Immobilien sind weiterhin begehrt – entsprechend klettern die Preise. Dieser Aspekt sowie die niedrigen Zinsen verändern auch das Verhalten von Kaufinteressenten in puncto Finanzierung und Objektauswahl. Zu diesem Fazit gelangen die Webportale Immobilienscout24 und Interhyp anhand ihrer jüngsten Umfrage „Immobilienbarometer Immobilienkauf – Q3 2016“. Die beiden Unternehmen führen diese Umfrage quartalsweise durch, für die aktuelle Auswertung wurden 3.974 Kaufinteressenten befragt.

Interessenten machen Abstriche bei der Immobiliensuche

So gaben 31 Prozent der Kaufinteressenten für eine selbst genutzte Immobilie an, dass sie aufgrund der steigenden Preise auf eine preiswertere Lage ausweichen wollen. 24 Prozent planen wegen dieses Aspekts den Erwerb einer kleineren Immobilie. 19 Prozent gaben sogar an, dass sie den Kauf wegen der Preissituation verschieben wollen und auf sinkende Preise hoffen. Kapitalanleger reagieren auf die hohen Preise anders: Von ihnen wählen 29 Prozent eine kleinere Immobilie, auf eine schlechtere Lage weichen mit 21 Prozent deutlich weniger Befragte aus als bei den Selbstnutzern.

100-Prozent-Finanzierungen gefragter als 2015

In Sachen Finanzierung haben sich die Präferenzen gegenüber dem Vorjahr deutlicher verschoben: So wollen 56 Prozent der Befragten mittlerweile bis zu 30 Prozent Eigenkapital einsetzen, vor einem Jahr waren es 51 Prozent. Der Anteil derer, die genug Kapital haben, um ohne Finanzierung zu kaufen, ist von acht auf 3,9 Prozent gesunken. Zudem wurden so genannte 100-Prozent-Finanzierungen deutlich häufiger genannt: Gegenüber dem dritten Quartal 2015 ist der Anteil der Interessenten, die eine solche Finanzierung ohne Einsatz von Eigenkapital planen, von 9,5 auf 15,1 Prozent gestiegen. Inwieweit dieses Finanzierungsmodell ratsam ist, hängt Interhyp zufolge vom Einzelfall ab. Eine Faustregel gebe es hierfür nicht.

Umfeld für Immobilienkauf schlechter als 2015 bewertet

Insgesamt bewerten die Teilnehmer der Umfrage das Umfeld für einen Immobilienkauf zunehmend als ungünstig. Der Anteil derer, die das aktuelle Umfeld als schlecht bewerten, stieg gegenüber 2015 von 23,4 auf 30,6 Prozent. Besonders Selbstnutzer bewerten die Situation so: Ihr Anteil liegt bei 32 Prozent, unter den Kapitalanleger bewertet lediglich jeder vierte die Rahmenbedingungen als negativ. Als „gut“ wird die derzeitige Lage von 41,7 Prozent der Umfrageteilnehmer eingeschätzt. Dass sich das Umfeld für den Kauf verbessern könnte, glauben nur 6,4 Prozent, 28,3 Prozent hingegen gehen von sich verschlechternden Rahmenbedingungen aus.

Hohe Kosten drücken auf die Stimmung

Die nicht gerade optimistische Einschätzung der Befragten ist nicht unbegründet: So ist zu einem derzeit nicht absehbar, dass der Trend zu höheren Preisen nachlässt. Zum anderen belasten die hohen Nebenkosten beim Immobilienerwerb das Budget erheblich – und anstehende Grundsteuererhöhungen verschärfen das Problem weiter. Darauf wies auch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung jüngst in seinem Bericht „Wohnungs- und Immobilienmärkte in Deutschland 2016“ hin. Im günstigsten Fall kommen rund 15 Prozent des Kaufpreises an Nebenkosten auf Käufer zu.

Dies gilt beispielsweise beim Kauf ohne Maklerprovision in Bayern und Sachsen, wo die Grunderwerbssteuer seit 1997 unverändert bei 3,5 Prozent des Kaufpreises liegt. Anders hingegen in Brandenburg, wo Käufer im ungünstigsten Fall rund 15 Prozent Nebenkosten berappen müssen. Denn dort zahlt der Käufer nicht nur eine etwaige Maklercourtage von 7,14 Prozent allein, sondern er muss seit 2015 auch noch 6,5 Prozent Grunderwerbsteuer zahlen. So hoch ist sie ansonsten nur in Schleswig-Holstein und – ebenfalls seit 2015 – in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. In Thüringen soll der Satz 2017 ebenfalls auf 6,5 Prozent steigen.