Die unerwünscht niedrige Inflation bereitet US-Notenbankern auf dem Weg zu einer weiteren Zinserhöhung Kopfschmerzen. Laut den veröffentlichten Protokollen der Juli-Sitzung mahnen einige Währungshüter zur Vorsicht: Sie wollen mit einer Anhebung warten, bis es verlässliche Hinweise gibt, dass sich die Teuerung auf das Ziel der Notenbank Fed zubewegt. Viele Fed-Führungsmitglieder halten es für möglich, dass die Inflationsrate länger unter dem Zielwert von zwei Prozent verharren könnte als gedacht. Die Preisdaten sollten ihrer Ansicht nach daher „genau beobachtet“ werden.
Im Juni hatte die Zentralbank den Leitzins zuletzt auf das aktuelle Niveau von 1,0 bis 1,25 Prozent angehoben und einen weiteren Schritt noch für das laufende Jahr signalisiert. Die Fed strebt neben Vollbeschäftigung eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Die Währungshüter achten dabei besonders auf Preisveränderungen bei den persönlichen Ausgaben der Verbraucher, wobei Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben. Diese Teuerungsrate lag zuletzt drei Monate in Folge bei 1,7 Prozent.
Die Chefin des US-Notenbank-Bezirks von Cleveland, Loretta Mester, will vorerst trotz der unerwünscht niedrigen Inflation an den angepeilten Zinsschritten der Fed festhalten. „Ich gehöre nicht zu denen, die erst eine Inflation von zwei Prozent sehen wollen, bevor wir auf diesem Pfad weitergehen“, äußerte Mester im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Sie wies Forderungen zurück, die angepeilten Zinserhöhungen sollten verschoben werden. „Ich bin noch nicht so weit“, sagte sie dazu.
Der Präsident der Fed von San Francisco, John Williams, sagte dem TV-Sender CNN, die Notenbank habe bei ihren Zinserhöhungen die Hälfte ihres Weges zurückgelegt. Seit Dezember 2015 hat die Fed den Schlüsselzins in vier Schritten nach oben gesetzt.
Wie aus den Fed-Mitschriften weiter hervorgeht, hatten sich einige Führungsmitglieder bereits auf der Juli-Sitzung darauf eingestellt, einen Starttermin für den geplanten Abbau der aufgeblähten Bilanz zu nennen. Der Fed-Offenmarktausschuss entschied sich allerdings dafür, noch abzuwarten und das Abschmelzen der Bilanzsumme „relativ bald“ einzuleiten. Im Kampf gegen die Folgen der Finanzkrise hatte die Fed ihr Portfolio mit dem massiven Ankauf von Wertpapieren auf 4,5 Billionen Dollar aufgebläht.