2017 könnte für Fed-Chefin Janet Yellen das letzte an der Spitze der mächtigsten Notenbank der Welt werden. Denn der neue Präsident Donald Trump hat sie im Wahlkampf hart angegriffen und dürfte ihr nach Auslaufen ihrer vierjährigen Amtszeit Anfang 2018 den Stuhl vor die Tür setzen.
Außerdem sieht sich Yellen im neuen Jahr weiteren Risiken ausgesetzt. Trumps Pläne für Steuersenkungen und massive Konjunkturhilfen könnten dafür sorgen, dass die US-Konjunktur überhitzt und die Inflation außer Kontrolle gerät. Eine Kombination aus überhitzter Wirtschaft und deutlichen Zinserhöhungen könnte zu einem Abschwung in der größten Volkswirtschaft der Welt führen, möglicherweise ausgehend vom Immobilienmarkt und der Autobranche, wo durch Ratenkredite finanzierte Käufe üblich sind.
Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) macht man sich ebenfalls Sorgen um die Entwicklung auf der anderen Seite des Ozeans. „Die aus der US-Präsidentschaftswahl resultierende politische Unsicherheit hat zugenommen“, konstatiert die EZB in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht. In der Folge hätten sich die Finanzierungsbedingungen verschärft.
Der durch die Wahl Trumps ausgelöste Höhenflug des Dollars bringt gleichfalls Risiken mit sich. Schließlich bedeutet der festere Greenback für US-Unternehmen, die ihre Erträge zu einem großen Teil im Ausland erwirtschaften, eine nachlassende Wettbewerbsfähigkeit und fallende Gewinne.
Im Dezember hatten sich die US-Währungshüter für den einzigen Zinsschritt nach oben in diesem Jahr entschieden. Der Leitzins liegt seither in einer Spanne zwischen 0,50 bis 0,75 Prozent. Ob es zügig weiter nach oben geht, liegt auch an den Weichenstellungen im Weißen Haus: „Sobald die Regierung Trump ab dem 20. Januar ihre Geschäfte aufnimmt und erste größere Maßnahmen umsetzt, werden die Karten in Sachen Zinsen neu gemischt“, meint Fed-Beobachterin Christiane von Berg von der BayernLB.
Die Fed, deren Geldpolitik auf Vollbeschäftigung und Preisstabilität abzielt, betrachtet ihre Vorstellungen als nahezu erreicht. Yellen äußerte sich zuletzt zufrieden über den Arbeitsmarkt. So hätten Berufsanfänger derzeit die günstigsten Aussichten seit fast einem Jahrzehnt. Zudem gebe es Anzeichen dafür, dass das Lohnwachstum zulege. Damit sind auch die Aussichten gut, die angepeilte Inflations-Zielmarke von zwei Prozent in absehbarer Zeit zu erreichen.
Gleichzeitig werden allerdings die guten Perspektiven durch erhebliche Unsicherheiten getrübt. Beispielsweise könnten sich Ängste verstärken, dass Trump die Konjunktur zu kräftig anschiebt, was die Fed zu einem härteren Kurs – sprich: rascheren und stärkeren Zinsanhebungen – veranlassen könnte. Das würde Trump sicherlich verärgern, der ihr im Wahlkampf vorgeworfen hatte, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, um das Platzen einer Börsenblase unter dem demokratischen Präsidenten Barack Obama zu verhindern.
Die Fed ist zwar unabhängig von der Regierung, doch republikanische Kongressabgeordnete pochen immer wieder darauf, die als übermächtig empfundene Notenbank an die kurze Leine zu legen. Einige Republikaner wollen das Doppelmandat der Fed massiv einschränken. Trump hat offengelassen, ob er diese Bestrebungen unterstützt, könnte aber mit der Besetzung offener Fed-Direktorenposten das Personaltableau verändern und die Zentralbank so in seinem Sinne prägen. Der für die Geldpolitik zuständige Offenmarktausschuss (FOMC) hat bei voller Besetzung zwölf Mitglieder. Seit einiger Zeit sind jedoch zwei Posten vakant, weil es Obama gegen den Widerstand im Kongress nicht gelang, sie zu besetzen. Das wird sich unter Trump wohl ändern. Statt fünf dürfte es dann sieben von der Regierung ernannte stimmberechtigte FOMC-Führungsmitglieder geben. Damit hätte diese Gruppe die Mehrheit in dem Gremium, da die regionalen Federal Reserve Notenbanken nur durch fünf Mitglieder vertreten sind.