Seit über 15 Jahren wird Verbrauchern ans Herz gelegt, über einen Riester-Vertrag privat fürs Alter vorzusorgen, 16,53 Millionen Verträge gibt es mittlerweile bereits. Wie eine aktuelle Analyse des Finanzmarkt-Teams des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) nun belegt, sind die Kosten dieser Produkte allerdings fast durchweg zu hoch. Die Erwartung des Gesetzgebers, dass der Markt sich selbst reguliert und dies letztlich zu einer Kostensenkung bei den angebotenen Riester-Produkten führt, haben sich nach Angaben des VZBV daher bislang nicht erfüllt.

Zum Hintergrund: Im Zuge des Altersvorsorgeverbesserungsgesetzes und der größeren Transparenz durch die seit 1. Januar 2017 geltende Pflicht zur Veröffentlichung von Produktinformationsblättern mit Angaben zu den Effektivkosten hatte sich der Gesetzgeber gegen eine Deckelung der Kosten ausgesprochen und auf eine höhere Transparenz gesetzt. In den Produktinformationsblättern müssen die Anbieter Angaben dazu machen, welche Wertminderung aufgrund der Kosten anzunehmen ist. Diese ist für das Vertragsangebot auszuweisen, aber auch für Musterverträge mit Laufzeiten von 12, 10, 30 und 40 Jahren. Dies soll dazu beitragen, dass Kunden die Produkte besser vergleichen können.

Für die Untersuchung der Riester-Verträge hat der VZBV anhand von Daten des Rentenversicherungsberichts der Bundesregierung unterstellt, dass die eingezahlten Beiträge einschließlich der Zulagen über den gesamten Zeitraum mit vier Prozent verzinst werden und die Kosten bei zehn Prozent der eingezahlten Beträge liegen. Das Ergebnis diente als Soll-Wert für die Auswertung der Effektivkosten angebotener Riester-Produkte. Bei einer Laufzeit von 12 Jahren ergab sich als Vergleichsmaßstab eine Effektivkostenbelastung von 1,09 Prozent, bei 20 Jahren liegt diese bei 0,77 Prozent, bei 30 Jahren bei 0,65 Prozent. Bei 40 Jahren Laufzeit ist sie mit 0,62 Prozent nochmals geringer.

Effektivkosten der Verträge fast durchweg über dem Soll-Wert

Diese Soll-Werte hat der VZBV im nächsten Schritt mit den Effektivkosten verglichen, die von den Riester-Anbietern in den jeweiligen Produktinformationsblättern (Stand 1. April 2017) angegeben werden. Berücksichtigt wurden Produkte namhafter Anbieter von Versicherungen, darunter klassische und ein fondsgebundenes Riester-Angebot. Das Ergebnis: Bei einer Laufzeit von zwölf Jahren unterbietet lediglich ein Anbieter mit Effektivkosten von 0,93 Prozent die Soll-Marke von 1,09 Prozent. Im Schnitt lagen die Effektivkosten der zehn verglichenen Produkte bei 1,66 Prozent, beim teuersten Anbieter betragen sie satte 2,28 Prozent.

Etwa doppelt so hoch wie der Soll-Wert fallen die durchschnittlichen Effektivkosten mit 1,58 Prozent bei einer Laufzeit von 20 Jahren aus. Beim teuersten der 14 untersuchten Angebote schlagen die Effektivkosten mit 2,65 Prozent zu Buche und sind damit fast viermal so hoch wie der Soll-Wert, durch die Bank liegen die Effektivkosten über dem Soll-Wert von 0,77 Prozent.

30 und 40 Jahre Laufzeit: Nur zwei Produkte sind günstiger

Bei 30 Jahren Laufzeit unterbieten immerhin zwei der 18 untersuchten Produkte den Soll-Wert von 0,65 Prozent, im Schnitt lagen die Effektivkosten der Riester-Produkte bei 1,51 Prozent und fallen damit mehr als doppelt so hoch aus wie der Soll-Wert. Das teuerste Produkt weist Effektivkosten in Höhe von 3,1 Prozent aus, das preiswerteste nur 0,56 Prozent. Noch größer ist die Differenz zwischen teuerstem und günstigstem Anbieter beim Kostenvergleich über 40 Jahre Laufzeit: So weist das teuerste Angebot 3,23 Prozent Effektivkosten aus, das günstigste schlanke 0,44 Prozent. Im Schnitt fallen die Effektivkosten mit 1,58 Prozent rund 1,5-mal so hoch aus wie der Soll-Wert mit 0,62 Prozent.

VZBV fordert Non-Profit-Vorsorgefonds

Der VZBV leitet aus den Untersuchungsergebnissen die Forderung ab, dass ein Basisprodukt für die Altersvorsorge eingeführt werden sollte. Ein solcher Non-Profit-Vorsorgefonds solle Verbrauchern die Möglichkeit bieten, eine einfache und kosteneffiziente kapitalgedeckte Altersvorsorge aufzubauen. Die Untersuchung zeige, dass der Markt – von wenigen Ausnahmen abgesehen – Versicherungsprodukte anbiete, die die Erwartungen der Politik an kosteneffiziente Angebote nicht erfülle.