Die EZB achtet laut Frankreichs Notenbank-Chef François Villeroy de Galhau genau auf mögliche schädliche Nebenwirkungen ihrer ultralockeren Geldpolitik für die Geldhäuser im Euro-Raum.
„Mit Blick auf die Dynamik der Zukunft müssen wir auf die Auswirkungen der negativen Zinsen auf die Rentabilität der Banken aufpassen“, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch auf einer Konferenz in Frankfurt. Unter dem Strich hätten die jüngsten geldpolitischen Schritte aber positive Auswirkungen auf die Profitabilität der Banken.
Institute im Euro-Raum müssen mittlerweile Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB überschüssiges Geld parken. Die Notenbank hat den Einlagensatz inzwischen auf das Rekordtief von minus 0,4 Prozent gesetzt. Zudem liegt der Leitzins aktuell bei null Prozent. Kreditinstitute klagen schon seit längerem, dass es ihnen wegen der extrem niedrigen Zinsen immer schwerer fällt, auskömmliche Gewinne zu erzielen.
„Wir üben Vorsicht bei der Wahl der Instrumente“, unterstrich Villeroy de Galhau. Extreme Mittel wie das sogenannte Helikoptergeld nannte er „nicht vertretbar“. Solche direkten Geldgeschenke an die Bürger gelten unter Volkswirten als letztes Mittel der Geldpolitik, wenn alle anderen Instrumente zum Ankurbeln von Wachstum und Inflation ausgereizt sind. Andere Hebel wie negative Zinsen seien nützlich, sagte Villeroy de Galhau. „Aber sie sind nur ein Instrument unter vielen anderen und haben ihre Grenzen.“
Die EZB achte genau auf die Folgen ihrer Politik für die Finanzstabilität, sagte der Franzose. „Es gibt zurzeit keine wesentliche Blasenbildung – weder in Deutschland noch in Frankreich.“ Manche Volkswirte befürchten, dass die Geldflut der EZB langfristig zu Übertreibungen an den Aktien- und Immobilienmärkten führen kann.
Die Kritik an der Geldpolitik dürfe nicht übertrieben werden, sagte Villeroy de Galhau. Sie solle mit mehr Rationalität geführt werden. Der Notenbanker forderte zudem die Politik auf, die EZB nicht mit der Aufgabe allein zu lassen, für mehr Wachstum und Inflation im Währungsraum zu sorgen.