellen nicht wieder besetzt. Diese Entwicklung wird sich auch 2016 fortsetzen“, erklärte Fahrenschon. Massive Stellenstreichungen wie bei der Deutschen Bank oder der Commerzbank wollen die Sparkassen jedoch vermeiden. „Ich sehe keine Personalabbauprogramme auf breiter Front. Es wird eher so sein, dass wir Mitarbeiter umschulen, um sie für den Vertrieb zu qualifizieren“, sagte Fahrenschon.
Der ehemalige bayerische Finanzminister steht seit 2012 an der Spitze des DSGV. In den ersten Jahren gab es im Sparkassen-Lager viel Kritik an ihm, unter anderem wegen der zähen Verhandlungen über den Umbau des Haftungsverbunds von Sparkassen und Landesbanken. Mittlerweile wird Fahrenschons Arbeit aber von vielen Sparkassen-Funktionären positiv gesehen – und sie gehen davon aus, dass der 48-Jährige im Herbst nächsten Jahres für eine zweite Amtszeit als DSGV-Präsident nominiert wird.
Zu Fahrenschons wichtigsten Projekten gehört die Straffung der komplizierten DSGV-Strukturen. Die Änderungen sollen Anfang 2017 in Kraft treten, betonte der Sparkassen-Präsident. „Im Ergebnis wollen wir künftig schneller und effektiver entscheiden.“ Die Zahl der Arbeitskreise in der Sphäre des DSGV werde von 100 auf 34 sinken. Vorschläge von fünf Fachausschüsse sollen direkt in einem neuen Gesamtvorstand diskutiert werden. Pläne, einen Hauptkoordinierungsschuss unterhalb des DSGV-Vorstands einzurichten, habe man verworfen.
Größte Sorgenkinder in der Sparkassen-Finanzgruppe waren viele Jahre die Landesbanken, von denen in der Finanzkrise viele mit Steuergeld gerettet wurden. Nach einigen ruhigen Jahren gab es zuletzt wieder vermehrt Negativ-Schlagzeilen. Die LBBW streicht rund 1000 Stellen. Die Bremer Landesbank musste von der NordLB gerettet werden. Die NordLB selbst steuert wegen der Schiffskrise auf einen Milliardenverlust zu. Und das Land Bayern verhandelt Insidern zufolge mit der EU-Kommission darüber, die Kapitalpolster der BayernLB zu stärken.
Eine neue Krise der Landesbanken droht aus Sicht von Fahrenschon jedoch nicht. „Die Landesbanken arbeiten weiter ihre Hausaufgaben ab.“ Es zeuge von ihrer Stärke, dass ihr Marktanteil bei Krediten an Unternehmen und Selbstständige in Deutschland konstant bei 18 Prozent liege. „Kapitalstärkungsmaßnahmen bei Landesbanken sind grundsätzlich möglich, wenn sie zu marktüblichen Bedingungen stattfinden“, sagte Fahrenschon. „Ich sehe da aktuell allerdings keine Notwendigkeiten.“ Außerdem sei es möglich, dass Eigentümer stille Einlagen bei Landesbanken in hartes Kernkapital umwandeln. Stille Einlagen bringen Banken im Zuge der strengeren Kapitalregeln künftig nichts mehr.