In Deutschland ist die Inflation im Juni stärker gestiegen als erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen um 1,6 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Mai lag die Teuerungsrate bei 1,5 Prozent, im April bei 2,0 Prozent.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 1,4 Prozent vorhergesagt. Die Europäische Zentralbank (EZB) spricht bei Werten von knapp unter zwei Prozent von Preisstabilität. Trotz anziehender Konjunktur ist eine rasche Abkehr von ihrer Nullzinspolitik angesichts des geringen Inflationsdrucks in der Währungsunion nicht in Sicht.
Zu den Preistreibern gehörten diesmal Nahrungsmittel. Sie kosteten 2,8 Prozent mehr als im Juni 2016. Besonders für Milchprodukte mussten die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen: So kostete Vollmilch in einigen Regionen gut ein Fünftel und Butter bis zu drei Viertel mehr. Dienstleistungen verteuerten sich mit 1,7 Prozent überdurchschnittlich, da Pfingsten diesmal auf den Juni fiel und nicht wie 2016 auf den Mai. Damit kostete das Reisen mehr. Energie – die lange Zeit die Inflation steigen ließ – kostete diesmal genauso viel wie ein Jahr zuvor.
Ökonomen rechnen für dieses Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,7 Prozent, 2018 dürfte sie bei einer ähnlichen Größenordnung liegen. 2016 lag die Inflation nur bei 0,5 Prozent. Im ersten Quartal 2017 stiegen die Reallöhne mit 0,6 Prozent so schwach wie seit gut drei Jahren nicht mehr.