Die US-Notenbank Fed hat den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld bei ihrer Juni-Sitzung zum zweiten Mal binnen weniger Monate angehoben. Außerdem signalisierte noch einen weiteren Schritt nach oben in diesem Jahr.
„Die Wirtschaft scheint sich nach der Abkühlung im ersten Quartal erholt zu haben“, sagte Fed-Chefin Janet Yellen. Der Leitzins wurde um einen Viertelpunkt angehoben, auf die neue Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent. Die Entscheidung fiel allerdings nicht einstimmig. Das Führungsmitglied Neel Kashkari wollte keine Erhöhung. Gleichzeitig kündigte die Fed an, ihre im Zuge der Finanzkrise aufgeblähte Bilanz ab diesem Jahr allmählich abzubauen.

„Weitere graduelle Zinserhöhungen sind in den nächsten Jahren angemessen“, sagte Yellen. Die Voraussetzungen seien geschaffen, damit auch die Inflation anziehe. Mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,3 Prozent hat die Fed zwar ihr Ziel Vollbeschäftigung praktisch erreicht. Sie strebt aber auch eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Dabei achtet sie vor allem auf Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher, die schwankungsanfällige Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammern. Dieser Wert lag zuletzt mit 1,5 Prozent noch unter der Zielmarke. Die schwächelnde Inflation dürfte nach Ansicht von Ökonomen ein vorübergehendes Phänomen sein. Angesichts einer historisch niedrigen Erwerbslosenquote ist eine Normalisierung der Geldpolitik wohl unverzichtbar.

Aus den aktuellen Prognosen der amerikanischen Notenbanker geht hervor, dass sie für das Jahresende einen Leitzins von 1,375 Prozent erwarten. Dies würde einem weiteren Schritt nach oben entsprechen. Die Fed behielt damit ihren Zinsausblick für 2017 unverändert bei. Yellen und Co. wollen keine Überhitzung der Wirtschaft riskieren, falls die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Steuerreform und massive Investitionen in die Infrastruktur einen kräftigen Schub bringen sollten. Trump hatte Yellen im Wahlkampf scharf kritisiert. Nach dem Zinsbeschluss sagte sie, sie wolle ihre Amtszeit voll ausüben. Diese endet im Februar 2018.

Im Unterschied zu den USA sind Zinsanhebungen in der Euro-Zone noch kein Thema. Die Europäische Zentralbank (EBZ) will ihren extrem expansiven Kurs mit einem Zinsniveau von 0,0 Prozent und umfangreichen Anleihenkäufen bis auf weiteres fortsetzen. Volkswirte sehen den Fed-Kurs aber als Vorbild für die EZB. Die Fed kündigte an, bald mit dem Abbau ihrer Bilanz zu beginnen. Sie hat Anleihen im Volumen von rund 4,5 Billionen Dollar in den Büchern. „Wir könnten das relativ bald umsetzen“, sagte Yellen. Voraussetzung dafür sei, dass die Wirtschaft weiter auf Kurs bleibe. Sie hoffe, dass die Finanzmärkte nicht übermäßig auf den Abbau reagierten.

Konkret plant die Notenbank, ihren Bestand an Staatsanleihen allmählich zu senken. Anders als bisher sollen fällig werdende Wertpapiere nicht mehr ersetzt werden. Dabei will die Fed behutsam vorgehen. So sollen zunächst Staatsanleihen im Volumen von sechs Milliarden Dollar pro Monat nicht mehr durch neue Investments ersetzt werden. Dieser Wert soll dann innerhalb von zwölf Monaten pro Quartal um sechs Milliarden Dollar angehoben werden. Start- und Enddatum für den Bilanzabbau hat die Notenbank nicht genannt. Fed-Beobachter vermuten, dass Yellen auf einer der beiden nächsten Zinssitzungen den Startschuss geben wird.