Es ist auffallend, wie oft Chinas Regierung, Zentralbank und Konjunkturexperten in letzter Zeit die Stärke und Stabilität der Wirtschaft im Reich der Mitte betonen. Der Optimismus von Politikern und Notenbankern hat auch den chinesischen Aktienmarkt erfasst, weshalb die Kurse in Hongkong, Shenzen und Shanghai nach einer längeren Durststrecke wieder steigen. Einige Banken haben jüngst ihre Kursziele für das laufende Jahr zum Teil deutlich nach oben geschraubt.
Offenbar hat der Volkskongress, der Anfang März tagte, auch die letzten Zweifler an einer relativ gesunden Entwicklung der chinesischen Wirtschaft überzeugt. Die Regierung zeichnete dort kein rosarotes Bild, sondern analysierte nüchtern Stärken und Schwächen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Das Ergebnis: Die Stärken überwogen deutlich, trotz Schulden- und Bankenproblemen sowie drohenden Handelskonflikt mit den USA. Dank ihrer schonungslosen Offenheit gelang es Regierung und Bank von China, Skeptiker davon überzeugen, dass man die Probleme in den Griff bekommt, ohne die Zinsen stark anzuheben.

Kürzlich hat mit Goldman Sachs auch die letzte der großen US-Investmentbanken eine Kaufempfehlung für den chinesischen Aktienmarkt veröffentlicht. Für den MSCI China-Index, der auch in Hongkong gelistete Aktien enthält, sehen die Analysten für 2017 ein Kursziel, das rund ein Viertel über dem Stand zu Jahresbeginn liegt. Treiber für die Notierungen sollen die stärkere Konjunktur und daraus resultierende höhere Unternehmensgewinne sein. Gemäß Goldman steigen die Gewinne 2017 um 13 Prozent und 2018 um elf Prozent. Die besten Chancen räumen die Goldman-Analysten Bank- und Immobilienaktien ein.

Erste harte Konjunkturzahlen für das neue Jahr weisen darauf hin, dass der Optimismus gerechtfertigt ist. Sowohl die Industrieproduktion als auch die Investitionen übertrafen im Januar/Februar die Erwartungen, die Investitionen sogar deutlich. Erfreulich ist vor allem, dass die Investitionen der Privatunternehmen fast so schnell wachsen wie die der Staatsbetriebe. Mit einem Plus von 6,7 Prozent waren sie nahezu doppelt so hoch wie vor Jahresfrist. Die ersten Banken haben denn auch ihre Wachstumsprognose für das erste Quartal von rund 6,5 Prozent auf fast sieben Prozent angehoben.