Das erste Quartal erwischte so manchen Anleger auf dem falschen Fuß. Der DAX verlor fast 6,5 Prozent und legte damit einen Fehlstart in das Jahr 2018 hin. Der Beginn des zweiten Vierteljahres war zwar nicht gerade dynamisch, aber immerhin erholte sich der deutsche Leitzindex etwas. Dabei wurde der Erholungskurs vor allem durch Entspannungssignale in der Handelsauseinandersetzung zwischen den USA und China gestützt. Aber auch der deutliche Anstieg der Ölpreise wurde von den Börsianern positiv aufgenommen. Abzulesen ist das daran, dass der Energiesektor vergangene Woche diesseits und jenseits des Atlantiks um jeweils fast fünf Prozent zulegte.
Gebremst wurden die Aktiennotierungen allerdings durch geopolitische Spannungen zwischen den USA, Frankreich sowie Großbritannien auf der einen Seite und Russland auf der anderen infolge des Giftgasangriffs in Syrien. Bis Ende der Woche blieb unklar, ob und wann die drei westlichen Staaten einen Raketenangriff auf syrische Ziele vornehmen würden und wie die Reaktion Moskaus ausfallen würde.

Europäische Aktien holen auf

Erfreulich ist, dass der europäische Aktienmarkt zuletzt gegenüber dem US-Markt aufholen konnte, nachdem er diesem seit Jahresbeginn hinterherhinkte. Die Annäherung der Börsenindizes hat unter anderem damit zu tun, dass amerikanische Technologiewerte zwischenzeitlich erheblich schwächelten, nachdem sie zuvor lange für den Kursaufschwung an der Wall Street verantwortlich waren. Auf Grund unternehmensspezifischer Vorfälle zweifelten Anleger an den hohen Bewertungen mehrerer Tech-Firmen und stellten teilweise sogar deren Geschäftsmodelle in Frage. Beispielsweise geriet Facebook wegen eines Datenskandals unter Druck, Tesla wegen eines tödlichen Unfalls im Zusammenhang mit einem selbstfahrenden Auto sowie Amazon infolge kritischer Aussagen von US-Präsident Donald Trump.

Bei den Tech-Aktien lohnt es sich aber allemal, genauer hinzuschauen. Zweifellos sind einzelne Tech-Unternehmen und auch der US-Technologiesektor insgesamt hoch bewertet. Richtig ist aber auch, dass die Überbewertung gegenüber dem langfristigen Durchschnitt keineswegs ausgeprägter ist als im Durchschnitt der anderen US-Sektorindizes. Zudem schätzen Aktienanalysten die Aussichten der Schwergewichte Apple und Alphabet (Google) positiv ein. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass der Aufwärtstrend am amerikanischen Aktienmarkt durch das Platzen einer vermeintlichen „Tech-Blase“ beendet wird, was auch für den europäischen Markt fatale Folgen hätte.

Konjunkturzahlen enttäuschten zuletzt

Beobachter sind sich einig, dass die Kursturbulenzen der vergangenen Wochen in hohem Maße auf den Handelsstreit zwischen den USA und China zurückzuführen waren. Eine bremsende Rolle haben jedoch auch die Konjunkturdaten gespielt, von denen zuletzt viele negativ überrascht haben, insbesondere in Europa. So sank der Economic Surprise Index der Citigroup, der Abweichungen der veröffentlichten Konjunkturdaten von den Konsens-Prognosen misst, für die G10-Staaten auf -22 Punkte. Zu Jahresbeginn hatte er noch bei über 50 Punkten gelegen. Der Teilindex für die Eurozone brach sogar auf -88 Punkte ein.

In dieses Bild scheinen die jüngsten US-Arbeitsmarktzahlen zu passen. Denn der Stellenaufbau lag im März lediglich bei 103 000 Jobs. Dies ist aber zum einen als eine Normalisierung nach dem sehr starken Februar-Wert zu sehen, der nachträglich auf 326 000 Stellen nach oben revidiert wurde. Zum anderen wurde der Stellenaufbau wohl auch von der schlechten Witterung ausgebremst. Ein stärkerer Stellenaufbau wurde vor allem durch die schwache Entwicklung im Bausektor verhindert, in dem sogar Jobs abgebaut wurden. Hier kommt zum Tragen, dass die USA im März von einigen Schneestürmen getroffen wurden, weshalb einige Arbeitsnehmer im Erhebungszeitraum (Mitte des Monats) wohl nicht zur Arbeit gehen konnten. In der Haushaltserhebung, auf der die Statistik zum Stellenaufbau beruht, werden diese Arbeitsnehmer als nicht beschäftigt gezählt. Auch der Stellenaufbau im öffentlichen Sektor fiel im März mit 1000 Stellen äußerst bescheiden aus. Die US-Arbeitslosenquote blieb mit 4,1 unverändert. Diese basiert im Gegensatz zu den Daten zum Stellenaufbau auf einer Unternehmenserhebung und ist damit für witterungsbedingte Erhebungsfehler weniger anfällig.

Für Anleger ist derzeit besonders wichtig, auf die konjunkturellen Frühindikatoren zu achten. Ein anhaltender Rückgang, etwa als Folge des Handelsstreits, würde für schwächere Aktienmärkte sprechen. Die meisten Anlageprofis gehen derzeit allerdings davon aus, dass der weltweite Aufschwung vorerst anhält und ein Handelskrieg vermieden wird. In diesem
Szenario sollten steigende Unternehmensgewinne moderat steigende Aktienkurse ermöglichen.

Kaum Neues aus der EZB

Zumal von Seiten der Notenbanken kein großes Störfeuer zu erwarten ist, auch wenn die Minutes der EZB-März-Sitzung im Ton geringfügig hawkisher ausgefallen sind als die Pressekonferenz Mario Draghis unmittelbar nach der Sitzung – ohne freilich neue Informationen zu enthalten. Bemerkenswert war letzte Woche, dass sich die EZB ungewöhnlich offen von einer Äußerung des Ratsmitgliedes Ewald Nowotny distanziert hat. Der hatte in einem Interview erstmalig über den Leitzinspfad spekuliert. Seine Vorstellung sah im ersten Schritt eine Erhöhung des Einlagesatzes um 20 Basispunkte und danach eine Anhebung des Einlagesatzes auf null und des Refinanzierungssatzes in den positiven Bereich vor. Bislang hatte der EZB-Rat vermieden, einen Ausblick auf den avisierten Anhebungspfad zu geben und die Kommunikation auf die Zeit bis zur ersten Zinsanhebung ausgerichtet.

Der Franzose Benoit Coeuré meinte, das Produktionspotenzial der Währungsunion habe möglicherweise in der Krise weniger stark gelitten als bisher angenommen. Dies würde eine
höhere Unterauslastung bedeuten und die schwache Inflationsentwicklung erklären. Es
bedeute aber laut Coeuré nicht, dass die Geldpolitik unverändert bleiben muss, da nach
dieser Diagnose auch der natürliche Zins höher angesetzt werden müsste.

US-Notenbanker mit besserem Konjunkturausblick

Im Protokoll der US-Notenbank Fed zur März-Sitzung wurde vermerkt, dass inzwischen alle Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC), vor allem auf Grund der Steuerreform, einen verbesserten Konjunkturausblick hätten. Außerdem erwarten alle amerikanischen Währungshüter, dass das Inflationsziel von zwei Prozent in den nächsten Monaten zumindest temporär erreicht wird. Im März, als lediglich die US-Zölle auf Stahl und Aluminium bekannt waren, zeigten sich die Notenbanker hiervon unbeeindruckt.

14 von 15 FOMC-Mitgliedern sahen das Risiko für ihren Konjunkturausblick als unverändert an. Eine Mehrheit wies aber darauf hin, dass ein Handelskrieg ein deutliches Abwärtsrisiko für die Konjunktur darstellen würde. Hierauf verwies auch der designierte Chef der New York-Fed, John Williams, in einer Rede.

Fed-Chef Jerome Powell stellte demgegenüber klar, dass diese Risiken bisher nur Vermutungen seien, die sich noch nicht materialisieren würden. Daher müsse die Fed mit ihren graduellen Zinsschritten fortfahren, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Unterstützung bekam Powell überraschend von Chicago-Fed Präsident Charles Evans, der sich nun gleichfalls für drei bis vier Zinsschritte 2018 aussprach. Im Dezember hatte er noch gegen einen Zinsschritt gestimmt.

Was diese Woche bringt

In der Eurozone steht eine relativ datenarme Woche an. Einzig die ZEW-Stimmungsindikatoren könnten an den Börsen für Bewegung sorgen (Di.). Nachdem die Konjunkturdaten in den letzten Wochen in den meisten Fällen für negative Überraschungen im Vergleich zu den Erwartungen der Analysten gesorgt haben, stehen die Chancen auf einen Anstieg der ZEW-Stimmungsindikatoren alles andere als gut. Zudem dürften der weiter schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die Turbulenzen um Syrien und die damit einhergehende Provokation Russlands die Aussichten der befragten Finanzanalysten zusätzlich belastet haben.

Es ist daher wahrscheinlich, dass die ZEW-Indikatoren die Bewegung des Sentix Investorenvertrauens nachvollziehen und im April den dritten Rückgang in Folge zeigen werden. Dieser dürfte für die Wirtschaft in Deutschland noch etwas ausgeprägter ausfallen als für den Euroraum insgesamt, da die Auswirkungen eines internationalen Handelskriegs für die exportorientierte Wirtschaft Deutschland stärker ausfallen würden. Es dürfte ein Rückgang der ZEW-Erwartungen für Deutschland in den negativen Bereich gemeldet werden, was das letzte Mal kurzzeitig im Juli 2016 sowie im Oktober 2014 der Fall war.

Preisseitig stehen die endgültigen Inflationsdaten für den Euroraum im März zur Veröffentlichung an, für die keine Überraschungen sondern eine Bestätigung der vorläufig gemeldeten Werte zu erwarten sind (Mi.).

In den USA liegt der Fokus diese Woche auf den „harten“ Konjunkturdaten für März. Den Anfang machen dabei die Zahlen zum Einzelhandel (Mo.). Nachdem im Februar noch ein leichtes Minus zu Buche gestanden hat, dürfte im März ein gemäßigtes Plus von 0,3 Prozent erreicht worden sein. Ursächlich hierfür sind die deutlich gestiegenen Verkäufe von Automobilen. Ohne diesen treibenden Faktor dürften die Umsätze im März lediglich stagniert haben. So hat die unwirtliche Witterung mit mehreren Schneestürmen im März an der Ostküste nicht zu größeren Einkaufstouren eingeladen.

Von der Witterung ebenfalls negativ beeinflusst dürften die Wohnungsbaubeginne im März gewesen sein (Di.). So wurde bereits im letzten Arbeitsmarktbericht angezeigt, dass einige Arbeitnehmer der Baubranche im März zeitweise witterungsbedingt nicht zur Arbeit gekommen sind. Mit 1 199 Tsd. Einheiten sollten die Wohnungsbaubeginne entsprechend niedrig ausgefallen sein.

Die Industrieproduktion dürfte ihre Vormonatsdynamik im März ebenfalls kaum gehalten haben (Di.). So sollte im März eine monatliche Wachstumsrate von 0,3 Prozent erreicht worden sein, wobei hierfür wohl alleine die Produktion im Bergbau und bei den Versorgern verantwortlich war.

Der Frühindikator der Philadelphia Fed dürfte weiterhin ein optimistisches Bild für die Wirtschaft an der Ostküste zeichnen (Do.). Generell sprechen die Fundamentaldaten für eine baldige Belebung der Wirtschaft. Bremsend könnten hierbei jedoch die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China wirken, die zu einer erhöhten Unsicherheit bei exportierenden Unternehmen geführt haben sollten.

Neben den Konjunkturzahlen rückt die Unternehmens-Berichtssaison zum ersten Quartal allmählich in den Fokus der Börsianer. Diese Woche legen zunächst vor allem US-Firmen ihre Zahlen vor (u.a. Ebay, General Electric, Goldman Sachs, IBM und Morgan Stanley). In Europa nimmt die Berichtssaison wie üblich erst mit zeitlicher Verzögerung Fahrt auf. Vor dem Hintergrund der US-Steuerreform werden die Unternehmensgewinne in den USA positiv ausfallen. Beim aggregierten Ergebnis je Aktie des S&P 500 wird mit einer Steigerung um 18,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal kalkuliert, wobei alle Sektoren zu dem Gewinnanstieg beitragen sollten.

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 16.4.2018
Einzelhandelsumsatz USA (% zum Vormonat)März0.3-0.1
Einzelhandelsums. o. PKW USA (% zum Vormonat)März00.2
Empire State-Index USA (Punkte)April19.622.5
NAHB Wohnungsmarkt-Index USA (Punkte)April7070
Dienstag, 17.4.2018
BIP China (% zum Vorjahr)Q16.86.8
Industrieproduktion China (% zum Vorjahr)März6.46.2
ZEW Konjunkturerwartungen Deutschland (Punkte)April-4.55.1
ZEW Aktuelle Lage Deutschalnd (Punkte)April8690.7
ZEW Konjunkturerwartungen Euroland (Punkte)April6.513.4
Wohnungsbau-Beginne USA (Tsd.)März11991236
Industrieproduktion USA (% zum Vormonat)März0.30.9
Mittwoch, 18.4.2018
Verbraucherpreise Euroland (% zum Vorjahr)März1.41.1
Verbraucherpr. Kernrate Euroland (% zum Vorjahr)März11
Donnerstag, 19.4.2018
Philly Fed Index USA (Punkte)April2122.3
Freitag, 20.4.2018
Verbraucherpreise Japan (% zum Vorjahr)März1.11.5
Erzeugerpreise Deutschland (% zum Vorjahr)März2.11.8
Verbrauchervertrauen Euroland (Punkte)April0.10.1