Durchschnittlich 2200 Euro pro Jahr geben Verbraucher in Deutschland für ihren Versicherungsschutz aus. Nicht immer passen die abgeschlossenen Verträge zum Bedarf und der Lebenssituation des Versicherten. Einige Policen sind absolut wichtig, andere völlig verzichtbar. Welche Pflicht und welche Kür sind, sagt Ihnen der verbraucherblick. Versicherungen schützen nicht wirklich vor einem Ereignis – eine Lebensversicherung rettet nicht das eigene Leben, eine Berufsunfähigkeitsversicherung sorgt nicht für ewige Gesundheit – aber sie können bestimmte Risiken oder finanzielle Folgen abmildern. Versicherungen sind sinnvoll, selbst wenn man sie nie braucht. Durchschnittlich 2200 Euro pro Jahr geben Verbraucher nach Angaben der Stiftung Warentest in Deutschland für ihren Versicherungsschutz aus. Meist gut investiertes Geld, dennoch lohnt es sich, den eigenen Bedarf zu prüfen. Denn manche Kunden zahlen für ihre Police zu viel, andere sind zwar mehrfach, dafür aber zu einseitig versichert. Gleichzeitig gilt: Wer unnötige Policen vermeidet, kann sparen.

Eine Wette auf mögliche Risiken
Eine Versicherung ist im Prinzip nichts anderes als eine Wette. Der Kunde schließt mit einem Unternehmen einen Vertrag: Beide wissen nicht, ob ein bestimmtes Ereignis wie ein Autounfall, ein Einbruch oder eine Berufsunfähigkeit eintritt. Die Versicherer rechnen damit, dass ihre Mathematiker und Statistiker die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten eines zu versichernden Ereignisses richtig kalkulieren – denn davon hängt unter anderem die Höhe der Versicherungsbeiträge ab. Mit diesem Geld kann der Versicherer wirtschaften, beispielsweise indem er es am Kapitalmarkt anlegt. Tritt das Wettereignis wirklich ein, zahlt der Versicherer dem Kunden oder dessen Angehörigen den vorher vereinbarten Betrag aus. Sollte der Versicherungsfall nicht eintreten, behält er die Prämien, bis ein anderer Kunde seinen Wetteinsatz – also die Leistung – fordert.

pverbrauchertip: Es lohnt sich immer, die Tarife von unterschiedlichen Anbietern zu vergleichen. Denn so können Versicherte oft viel Geld sparen. Noch wichtiger als die geringe Beitragshöhe ist jedoch die Abdeckung des vollen Leistungsfalles.

Kuriose Absicherungen
Manche Angebote sind so kurios, dass sie für die meisten völlig überflüssig erscheinen – etwa eine Versicherung gegen die Entführung von Außerirdischen oder gegen die finanziellen Folgen, wenn der Liebste vor dem Traualtar doch „nein“ sagen sollte. Anders sieht es vielleicht aus, wenn jemand seine Modelleisenbahn gegen Brandschäden oder Diebstahl absichern will – ein Sammlerstück kann viel wert sein oder dem Besitzer einfach am Herzen liegen. Die Versicherer bieten ihren Kunden vieles an und berücksichtigen dabei auch etwa einzelne Körperteile. Torhüter Manuel Neuer ließ offenbar seine Hände für drei Millionen Euro versichern. Die Auswahl an Angeboten ist groß – für jede Lebensphase und für fast jedes Problem gibt es einen entsprechenden Versicherungsschutz. Um eine sinnvolle Auswahl zu treffen, sollten Verbraucher zunächst die eigenen Lebensumstände, Ziele und möglichen Risiken betrachten.

NOTWENDIGE VERSICHERUNGEN
Nach Auffassung der Verbraucherzentralen sind folgende Versicherungen ein absolutes Muss – teilweise, weil sie gesetzlich verpflichtend sind, teilweise, weil ihr Schutz besonders wichtig ist:
• Krankenversicherung: Jeder Bewohner in Deutschland muss eine Krankenversicherung abschließen. Sie gehört zu den Pflichtversicherungen. Verbraucher können frei wählen, ob sie sich gesetzlich oder privat versichern wollen. Die Entscheidung hängt unter anderem vom eigenen Jahreseinkommen ab.

• Pflegepflichtversicherung: Jeder Krankenversicherte ist automatisch auch in der Pflegeversicherung. Das gilt unabhängig davon, ob er bei einer gesetzlichen oder privaten Kasse ist. Die späteren Leistungen sind abhängig von der jeweiligen Pflegestufe (ab 2017 Pflegegrade) – also dem Umfang der Pflegebedürftigkeit.

• Privathaftpflichtversicherung: Sie ist keine Pflichtversicherung, aber laut Verbraucherschützern ein absolutes Muss. „Das ist eine Versicherung, die jeder haben sollte“, rät Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Teuer ist der Schutz nicht, Singles bekommen Tarife ab 30 Euro jährlich, bei Familien startet es ab 50 Euro. Denn wenn jemand einen Gegenstand beschädigt oder eine Person verletzt, kann dies schnell teuer werden und gegebenenfalls die Existenz des Verursachers bedrohen. Die private Haftpflichtversicherung springt ein, wenn man etwa für Behandlungen, Reha-Maßnahmen oder sogar die Rente eines Geschädigten aufkommen muss.

verbrauchertipp: Eine Privathaftpflichtversicherung braucht jeder. Allerdings muss nicht jeder einen eigenen Vertrag abschließen. Über den Familientarif sind beispielsweise Kinder oder der Partner mitversichert. Achten Sie darauf, dass im Vertrag auch deliktunfähige Kinder mit eingeschlossen sind.

• Kfz-Haftpflichtversicherung: Die Kfz-Haftpflichtversicherung gehört in Deutschland zu den Pflichtversicherungen. Jeder Halter eines Fahrzeuges muss sie haben. Sie reguliert Schäden, die der Versicherte Dritten zufügt, etwa bei einem Unfall.

verbrauchertipp: Kümmern Sie sich frühzeitig um Ihre Autoversicherung. Das gilt besonders für Autofahrer, die sich einen gebrauchten Wagen kaufen. Wer keinen Versicherungsschutz hat, muss gegebenenfalls mit einem Bußgeld rechnen.

• Berufsunfähigkeitsversicherung: Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, erhält eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Diese ist in der Regel aber sehr niedrig. Verbraucherschützer raten deshalb dringend zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Das gilt für Dachdecker genauso wie für Büroangestellte. Denn die Versicherung zahlt nicht nur, wenn man aus körperlichen Gründen berufsunfähig wird, sondern auch wenn psychische Leiden dafür die Ursache sind. Die BU eignet sich besonders für Jüngere, Alleinverdiener sowie für Selbständige. Wer aus gesundheitlichen Gründen keine Police bekommt, kann alternativ über eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung nachdenken.

verbrauchertipp: Die BU lohnt sich schon in jungen Jahren. Denn mit dem Alter steigen auch die Beiträge und die Gesundheitsprüfung wird härter. Um nicht gleich bei den Anbietern aktenkundig zu werden, stellen Sie anonymisierte Anfragen – zum Beispiel über einen unabhängigen Versicherungsberater. So können Sie Angebote und Leistungen optimal vergleichen.

• Risikolebensversicherung: Wer seine Familie absichern will, kann eine Risikolebensversicherung abschließen. Sollte der Versicherte sterben, zahlt diese an die Hinterbliebenen in der Regel einen vereinbarten Betrag aus. Besonders sinnvoll ist die Risikolebensversicherung für Familien mit kleinen Kindern oder mit einem Alleinverdiener.

• Krankentagegeldversicherung: Wer durch eine Krankheit Einkommensausfälle hat, kann diese über eine Krankentagegeldversicherung ausgleichen. Besonders sinnvoll ist sie für Selbständige mit höheren Einkommen.

• Zahnzusatzversicherung: Für die Kosten eines Zahnersatzes erhalten gesetzlich Krankenversicherte meist nur einen festen Betrag von ihrer Kasse. Wer größere Behandlungen befürchtet, sollte eine Zahnzusatzversicherung abschließen – und zwar rechtzeitig, bevor ein Eingriff ansteht. Zumal die Beiträge für junge Versicherte meist günstiger sind.

 

DIESE SOLLTE MAN HABEN
Damit vor allem finanzielle Risiken gut abgedeckt sind, sollte jeder, der es sich leisten kann, diese Versicherungen abschließen.

• Hausratversicherung: Werden bei einem Wasserschaden, je nachdem auch bei Diebstahl, Sturm, Blitz, Hagel oder Brand, Gegenstände in der Wohnung beschädigt oder zerstört, ersetzt sie die Hausratversicherung. Kleider, Möbel und Wertsachen sind dadurch geschützt. Sie eignet sich besonders für Verbraucher, die eine teure Einrichtung oder wertvolle Gegenstände besitzen, die sie schützen wollen.

• Pflegezusatzversicherung: Die Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen kaum aus, um die Kosten abzudecken, die für die Betreuung und die medizinische Versorgung eines Pflegebedürftigen anfallen. Damit sich Verbraucher auch im Alter gute Pflege leisten können, sollten sie privat mit einer Pflegezusatzversicherung vorsorgen.

• Rechtsschutzversicherung: Schnell können sich die Kosten eines Rechtsstreits summieren. Mit einer Rechtsschutzversicherung können sich Verbraucher dagegen absichern. Häufig bieten bestimmte Interessengruppen ihren Mitgliedern die Versicherung besonders günstig an – etwa Mietervereine, Gewerkschaften oder Berufsverbände. Allerdings sind dann nicht immer alle Rechtsgebiete abgedeckt.

• Unfallversicherung: Wer ein riskantes Hobby oder einen gefährlichen Beruf hat, kann eine Unfallversicherung erwägen. Sie deckt vor allem schwere Unfälle ab, die zu einer Behinderung führen. Für manche kann dieser Schutz auch eine Notlösung sein, etwa wenn man bei keinem Versicherer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen konnte.

FÜR BESTIMMTE ZIELGRUPPEN SINNVOLL
• Wohngebäudeversicherung: Für Eigentümer bietet sie Schutz gegen Schäden durch Sturm, Feuer, Hagel oder Blitzschlag. Ganz vereinfacht gesagt springt sie für Schäden am Gebäude ein – die Hausratversicherung dann für das Inventar. Die Abgrenzung ist nicht immer ganz einfach. Immobilienbesitzer sollten für ihr Haus eine Wohngebäudeversicherung abschließen. Häufig lohnt es sich, den Schutz durch eine Elementarschadenversicherung zu erweitern.

• Tierhalter-Haftpflichtversicherung: Für Hundebesitzer ist sie in einigen Bundesländern bereits Pflicht: Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist die Tierhalter-Haftpflichtversicherung unter anderem in Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen und Hamburg vorgeschrieben. Sinnvoll, denn der Halter muss in der Regel für Schäden haften, die sein Tier verursacht. Das kann teuer werden, es sei denn, der Versicherer übernimmt die Schadensregulierung. Auch für Pferdebesitzer ist sie eine sehr empfehlenswerte Versicherung.

verbrauchertipp: Verursachen kleinere Tiere – wie Katzen oder Kaninchen – Schäden oder Verletzungen, übernimmt in der Regel die Haftpflichtversicherung des Besitzers dadurch entstandene Kosten. Am besten fragen Sie bei Ihrem Versicherer nach, ob Ihr Tier über den Vertrag abgedeckt ist.

• Vollkasko oder Teilkasko: Für Autobesitzer mit hochwertigen Wagen ist diese Versicherung sinnvoll. Sie deckt Schäden am eigenen Wagen ab. Schäden an anderen Fahrzeugen sind über die Kfz-Haftpflichtversicherung abgedeckt. Wer einen Neuwagen kauft, sollte eine Vollkasko-Versicherung abschließen. Für ältere, noch hochwertige Autos reicht eine Teilkasko-Versicherung. Sollte das Auto nicht mehr viel wert sein, brauchen Fahrzeughalter keine der beiden.

• Auslandsreisekrankenversicherung: Die Auslandsreisekrankenversicherung kommt für Behandlungen und medizinisch notwendige Rücktransporte aus dem Ausland auf. Sie lohnt sich auch, wenn man nur innerhalb der EU verreist. Zumal die gesetzliche Krankenversicherung solche Kosten nicht immer vollständig übernimmt. Privat Versicherte sollten ihre Vertragsbestimmungen genau lesen, ob für sie die Auslandsreisekrankenversicherung auch sinnvoll ist.

verbrauchertipp: Bei vielen Versicherungsverträgen lohnt es sich, die Beiträge jährlich statt monatlich zu bezahlen. Dadurch können Versicherte sparen.

ÜBERFLÜSSIGE VERSICHERUNGEN
Nicht alle Versicherungen sind nach Auffassung von Verbraucherschützern notwendig. Manche Tarife lohnen sich kaum, da Kosten und Leistung nicht im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Eine Sportgeräteversicherung ist vergleichsweise teuer, zumal die Ausrüstung häufig nicht älter als zwei Jahre als sein darf. Oft zahlt der Versicherer im Fall des Verlustes oder eines Schadens auch nur den Zeitwert des Gerätes, warnt der BdV. Bei anderen Versicherungen sind die angebotenen Leistungen auch bereits über einen anderen Vertrag abgedeckt – etwa bei der Reisegepäckversicherung. Sie ist meist unnötig, wenn Verbraucher bereits eine Hausratversicherung haben, denn diese reguliert auch Schäden, wenn im Urlaub Gepäck aus einem verschlossenen Hotelzimmer oder Kofferraum gestohlen wurde. Weitere überflüssige Verträge im Überblick:
• Handy- oder Geräteversicherungen: Sie schließen viele Schäden aus und sind relativ teuer.

• Glasbruchversicherung: Auch sie ist häufig teuer. Solche Schäden sind meist bereits über andere Versicherungen abgedeckt – beispielsweise über die Privathaftpflicht- oder Hausratversicherung. Lohnt sich höchstens bei aufwendiger Spezialverglasung am Haus oder einem Wintergarten.

• Brillenversicherung: Häufig bieten die Versicherer diesen Schutz im Paket an. Meist lohnt es sich mehr, auf eine neue Brille zu sparen, statt die Beiträge zu zahlen.

• Krankenhaustagegeldversicherung: Für jeden Tag, den ein Patient im Krankenhaus verbringt, zahlt die Krankenhaustagegeldversicherung einen vereinbarten Betrag. Doch auch wer aus der Klinik entlassen wird, kann immer noch krank sein. Die Krankentagegeldversicherung ist sinnvoller.

• Insassenunfallversicherung: Einen Mitfahrer durch einen Unfall schädigen – eine Horrorvorstellung. Dennoch ist eine Insassenunfallversicherung überflüssig, wenn man eine Privathaftpflichtversicherung hat.

• Sterbegeldversicherung: Im Todesfall des Versicherten erhalten die Angehörigen einen Betrag ausgezahlt, den sie für die Beerdigung aufwenden können. Statt die Beiträge für eine Sterbegeldversicherung zu bezahlen, sollten Verbraucher besser Geld für die Beisetzung sparen.

• Restschuldversicherung: Sie lohnt sich kaum bei einem kleinen Ratenkredit. Meist ist sie teuer und greift im Notfall, wenn der Versicherte seine Raten nicht mehr zahlen kann – aber nicht immer.

Versicherungs-Check
Berufseinstieg, Hochzeit, Kinder, Rente: Immer wenn ein neuer Lebensabschnitt ansteht, lohnt es sich, den bestehenden Versicherungsschutz zu prüfen. Verbraucher können unter anderem bei der Stiftung Warentest oder beim Bund der Versicherten den eigenen Versicherungsbedarf checken.