Die Aktienmärkte präsentierten sich zuletzt weiter sehr volatil. Die Belastungen im Zuge der Probleme um die Deutsche Bank wurden im Verlauf der vergangenen Woche durch eine kurze Erholung unterbrochen, die auch durch wieder steigende Ölnotierungen gestützt wurde. Außerdem trugen positiv überraschende Konjunkturdaten zu einer zwischenzeitlichen Stimmungsaufhellung bei.
Obwohl die Aktie der Deutschen Bank im deutschen Leitindex DAX mittlerweile nur noch ein Gewicht von 1,6 Prozent aufweist, zieht sie immer wieder den Gesamtmarkt nach unten. Belastet wird die Bank durch die Forderung einer Strafzahlung seitens des US-Justizministeriums wegen dubioser US-Hypothekengeschäfte über 14 Mrd. Dollar, das Risiko weiterer Kosten durch Rechtsstreitigkeiten – etwa auf Grund einer Geldwäscheaffäre in Russland – sowie die in diesem Zusammenhang stehende Diskussion um eine mögliche Kapitalerhöhung des Instituts.

Sonderfall Deutsche Bank

Vor diesem Hintergrund waren Bankaktien vergangene Woche im STOXX Europe 600 die größte Verliererbranche. Trotz aller Probleme der europäischen Bankenbranche, die unter anderem dem Niedrigzinsumfeld, verschärfter Regulierung und schwacher Konjunktur geschuldet sind, ist die Deutsche Bank ein Sonderfall. Das wird deutlich, wenn man berücksichtigt, dass sich deren Aktie wesentlich schlechter entwickelte als der europäische Bankensektor, der sich in den letzten drei Monaten erholen konnte, nachdem zuvor die Diskussion um die Stabilität der italienischen Geldhäuser belastet hatte.

Überraschende Einigung der Opec

Für freundliche Akzente an den Aktienmärkten sorgte die Opec, deren Mitglieder sich überraschend auf eine Begrenzung der Ölförderung einigten. Sie soll um mindestens 750.000 Barrel pro Tag gedrosselt werden, sodass die Fördergrenze künftig zwischen 32,5 und 33,0 Mio. Barrel pro Tag betragen soll. Im Moment liegt sie noch bei 33,2 Mio. Barrel. Der Haken an der Sache ist aber, dass die genauen Fördermengen der einzelnen Mitgliedsländer erst bei einem offiziellen Opec-Treffen in Wien im November festgezurrt werden sollen. Ob es dort zu einer Übereinkunft kommt, wird von einigen Beobachtern bezweifelt. Immerhin zog der Ölpreis für die Nordseesorte Brent inzwischen auf rund 50 Dollar je Fass an, nachdem er kurz vor der Opec-Einigung noch um die 45-Dollar-Marke geschwankt hatte.

Ifo-Geschäftsklima erholt sich

Rückenwind für die Börse kam auch von Seiten der Konjunkturdaten, wenngleich sie wegen der anhaltenden Turbulenzen der Deutschen Bank nicht unmittelbar zu höheren Kursen führten. Vor allem der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland überraschte positiv. Dessen Komponente für die Geschäftserwartungen kletterte von 100,1 Punkten im August auf 104,5 Zähler im September, während der Markt einen unveränderten Wert erwartet hatte. Dieser kräftige Anstieg zeigt, dass die konjunkturelle Unsicherheit im Zuge des Brexit-Votums vorerst verflogen ist. Es ist jedoch keineswegs ausgemacht, dass der Brexit nicht doch Bremsspuren in der Wirtschaft der Eurozone hinterlassen wird.

Zudem zeigen die jüngsten Bewegungen des ifo-Geschäftsklimas, das im August noch spürbar gefallen war, dass einzelne Monatsdaten nicht überbewertet werden dürfen. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) signalisieren jedenfalls weltweit weiterhin einen insgesamt nur mäßigen konjunkturellen Schwung. Einer Erholung in China auf niedrigem Niveau und einer robusten Entwicklung in der Eurozone standen in jüngerer Zeit eher schwache US-Daten gegenüber. Beispielsweise sank der Markit-Manufacturing-PMI für die USA im September von 52,0 auf 51,4 Punkte, nachdem vorher schon die ISM-Indizes für August mit empfindlichen Rückgängen enttäuscht hatten.
Die ernüchternden US-Zahlen machen sich auch im Economic Surprise Index der Citigroup bemerkbar, der Abweichungen der veröffentlichten Konjunkturdaten von den Prognosen misst. Für Amerika war dieser Index in den vergangenen Wochen – ebenso wie der für Euroland – in leicht negatives Terrain abgerutscht, während sich der Index für China deutlich verbesserte und in den positiven Bereich stieg. Am aktuellen Rand hat nun aber auch der Index für den Euroraum wieder ins Positive gedreht.

Diese Woche im Fokus: US-Arbeitsmarktzahlen und Beginn der Firmen-Berichtssaison

Auch in der neuen Woche werden die Anleger die Konjunkturdaten genau unter die Lupe nehmen. Denn mit den ISM-Indizes für das Verarbeitende Gewerbe (3.10.) sowie den Dienstleistungsbereich (5.10.) aus den USA werden wichtige Frühindikatoren veröffentlicht. Analysten erwarten eine Erholung um 0,8 auf 50,2 bzw. um 1,6 auf 53,0 Zähler. Mit den endgültigen Markit-PMI aus Euroland und den USA sowie dem Tankan-Index aus Japan stehen weitere Konjunktur-Frühindikatoren auf dem Plan.

Insgesamt dürften diese das Bild einer stabilen, aber nicht übermäßig dynamischen Weltkonjunktur bestätigen. Am Freitag steht dann noch der US-Arbeitsmarkt im Fokus. Erwartet wird ein Beschäftigungsaufbau außerhalb der Landwirtschaft von 175.000 Stellen, nachdem im August 151.000 neue Jobs geschaffen wurden. Die Arbeitslosenquote dürfte bei 4,9 Prozent verharren.

Spannend wird gegen Ende der Woche der Start in die Unternehmens-Berichtssaison für das dritte Quartal. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg sind die Gewinne der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen aggregiert im dritten Vierteljahr um 1,5 Prozent gesunken, im zweiten Quartal waren die Gewinne noch um 4,0 Prozent zurückgegangen.

Anstieg der Inflation kommt EZB entgegen

Weiterhin im Fokus der Märkte steht natürlich auch die Geldpolitik der großen Notenbanken. Grund zum Aufatmen gab es zuletzt für EZB-Präsident Mario Draghi und seine Mitstreiter innerhalb der Europäischen Zentralbank. Denn im September stieg die Teuerungsrate im Euroraum stärker als von Volkswirten erwartet – von 0,2 Prozent im August auf 0,4 Prozent. Damit dürfte die Aufwärtsbewegung noch nicht zu Ende sein. Anfang 2017 könnte bei der Inflationsrate wieder eine Eins vor dem Komma stehen.

Der Anstieg der Teuerungsrate ist weitgehend auf die Bewegung der Energiepreise zurückzuführen. Gleichzeitig hat sich am unterliegenden schwachen Preisauftrieb nichts geändert. Die Kernteuerungsrate – also die Inflationsrate ohne die stark schwankenden Preise für Energie sowie Nahrungs- und Genussmittel – bewegt sich weiterhin bei knapp ein Prozent (September: unverändert 0,8 Prozent). Draghi und Co. hoffen, dass mit der höheren Inflationsrate auch die auf historische Tiefstände gefallenen Inflationserwartungen wieder steigen. Ob das tatsächlich der Fall sein wird, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Weitere expansive Maßnahmen der EZB bleiben jedenfalls auf der Tagesordnung.

Kurzfristig wird die Stimmung an den Aktienmärkten wohl weiter in erheblichem Maße durch den Finanzsektor beeinflusst, insbesondere durch die Entwicklungen um die Deutsche Bank. Dabei besteht das Risiko, dass auch andere Bankaktien, die sich zuletzt vergleichsweise stabil gezeigt hatten, unter Druck geraten und einen Teil der seit Ende Juni erzielten Kursgewinne wieder abgeben.

 

Die wichtigsten Konjunkturdaten der neuen Woche

MonatPrognoseLetzter
Montag, 3.10.2016
Tankan-Index Japan (Punkte)Q376
PMI Verarb. Gewerbe Deutschland (Punkte)September54.354.3
PMI Verarb. Gewerbe Euroland (Punkte)September52.652.6
ISM Verarb. Gewerbe USA (Punkte)September50.249.4
Dienstag, 4.10.2016
keine wichtigen Daten
Mittwoch, 5.10.2016
PMI Dienstleistungen Deutschland (Punkte)September50.650.6
PMI Dienstleistungen Euroland (Punkte)September52.152.1
Handelsbilanz USA (Mrd. US-$)August-41.5-39.5
ISM Dienstleistungen USA (Punkte)September5351.4
Donnerstag, 6.10.2016
Auftragseingang Deutschland (% zum Vormonat)August0.30.2
Verbraucherpreise China (% zum Vorjahr)September-0.1-0.1
Freitag, 7.10.2016
Industrieproduktion Deutschland (% zum Vormon.)August0.9-0.5
Beschäftigung USA (Tsd. zum Vormonat)September175151
Arbeitslosenrate USA (%)September4.94.9