Robotergestützte Finanzberatung etabliert sich international zunehmend bei Verbrauchern: Weltweit wollen sieben von zehn Konsumenten in den Bereichen Versicherung, Banking und Altersvorsorge die Unterstützung von Robo Advisors in Anspruch nehmen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Accenture unter rund 33.000 Personen in 18 Ländern und Regionen. Doch überflüssig ist persönliche Beratung damit keineswegs: Für komplexere Sachverhalte wie etwa Beschwerden bevorzugen 68 Prozent der Befragten keine robotergestützte, sondern eine persönliche Interaktion. Geht es um die Finanzierung einer Immobilie, wünschen sich dies 61 Prozent der Umfrageteilnehmer.
Deutsche im internationalen Vergleich konservativer
Wie die Umfrage weiter zeigt, sind die Deutschen im internationalen Vergleich weniger aufgeschlossen für die computerbasierte Beratung: Weltweit können sich 71 Prozent der Befragten eine robotergestützte Eröffnung eines Bankkontos vorstellen, 74 Prozent würden so auch eine Versicherung abschließen. 68 Prozent würden auch für die Ruhestandsplanung auf eine solche computerbasierte Beratung vertrauen. Für Deutschland ergab die Studie hierfür hingegen deutlich niedrigere Zustimmungswerte, die zwischen 53 und 61 Prozent liegen. Besonders aufgeschlossen gegenüber einer solche Beratung sind hingegen Verbraucher aus den Schwellenländern: In Indonesien etwa befürworten 92 Prozent der Befragten eine robotergestützte Beratung. Der Grund für diese hohen Umfragewerte: Laut Accenture ist es in diesen Ländern sehr verbreitet, Finanztransaktionen digital abzuwickeln und die Hemmschwelle daher niedriger.
Kunden erhoffen sich Kostenersparnisse
Finanzdienstleister profitieren von einer robotergestützten Kundenberatung, da sie auf diesem Weg im operativen Geschäft Kosten einsparen können, heißt es von Accenture. Von solchen Ersparnissen möchten auch die Befragten profitieren. So wollen weltweit 31 Prozent der Befragten diesen Service nutzen, weil sie sich davon niedrigere Kosten versprechen. Unter den Deutschen ist der Kostenaspekt noch wichtiger: 38 Prozent erhoffen sich eine Kostenersparnis. Auch der Faktor Schnelligkeit spielt eine Rolle: 39 Prozent der Befragten sehen darin einen Vorteil robotergestützter Beratungsplattformen. Was Beratern weniger gefallen dürfte: Rund jeder vierte Befragte hält die computerbasierte Beratung für objektiver und analytischer als die Empfehlungen eines Menschen.
Gegenüber Finanzdienstleistungen von Technologieunternehmen wie Google, Amazon oder Facebook zeigt sich im Schnitt jeder dritte Befragte aufgeschlossen, ähnliche Zustimmungswerte erreichen Bank- und Versicherungsdienstleistungen von Supermärkten oder Einzelhändlern. Deutsche Verbraucher denken in dieser Hinsicht traditioneller: Hierzulande hält lediglich rund jeder vierte Befragte es für denkbar, Finanzdienstleistungen von Tech-Unternehmen in Anspruch zu nehmen, über den Einzelhandel würde nur jeder achte solche Angebote nutzen. Zudem offenbart die Umfrage, dass die Mehrzahl der befragten Verbraucher zur ihrer Bank kein persönliches, sondern lediglich ein rein sachliches Verhältnis haben.
Individuelle Angebote kommen gut an
Wollen Finanzdienstleister und vor allem Banken bei ihren Kunden punkten, müssen sie laut Accenture maßgeschneiderte personalisierte Angebote unterbreiten, die von den Kunden zu einem beliebigen Zeitpunkt genutzt werden können. Diese Einschätzung leitet die Unternehmensberatung aus den Umfragewerten ab: So wären rund zwei Drittel der Befragten an individuellen Versicherungsangeboten und Banking-Lösungen interessiert, knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer wünscht sich zudem Unterstützung beim Kauf bankfremder Produkte wie etwa einem Auto oder einer Immobilie – einschließlich darauf zugeschnittener Produkte wie zum Beispiel Versicherungen.
Mit der Herausgabe persönlicher Daten zeigt sich die Mehrheit der Verbraucher sehr offen – sofern sie im Gegenzug von einem schnelleren und kostengünstigeren Service profitieren. Um dies zu erreichen, würden zwei von drei Befragten ihrer Bank den Zugriff auf weitere persönliche Daten gewähren. 63 Prozent würden mit ihren Daten freizügiger sein, sofern sie umfangreichere Beratungsdienstleistungen erhalten – etwa in Form einer schnelleren Kreditzusage. Unter den deutschen Befragten zeigt sich die hierzulande verbreitete Skepsis gegenüber der Herausgabe persönlicher Daten: Mit 58 Prozent ist der Anteil derer, die mehr Informationen über sich zur Verfügung stellen würden, um rund zehn Prozentpunkte niedriger.