Im Bundesdurchschnitt bezeichnen sich 59 von 100 Deutschen als zufrieden mit ihrer derzeitigen finanziellen Situation. Das ist der höchste Wert, der in den vergangenen zehn Jahren im Rahmen der jährlichen Umfrage „Die Deutschen und Ihr Geld“ des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) erreicht wurde. Die Studie wird jedes Jahr durchgeführt und jeweils am Weltspartag veröffentlicht. Zuletzt wurden hierfür im Frühjahr 2017 insgesamt 2.884 Deutsche vom Marktforschungsinstitut Kantar Added Value im Auftrag des DSGV befragt. Wie der DSGV berichtet, lag der Anteil 2008 noch bei 46 Prozent und sei seitdem kontinuierlich um 13 Prozentpunkte gestiegen. weichen die Zufriedenheitswerte regional allerdings deutlich voneinander ab: Den höchsten Anteil mit mehr als sechs von zehn zufriedenen bis sehr zufriedenen Befragten weisen Hamburg, Bremen und Hessen auf, am niedrigsten fiel die Quote in Brandenburg aus, Bayern und Baden-Württemberg liegen hingegen im Mittelfeld.

Viele Junge und Niedrigverdiener tun nichts für die Altersvorsorge

In puncto Altersvorsorge unternehmen der Umfrage zufolge vor allem die Unter-30-Jährigen zu wenig, wie der DSGV betont: Innerhalb dieser Altersklasse gaben 36 Prozent an, nichts für die Altersvorsorge zu tun. Unter den Niedrigverdienern mit einem Haushaltsnettoeinkommen von bis zu 1.000 Euro liegt die Quote sogar bei 47 Prozent. Rund jeder Zweite gab als Begründung an, dass er sich finanziell dazu nicht in der Lage sehe. Besonders fatal: Rund jeder achte Befragte, der unsicher ist, seine zukünftige finanzielle Absicherung auch zu erreichen, rechnet zudem mit Altersarmut. Viele Befragte sind sich der Problematik also sehr bewusst, unternehmen aber dennoch nichts.

Nur eine Minderheit nutzt vermögenswirksame Leistungen (vL)

Nach der Nutzung vermögenswirksamer Leistungen (vL) befragt, gaben lediglich 28 Prozent an, diese staatliche Förderung in Anspruch zu nehmen. Dabei fällt auf, dass der Anteil ausgerechnet bei den Zielgruppen, die von vL profitieren, sehr niedrig ausfällt: So haben nur acht von 100 Befragten mit einem Einkommen von netto weniger als 1.000 Euro einen solchen Sparvertrag, unter den jungen Arbeitnehmern (18 bis 23 Jahre) liegt der Anteil bei ebenfalls unterdurchschnittlichen 23 Prozent.

Rendite spielt beim Vermögensaufbau nicht die Hauptrolle

In puncto Vermögensaufbau gelten Sicherheit, Flexibilität und Verfügbarkeit bei den Befragten als die drei wichtigsten Kriterien, die Rendite steht hingegen nicht im Vordergrund. Im Vergleich zu den Vorjahren ist laut DSGV eine Verschiebung weg von Lebens- und Rentenversicherungen hin zu Immobilien zur Selbstnutzung oder Kapitalanlage erkennbar. Bausparverträge werden zudem zunehmend als eher wenig zum Vermögensaufbau geeignet betrachtet. Zum Vergleich: Aktuell betrachten 54 Prozent der Befragten die selbstgenutzte Immobilie als geeignet für den Vermögensaufbau, auf Platz zwei liegt die vermietete Immobilie, die 27 Prozent als geeignet einstufen. 2008 hingegen lagen Lebensversicherungen mit 66 Prozent und Rentenversicherungen mit 47 Prozent auf den vordersten beiden Plätzen.

Nur eine Minderheit passt Sparverhalten an Niedrigzins an

Rund zwei Drittel der Befragten verhalten sich trotz Niedrigzins passiv, was ihr Sparverhalten angeht. Unter der Minderheit, die ihr Sparverhalten geändert hat oder ändern will, gaben 48 Prozent an, dass sie auf andere Sparformen ausweichen. Als am besten geeignete Anlageformen wurden mit großem Vorsprung Sachwerte genannt.

Dem Niedrigzinsumfeld begegnen viele der Befragten, die einen Kredit abgeschlossen haben oder dies planen, nicht unbedingt optimal: So verlängern acht Prozent von ihnen die Kreditlaufzeit durch niedrigere Raten. Günstiger wäre es allerdings, sie mit höheren Raten zu verkürzen, so der DSGV. Die Begründung: Steigen die Zinsen, geht dies mit einer finanziellen Mehrbelastung einher. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird wiederum von mehr als der Hälfte der Befragten als Anlass zur Sorge in Sachen Ersparnisbildung genannt. Rund zwei von drei Umfrageteilnehmern sehen eine baldige Zinswende als wichtig bis sehr wichtig an.

Immobilienkäufer in spe wollen solide finanzieren

Hinsichtlich potenzieller Immobilienkäufe gab rund jeder Achte an, sich mit dem Gedanken zu befassen. Unter jungen Familien ist der Anteil derer, die eine Immobilie zur Selbstnutzung erwerben wollen, mit 30 Prozent deutlich höher. Und rund die Hälfte der Interessenten will nicht mehr als 60 Prozent des Kaufpreises über einen Immobilienkredit finanzieren.

Honorarberatung stößt auf Ablehnung

Wie die Umfrage weiter belegt, zeigt sich die große Mehrheit der Deutschen skeptisch gegenüber dem Konzept der Honorarberatung: 84 Prozent der Befragten meinen, dass die Beratungsqualität dadurch nicht steigt. Und 85 Prozent meinen, dass ein gesondertes Honorar für diese Dienstleistung sozial ungerecht sei. Der DSGV mutmaßt, dass viele Befragte in diesem Beratungskonzept die Gefahr sehen, dass vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen wegen des Honorars auf eine Beratung verzichten. Wie der Verband weiter berichtet, steigt die Akzeptanz mit zunehmendem Einkommen: Unter den Befragten mit mehr als 125.000 Euro Geldvermögen halten 23 Prozent die Honorarberatung für sinnvoll.