Weltweit agieren Fondsmanager derzeit äußerst offensiv und risikofreudig. Das geht aus der aktuellsten Monatsumfrage „Fund Manager Survey“ hervor, die vom US-Vermögensverwalter BofA Merrill Lynch seit 2001 durchgeführt wird. Demnach erreichte der Risikoappetit – gemessen an der Frage, ob sie eine überdurchschnittliche hohe Verlustgefahr eingehen – in der jüngsten Umfrage den höchsten Wert seit Beginn der Befragungen vor 16 Jahren. Die aktuelle Umfrage wurde Anfang November 2017 durchgeführt und basiert auf den Angaben von 178 Teilnehmern, die weltweit rund 533 Milliarden US-Dollar verwalten.

Sehr niedrige Cash-Quoten

Wie die Umfrage ergab, haben die Fondsmanager zuletzt durchschnittlich rund 4,4 Prozent ihrer Portfolios in Cash geparkt. Dies entspricht dem niedrigsten Wert seit vier Jahren.
Bei den 78 Fondsmanagern aus Europa, die insgesamt ein Vermögen in Höhe von rund 201 Milliarden US-Dollar betreuen, liegt die Quote mit 3,7 Prozent sogar noch niedriger. Den niedrigsten Stand erreichte der Cash-Anteil in der Umfrage zum Juli 2007: Seinerzeit betrug er 3,4 Prozent.

Fondsmanager sorgen sich um Geldpolitik

Nach dem größten Marktrisiko befragt, nannten die Fondsmanager die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB). 42 Prozent der Teilnehmer erwarteten im Zuge der reduzierten Anleihekäufer der EZB sinkende Aktienkurse, 35 Prozent gingen von anziehenden Kursen aus.

Bevorzugte Anlageklasse: Aktien aus der Eurozone

Am liebsten greifen die Fondsmanager nach wie vor zu Aktien, die sie gegenüber dem Vormonat mit 49 statt 45 Prozent stärker als bisher übergewichten. So hoch war die Übergewichtung zuletzt im Frühjahr 2015. Den Vorzug geben sie dabei vor allem Aktien aus der Eurozone, die mit 47 Prozent übergewichtet werden. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Schwellenländer mit 43 und Japan mit 23 Prozent. Wenig beliebt sind hingegen britische Aktien: Diese gewichten 37 Prozent der Fondsmanager unter, US-Titel werden von 16 Prozent der Fondsmanager untergewichtet. Zu den bevorzugten Branchen zählen laut der aktuellen Umfrage die Bereiche Technologie und Banken, untergewichtet werden hingegen vor allem die Bereiche Versorger, Telekommunikation und Basiskonsumgüter.

Das Erstaunliche an der aktuellen Umfrage: Trotz der hohen Gewichtung von Aktien gaben 42 Prozent der Befragten an, dass sie die Aktienmärkte aktuell für überbewertet halten. Dies ist der höchste Wert, der bislang in den monatlichen Umfragen erreicht wurde. Dass die Fondsmanager derzeit bewusst Risiken in Kauf nehmen, zeigt auch die Angabe von 16 Prozent der Befragten, dass sie derzeit höhere Risiken als üblich eingehen. Laut BofA Merrill Lynch ist dies ein Indiz dafür, dass die Marktteilnehmer sich eher irrational und überschwänglich als besonnen verhalten.

Mehrheit erwartet 2018 moderates Wachstum bei niedriger Inflation

Dass die Fondsmanager diese Risiken in Kauf nehmen, geht unter anderem auf ihre überwiegend positive Einschätzung zur Entwicklung der Märkte zurück: So gehen 56 Prozent von einem so genannten Goldilocks-Szenario aus, im Vormonat waren 48 Prozent der Teilnehmer dieser Ansicht. Der Begriff steht für ein moderates Wirtschaftswachstum bei einer niedrigen Inflationsrate und leitet sich aus einem englischen Märchen ab. Gleichzeitig ging der Anteil derer, die eine so genannte säkulare Stagnation (unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum, kombiniert mit einer unterdurchschnittlichen Inflation) für möglich halten gegenüber dem Vormonat rapide um neun Prozentpunkte auf 25 Prozent zurück. Von der von US-Präsident Donald Trump verkündeten Steuerreform in den USA erwarten lediglich 35 Prozent der Befragten einen positiven Impuls für die Wachstums- und Inflationsraten.