Das Baufieber in Deutschland bleibt hoch: In den ersten neun Monaten 2016 wurden so viele Genehmigungen für den Bau neuer Wohnungen erteilt wie seit 17 Jahren nicht mehr.
Insgesamt waren es 276.300 und damit 24 Prozent oder rund 53.500 mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ein Grund dafür ist die starke Nachfrage nach Flüchtlingsunterkünften. Deshalb schoss die Zahl der Genehmigungen von Wohnheimen um fast 130 Prozent in die Höhe auf 18.400.

Der Branchenverband HDB gibt sich aber trotz der Zuwächse skeptisch, dass ausreichend Wohnungen entstehen. Die Zahlen seien zwar erfreulich, genehmigt sei aber noch lange nicht gebaut. Die knapp 380.000 Genehmigungen, die für dieses Jahr erwartet werden, würden nicht reichen, um die Wohnungsnot insbesondere in Ballungsgebieten zu beheben. Wahrscheinlich würden weniger als 300.000 Einheiten fertiggestellt. Vom jährlichen Baubedarf von 350.000, vielleicht sogar 400.000 Wohnungen bleibe man damit weit entfernt.

Begünstigt wird der Bauboom nach wie vor auch von niedrigen Zinsen, stark wachsenden Großstädten wie Berlin und der anhaltend guten Konjunktur. Aber auch mangels attraktiver Anlagealternativen stecken Investoren viel Geld in Immobilien. Die Branche sieht das nicht ohne Unbehagen. Beim HDB befürchtet man, dass viele Genehmigungen zunächst nur eingeholt werden, um die Spekulation zu befeuern. Um den Wohnungsbau weiter anzukurbeln, müssten die Kommunen verstärkt neues Bauland ausweisen. Außerdem müsse Bürokratie im Baurecht wegfallen.