Die US-Notenbank Fed sendet verstärkt Signale für eine baldige Erhöhung der Leitzinsen. Der Chef des Fed-Ablegers in New York, William Dudley, ließ keinen Zweifel daran, dass wohl nur noch ein Konjunktureinbruch die Pläne für eine geldpolitische Straffung durchkreuzen könnte. „Falls die Wirtschaft auf dem jetzigen Kurs bleibt, dürfte es im Jahresverlauf eine Zinserhöhung geben“, sagte er jüngst. Dudley gilt als Vertrauter von Fed-Chefin Janet Yellen, die bei guter Konjunkturentwicklung gleichfalls einen geldpolitischen Schritt nach oben in Aussicht gestellt hat.
Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld liegt seit Dezember 2015 in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Viele Händler erwarten, dass die Fed im Dezember die Zinszügel anziehen wird. Dagegen gilt eine Erhöhung Anfang des kommenden Monats und damit wenige Tage vor der Präsidentenwahl am 08. November als unwahrscheinlich. Die Zentralbank, die Vollbeschäftigung und stabile Preise fördern soll, blickt insbesondere auf den Arbeitsmarkt und die Inflationsrate. Während sie am Arbeitsmarkt ihr Ziel weitgehend erreicht hat, blieb der Preisauftrieb zuletzt noch unter der von der Fed angestrebten Marke von zwei Prozent.
Nach Ansicht des Chefs der Fed-Filiale in Dallas, Robert Kaplan, wird die Inflation aber wahrscheinlich anziehen. Daher sei es angemessen, dass die Notenbank eine etwas weniger konjunkturstimulierende Geldpolitik fahre. Für das Wachstum der US-Wirtschaft veranschlagte er in einer Rede im texanischen Fort Worth einen Wert von rund 1,75 Prozent. Dieser liege zwar unter dem in der Vergangenheit erreichten Normalmaß. Dennoch sei er zur weiteren Verringerung der Arbeitslosigkeit ausreichend. Die US-Wirtschaft wuchs dem Fed-Konjunkturbericht „Beige Book“ zufolge in den meisten Notenbank-Bezirken zuletzt wenig bis mäßig.