Die Deutschen gelten gemeinhin als Aktienmuffel. Doch einer aktuellen Umfrage zufolge kommt zumindest ein wenig Bewegung ins Anlegerverhalten: So stieg die Aktienquote Anfang 2018 gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um sechs Prozentpunkte auf 30 Prozent, so das Ergebnis der Studie „Aktienkultur in Deutschland“, die das Marktforschungsinstitut Toluna im Auftrag der „Aktion pro Aktie“ im Januar 2018 unter 2.000 repräsentativ ausgewählten Deutschen durchgeführt hat. Die Initiative wurde von der Comdirect Bank, der Consorsbank und der ING DiBa gestartet und gibt regelmäßig Umfragen zum Thema Aktie in Auftrag.

Aktien gefragter als bisher

Wie die Umfrage zeigt, ist der Anteil der Aktienbesitzer gegenüber 2017 besonders unter den jüngeren Befragten im Alter von 25 bis 34 Jahren gestiegen: In dieser Altersgruppe legte die Quote von 19 auf 33 Prozent zu. Als Aktieninvestment wurden in der Umfrage neben Direktanlagen (zwölf Prozent) auch Anlagen in Indexfonds (ETFs) (fünf Prozent) und Aktienfonds (19 Prozent) sowie Wertpapiersparpläne gezählt. Insgesamt haben 54 Prozent der Befragten schon einmal in Aktien investiert, im Vorjahr lag der Anteil bei 47 Prozent. Knapp die Hälfte derer, die bereits Aktien gehalten haben, haben eine erneute Investition in diese Anlageklasse ins Auge gefasst, aber nicht realisiert. Insgesamt haben sich vier von zehn Deutschen damit beschäftigt, Aktien erstmals oder erneut zu kaufen.

Dass drei von vier Befragten den Aktienkauf angedacht, aber nicht realisiert haben, begründen 35 Prozent von ihnen mit der Sorge um Geldverluste, 30 Prozent haben Angst davor, die falsche Aktie zu wählen. Und jeder vierte begründet den Nicht-Kauf mit fehlendem Kapital. Als gute Geldanlage werden Aktieninvestments von 29 Prozent der Befragten bezeichnet. Unter den Aktionären liegt der Anteil hingegen bei 55 Prozent.

Laut Umfrage haben die Aktienbesitzer rund 40 Prozent ihres Vermögens in Wertpapieren angelegt, im Schnitt beträgt das Anlagevolumen 28.415 Euro. Der typische Aktienanleger verfügt zudem über ein überdurchschnittliches Haushalts-Netto-Einkommen und über einen hohen Bildungsgrad. Am häufigsten befassen sich der Studie zufolge Männer und Personen im Alter zwischen 25 und 54 Jahren mit Aktieninvestments.

Unter den Nicht-Aktienbesitzern können sich zwei Drittel ein Investment vorstellen – vor allem dann, wenn viel Geld vorhanden wäre oder kleinere Summen angelegt werden könnten. Auch die Gebühren spielen eine Rolle: 22 Prozent nennen die Gebühren als ein Kriterium bei der Entscheidung.

Andere Geldanlagen dominieren weiterhin

Auch wenn sich gegenüber 2017 mehr Befragte für Aktien erwärmen, spielt diese Anlageklasse weiterhin eine Nebenrolle. Den Löwenanteil ihrer Geldanlagen halten die Deutschen noch immer auf Girokonten, Sparbüchern und Tagesgeldkonten: 88 Prozent der Teilnehmer nutzen diese Anlageformen. Mittelfristige Anlagen wie etwa Bausparverträge, Festgeld und Anleihen halten 60 Prozent der Befragten. Mehr als jeder Dritte hat eine private Rentenversicherung abgeschlossen. Die Zufriedenheit mit der gewählten Geldanlage hält sich allerdings in Grenzen: 46 Prozent der Befragten meinen, nicht das Optimum herauszuholen. Unter den 25- bis 34-Jährigen meinen dies sogar 61 Prozent.

Hinsichtlich der Renditeerwartungen sehen die Befragten mit durchschnittlich 4,4 Prozent per anno das größte Potenzial bei Immobilien, Aktienfonds liegen mit einer Renditeerwartung von 3,5 Prozent gemeinsam mit Gold und anderen Edelmetallen auf Platz zwei. Rang drei belegen Einzelaktien und Kryptowährungen mit 3,4 Prozent. Ganz anders schätzen hingegen Aktienbesitzer die Renditeerwartungen verschiedener Anlageklassen ein: In dieser Anlegergruppe sind die Erwartungen deutlich höher. Erstaunlich ist, dass die Befragten trotz der extrem niedrigen Zinsen beim Girokonto durchschnittlich 0,9 Prozent und beim Sparbuch im Schnitt 1,1 Prozent Rendite erwarten.

Geringe Risikobereitschaft

84 Prozent der Befragten schätzen Sicherheit und wollen jederzeit wissen, wie hoch der Betrag wäre, den sie bei Auflösung ihrer Kapitalanlagen erhalten. Zwei von drei Befragten wollen über das Verteilen des Vermögens auf mehrere Anlageklassen für Sicherheit sorgen und nehmen dafür Renditeeinbußen in Kauf. Und lediglich rund ein Drittel der Anleger würde zugunsten einer höheren Rendite mehr Risiken eingehen. Hinzu kommt, dass zwei von drei Befragten dieses erhöhte Risiko nur auf sich nehmen würden, wenn zusätzlich sichere Geldanlagen vorhanden sind.