Der seit Jahren anhaltende Boom auf Deutschlands Markt für Wohnimmobilien steuert auf ein Ende zu. Zu diesem Fazit kommt die Analyse-Agentur Scope in einem aktuellen Marktbericht. Die Analysten erwarten, dass sich die Wachstumsraten bei Kaufpreisen und Mieten innerhalb der kommenden fünf Jahre wieder dem langfristigen Trend annähern. Damit könnte der längste Aufschwung der Nachkriegsgeschichte in diesem Marktsegment abklingen, der derzeit vor allem in den Metropolen für angespannte Mietmärkte und hohe Preisanstiege bei Eigentumswohnungen und Häusern sorgt. Grund zur Sorge sieht Scope jedoch nicht: Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie etwa die Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung seien robust, zudem steige die Zahl der Privathaushalte weiter an, was die Wohnungsnachfrage zusätzlich befeuere, heißt es in der Studie.
Crash gilt als unwahrscheinlich
Die aktuelle Entwicklung wird nach Einschätzung der Analysten vorerst noch anhalten, allerdings trägt die allmählich zunehmende Bautätigkeit dazu bei, dass Angebot und Nachfrage sich in den kommenden Jahren zunehmend annähern werden. Daher gehen sie davon aus, dass sich die Preisentwicklung nicht wie bisher fortsetzen wird. Plötzliche Preisrückgänge seien allerdings auch nicht zu erwarten, so die Einschätzung der Scope-Analysten. Sie begründen ihre Prognose auch damit, dass die Finanzierungskonditionen sich voraussichtlich nicht radikal über einen deutlichen Zinsanstieg verschlechtern werden, sondern eher von einem allmählichen Anstieg der Realzinsen auszugehen sei. Da auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute keine Rezession prognostizieren, sei ein Preiscrash eher unwahrscheinlich, betonen die Analysten. Dieser setze entweder eine drastische Zinswende oder ein Rezessionsszenario voraus. Der Konsens an Konjunkturprognosen beinhalte jedoch ein positives Wirtschaftsklima, so dass ein Crash-Szenario eher unwahrscheinlich sei.
Dass die aktuelle Marktlage ihrer Einschätzung nach nicht in starken Preisrückgängen wie zuletzt zwischen 1995 und 2001 münden wird, begründet die Analyseagentur damit, dass zwischen 1992 und 1997 sowohl schwache Arbeitsmarktdaten als auch ein Überangebot an Wohnungen den Markt belastet haben. Zudem hätten der bis März 2000 attraktive Aktienmarkt sowie hohe Realzinsen eine stärkere Konkurrenz zu Betongold als Anlageinstrument geboten, als dies heute der Fall sei. Daher sei nicht mit starken Preisrückgängen zu rechnen.
Nachfrage bleibt intakt
Eine wesentliche Ursache für eine weiterhin stabile Nachfrageentwicklung sehen die Scope-Analysten zudem im Zuwachs an Privathaushalten. Der außergewöhnlich hohe Bevölkerungszuwachs der Jahre 2011 bis 2016 werde sich zwar künftig etwas abflachen, doch zwei Faktoren würden auch weiterhin dafür sorgen, dass die Nachfrage hoch bleibe: So sei davon auszugehen, dass der Trend zu kleineren Haushalten mit ein bis zwei Personen sich gerade in den Metropolen und großen Städten fortsetzt. Dabei beruft sich Scope auf Prognosen des Statistischen Bundesamts, die den Anstieg der Anzahl an Privathaushalten bis 2035 von derzeit 40,8 auf 43,2 Millionen beziffern. Als zweiten begünstigenden Faktor nennt Scope den Trend zur Wissensgesellschaft und die fortschreitende Digitalisierung, der vor allem in den Metropolen und Wachstumsstädten zu einem weiteren Bevölkerungswachstum führen wird.
Arbeitsmarkt liefert positive Impulse
Eine zusätzliche Stütze für eine weiterhin hohe Nachfrage sieht Scope in der Arbeitsmarktlage. Die Zahl der Erwerbstätigen habe mit 44 Millionen derzeit einen Höchststand erreicht, über die kommenden fünf Jahre sei hinsichtlich der für die Nachfrage relevanten Einkommensentwicklung mit starken Impulsen zu rechnen. Beides sorge für eine dynamische Nachfrage nach Wohnungen in den Wachstumsstädten.