Der Boom auf Deutschlands Wohnimmobilienmarkt setzte sich auch 2017 ungebremst fort, heißt es im aktuellen „Wohnimmobilien Marktbericht Deutschland“ des Maklerhauses Engel & Völkers (E&V). Die Analyse umfasst die Auswertung von Marktdaten in 55 deutschen Städten und bildet rund ein Drittel des deutschen Wohnimmobilienmarktes ab, als Treiber für die Marktentwicklung nennt E&V unter anderem die seit 2012 gestiegene Einwohnerzahl in den untersuchten Städten, die niedrigen Bauzinsen sowie die positiven Fundamentaldaten der deutschen Wirtschaft.

Umsatz erreicht neuen Rekordwert

Insgesamt erreichte der Gesamtumsatz auf Deutschlands Markt für Wohnimmobilien nach Angaben des Maklerhauses 2017 ein Volumen von 124,8 Milliarden Euro – rund fünf Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Hinsicht der Nutzungsart verzeichnete das Segment Eigentumswohnungen einen stärkeren Zuwachs als der Markt für Ein- und Zweifamilienhäuser. Die größten Umsatzsprünge beobachtete das Maklerhaus in ostdeutschen Großstädten wie etwa Chemnitz, Erfurt und Magdeburg: Dort stieg das Marktvolumen gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Drittel an.

Eigentumswohnungen: Stärkstes Preiswachstum in Hannover und Kassel

Im Schnitt legten die Angebotspreise für Eigentumswohnungen in den 55 analysierten Städten im ersten Halbjahr 2017 um 7,3 Prozent zu und übertrafen damit das Mietwachstum von durchschnittlich 4,2 Prozent. Auch die Angebotspreise für Eigentumswohnungen legten E&V weiter zu – teils sogar sehr erheblich: Besonders stark sind die Angebotspreise laut E&V etwa in Hannover und Kassel gestiegen, dort zogen sie um mehr als die Hälfte an. Für Leipzig, Mainz und Augsburg etwa beziffert das Maklerhaus den Preisanstieg auf mehr als ein Drittel.

Häuser: In Heidelberg stiegen die Preise am stärksten

Im Häusersegment wies der Markt in Heidelberg laut E&V die größten Preissprünge auf. Dort kletterten die Kaufpreise um 29,3 Prozent, mit 27,4 Prozent und 23,1 Prozent fiel der Preiszuwachs in Kassel und Potsdam ebenfalls überdurchschnittlich hoch aus. Der höchste Kaufpreis für ein Eigenheim wurde im ersten Halbjahr 2017 mit 16,75 Millionen Euro in München-Neuhausen für eine Altbauvilla erzielt – mit deutlichem Abstand zum zweitteuersten Verkauf im Hamburger Elbvorort Nienstedten. Dort wechselte eine Villa zum Preis von 6,92 Millionen Euro den Besitzer. Nach Aussage von E&V konzentrieren sich die hochpreisigen Verkäufe auf einzelne Stadtgebiete wie etwa Neuhausen-Nymphenburg in München.

Deutliche Preisaufschläge für Wasserlagen

Erstmals hat E&V in seinem jährlichen Wohnungsmarktbericht auch den Wohnungsmarkt in Wasserlagen analysiert. Darunter fasst das Maklerhaus Immobilien zusammen, die maximal 150 Meter von der Böschung eines Gewässers entfernt sind. Das Ergebnis: Für die Kombination aus Urbanität und Wasser sind Kaufinteressenten bereit, sehr tief in die Tasche zu greifen. So liegt das Preisniveau für derartige Wohnungen etwa in Berlin und Düsseldorf mehr als ein Drittel höher als im ortsüblichen Durchschnitt. Insgesamt liegen die Angebotspreise von Wohnungen in Wasserlage über die Städte Berlin, Köln, Hamburg und Düsseldorf betrachtet rund 15 Prozent höher als vergleichbare Wohnungen in der direkten Umgebung, die dieses Merkmal nicht aufweisen. Am höchsten sind die ausgerufenen Preise für solche Wohnimmobilien in Hamburg: Dort kosten diese Objekte im Schnitt rund 6.700 Euro je Quadratmeter, in Berlin sind es rund 6.200 Euro.

E&V sieht Markt weiterhin auf Wachstumskurs

Dem Maklerhaus zufolge stehen die Aussichten gut, dass der Nachfrageüberhang auch 2018 anhält: Wohneigentum bleibe nach wie vor angesichts der niedrigen Zinsen eine attraktive Form der Kapitalanlage und Altersvorsorge, erläutert E&V-Vorstandsmitglied Kai Enders. Zudem belege die extrem geringe Leerstandsquote trotz reger Neubautätigkeit, dass der hohe Wohnungsbedarf nicht gedeckt werden könne. Auch die positive wirtschaftliche Entwicklung, die niedrige Haushaltsverschuldung und die restriktive Kreditvergabe tragen seiner Einschätzung nach dazu bei, dass die Marktentwicklung nicht auf eine Immobilienblase hinauslaufe. Zudem seien die Immobilienpreise trotz der starken Preissprünge im europäischen Vergleich immer noch auf einem gemäßigten Niveau, so Enders.

Zu den Standorten mit besonders hohem Potenzial zählen laut E&V unter anderem Leipzig, Wiesbaden und Mainz. Attraktive Rahmendaten bescheinigt das Maklerhaus zudem auch Städten wie Karlsruhe, Dresden und Kiel. Diese Städte zeichnen sich laut E&V durch eine gute Infrastruktur aus Bildungs-, Freizeit und Beschäftigungsmöglichkeiten aus.