Die kürzlich veröffentlichten Minutes der September-Fed-Sitzung deuten auf eine Spaltung des geldpolitischen Rates der US-Notenbank hin. Drei Mitglieder stimmten für eine sofortige Zinsanhebung, doch die Mehrheit der Ratsmitglieder war der Meinung, dass sie noch mehr Beweise für einen anhaltenden Anstieg der Inflation benötigen. Damit fiel die Entscheidung, die Leitzinsen unverändert zu lassen, relativ knapp aus, zumal weitere Ratsmitglieder eine zeitnahe Anhebung für sinnvoll halten.
Die Gegner einer sofortigen Zinsanhebung beschworen in der Diskussion sogar ein mögliches Rezessionsrisiko. Sie verwiesen auf Fälle in der Vergangenheit, bei denen die Arbeitslosigkeit, wie derzeit auch, nahe oder sogar unterhalb ihres langfristigen Niveaus lag. Eine geldpolitische Straffung hätte dann eine Rezession mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit zur Folge. Außerdem sehe man wegen der weiter zunehmenden Partizipationsrate am Jobmarkt, dass es bei der Erholung der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung noch Spielraum nach oben gebe.
Demgegenüber merkten die geldpolitischen Falken an, dass sich die derzeitige Lage von früheren Situationen unterscheide, da das Wirtschaftswachstum aktuell deutlich schwächer und die Inflation erheblich niedriger seien als in vergleichbaren Phasen der Vergangenheit. Gleichzeitig stuft die Mehrheit der FOMC-Mitglieder die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung als ausgeglichen ein. So seien die Risiken im Zusammenhang mit dem Brexit zurückgegangen. Ein Teil der Ratsmitglieder ist dagegen immer noch der Ansicht, die Risiken für die wirtschaftliche Dynamik seien hoch. Die möglichen Folgen des Brexit könnten das Wachstum der Weltwirtschaft am Ende schwächer ausfallen lassen als derzeit erwartet.
Vor dem Hintergrund dieser gespaltenen Lage im FOMC ist für die November-Sitzung davon auszugehen, nicht zuletzt auch wegen der zeitlichen Nähe zur US-Präsidentschaftswahl, dass der Leitzins unverändert bleibt. Ob es dann bei der Dezembersitzung zu einer Anhebung kommt, hängt vor allem von der Entwicklung der Konjunkturdaten bis zu diesem Zeitpunkt ab. Der Wahlausgang und eventuell daraus resultierende Unsicherheiten könnte die Entscheidung von Fed-Chefin Janet Yellen und Co. beeinflussen. Der Markt erwartet im Moment mit einer durch die Fed Funds Future implizierten Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent eine Anhebung im Dezember.