Auch wenn der Bitcoin in den vergangenen Monaten einen sagenhaften Kursanstieg hinlegte – die Mehrheit der Anleger zeigt sich gegenüber dieser Kryptowährung skeptisch. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage, die von der Unternehmensberatung Horn & Company im Auftrag des Handelsblatts unter 3.700 Lesern durchgeführt wurde. So werten 58 Prozent der Befragten, dass die rasante Kursrally der letzten Monate eindeutig auf eine gefährliche Blase hindeute.

Zum Hintergrund: Die Kryptowährung verbuchte zwischen dem Tiefststand der vergangenen 52 Wochen am 12. Januar 2017 und dem Höchststand am 17. Dezember 2017 ein Plus von mehr als 2.200 Prozent. Seitdem ging der Kurs je Bitcoin von rund 17.000 auf aktuell rund 12.000 Euro zurück (Stand 13. Januar 2018). Vom extremen Auf und Ab lassen sich zehn Prozent der Umfrageteilnehmer nicht beunruhigen: Sie sind der Ansicht, dass der Kurs den tatsächlichen Wert der Währung wiederspiegelt. Rund jeder fünfte Befragte meint hingegen, dass der aktuelle Kurs überhöht sei und sich normalisieren werde. Die verbleibenden zehn Prozent der Befragten trauen sich nicht zu, eine Einschätzung zur Kryptowährung abzugeben.

Rund jeder fünfte Befragte ist bereits investiert

Wie die Umfrage weiter belegt, gilt der Bitcoin nicht mehr als exotisches Anlageprodukt: Knapp jeder fünfte Befragte hat bereits in die Kryptowährung investiert, noch einmal so viel Umfrageteilnehmer spielen mit dem Gedanken, Bitcoin zu erwerben. 60 Prozent wollen hingegen nicht investieren. Die seit Mitte Dezember erhältlichen Bitcoin-Futures finden bislang noch wenig Beachtung: Lediglich sieben Prozent der Befragten könnten sich ein solches Investment vorstellen. Bitcoin-Indexfonds (ETFs) wären hingegen gefragter: Rund 21 Prozent wünschen sich solche Produkte.

Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer sieht keinen Bedarf für weitere Bitcoin-Anlageprodukte. Zur Skepsis dürfte auch beitragen, dass der Kurs nicht nur extrem schwankungsanfällig ist, sondern auch die Tatsache, dass die Bitcoin-Technologie und die mit ihr verbundenen Risiken von vielen Anlegern nicht wirklich verstanden wird: So ist der Anteil derer, die das Thema Bitcoin verstehen, mit 19 Prozent eher gering. Mehr als 43 Prozent sagen, dass sie sich mit dem Thema einigermaßen gut auskennen. Und 38 Prozent geben zu, dass sie wenig oder gar nichts vom Thema wissen.

Knapp jeder Zweite befürwortet strengere Regulierung

Ein wichtiges Thema bei der Kryptowährung ist der Umfrage zufolge auch die Gefahr des Missbrauchs: So können sich 16 Prozent der Befragten ein Verbot von Kryptowährungen vorstellen, um den Einsatz als Zahlungsmittel für Hacker und Kriminelle zu verhindern. Knapp die Hälfte spricht sich für eine striktere Regulierung aus, damit es nicht zum Missbrauch kommt. 26 Prozent der Befragten sehen hingegen keinen Bedarf für Handlungsbedarf seitens der Aufsichtsbehörden.

Über die Eignung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel sind sich die meisten Befragen einig: Rund zwei von drei Umfrageteilnehmer sind dieser Ansicht, trotz fehlender Annahmestellen und langsamer Transaktionen. Knapp jeder zweite Befragte sieht die Währungen als Spekulationsobjekte für die kurzfristige Geldanlage. Für die langfriste Kapitalanlage eignen sich Bitcoin und Co. aus Sicht von 15 Prozent der Befragten, 20 Prozent sehen in ihnen einen Wertspeicher. Und rund jeder vierte Befragte betrachtet die Kryptowährungen als Absicherung gegen Finanz- und Bankenkrisen.

Experten uneins über Marktentwicklung

Unter Marktexperten gehen die Meinungen zum Bitcoin weit auseinander: So sieht etwa die Investmentgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) im jüngsten Bitcoin-Rally eindeutig eine Finanzmarktblase. Der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, ehemaliger Chefökonom der Weltbank, sprach sich kürzlich für ein Verbot aus. Auch er sieht eine bedenkliche Blasenentwicklung. Fondsmanager Hendrik Leber, Gründer der Investmentgesellschaft Acatis, mischt hingegen seinem offensiv aufgestellten Mischfonds Acatis Datini Valueflex Bitcoin bei und sieht deutliches Kurspotenzial nach oben.