Kürzlich hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse einer Befragung zu den Finanzen der privaten Haushalte im Euroraum von 2014 veröffentlicht. Danach sind Netto-Vermögen (Geldvermögen plus Sachvermögen abzüglich Schulden) der Europäer im Vergleich zu 2010 spürbar gesunken und es gibt nach wie vor große Unterschiede zwischen arm und reich.
Zwar sind die Daten auf Grund von Unterschieden bei den Haushaltsgrößen oder den Systemen der Alterssicherung nicht direkt vergleichbar.

Dennoch liefert die Befragung interessante Erkenntnisse. So ist der Vermögensrückgang in hohem Maße auf gesunkene Preise bei Wohnimmobilien zurückzuführen. Die Haushalte in Deutschland waren hiervon jedoch kaum betroffen. In den meisten deutschen Ballungszentren konnten für den Betrachtungszeitraum sogar steigende Immobilienwerte konstatiert werden. Das hat dazu beigetragen, dass das Netto-Vermögen der Deutschen gewachsen ist, während andere Europäer unter den Folgen platzender Immobilienpreisblasen zu leiden hatten.

Ungeachtet dessen liegt das mittlere Haushalts-Netto-Vermögen (Median) in Deutschland 2014 mit rund 60.800 Euro weit unterhalb der Werte in vielen anderen Ländern. In Italien und Frankreich lag der entsprechende Wert beispielsweise bei über 100.000 Euro und in Belgien sogar bei mehr als 200.000 Euro.

Die Gründe für die niedrigeren Vermögenswerte privater Haushalte in Deutschland sind vielschichtig, zudem relativieren sie sich teilweise bei genauerer Betrachtung. Zum einen gibt es hier zu Lande mehr Single-Haushalte als in anderen Ländern, zum anderen baut die gesetzliche Rente keinen Kapitalstock auf. Deshalb fließen die erworbenen Rentenansprüche nicht ins Geldvermögen der EZB-Befragung ein.
Diese statistischen Unterschiede erklären die Differenzen der Vermögenswerte aber nur zum Teil. Eine erhebliche Rolle spielen Unterschiede im Sachvermögen, insbesondere beim selbstgenutzten Wohneigentum. In Deutschland verfügen nur 44,3 Prozent der privaten Haushalte über Wohneigentum. Dies ist der niedrigste Anteil unter allen befragten Ländern. In den meisten anderen Staaten erreicht die Wohneigentumsquote 70 Prozent und mehr. Wohneigentum wird nicht erst ein wichtiger Vermögensbestandteil, wenn die damit verbundenen Darlehen getilgt sind. Denn schon der Erwerb einer kreditfinanzierten Immobilie wirkt disziplinierend auf das Sparverhalten und damit auf den Vermögensaufbau.

Was sind die Ursachen für die niedrige Wohneigentumsquote der Deutschen? In diesem Zusammenhang spielen Aspekte wie Ungebundenheit und Flexibilität eine Rolle. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben sich die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau allerdings auch spürbar verschlechtert. Dafür sind teils überzogene Vorschriften und höhere Steuerbelastungen verantwortlich, die das Bauen verteuern.

Hinzu kommt, dass in Ballungszentren, wo neuer Wohnraum dringend benötigt wird, oft zu wenig Bauland ausgewiesen und erschlossen wird. Zuletzt wurde dann noch die Immobilienfinanzierung durch eine übertrieben restriktive Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie erschwert. Betroffen hiervon waren neben Senioren vor allem auch junge Familien. Dieses Problem wurde inzwischen erkannt und notwendige Korrekturen eingeleitet. Bei den Bauvorschriften, der Erschließung von Bauland und der steuerlichen Belastung besteht allerdings noch Handlungsbedarf in Deutschland.