Hillary Clinton oder Donald Trump – wer wird die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama antreten? Diese Frage bewegt die Welt seit Monaten. Und weltweit dürften sich Investoren auch fragen, welche Konsequenzen das Wahlergebnis für ihr Depot haben könnte. Und auch wenn zurückliegende Börsenphasen keine Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung liefern, gilt der US-Wahlkampf üblicherweise als recht vorhersehbares Börsenereignis. Die Wahljahre starten in der Regel unruhig und bleiben bis ins späte Frühjahr hinein schwankungsanfällig. Über den Sommer setzt dann klassischerweise ein Aufwärtstrend ein, unterm Strich gelten die Wahljahre als gute Börsenjahre. Doch was wird im turbulenten Wahljahr 2016 zutreffen? Fest steht: Die Märkte dürften bis auf weiteres nervös auf jede Äußerung der beiden Kandidaten reagieren, heißt es in einem aktuellen Marktbericht der Deutschen Bank zum Wahlkampf. Die Strategen skizzieren darin die Wahlprogramme und leiten daraus mögliche Szenarien für die jeweils betreffenden Branchen ab.

Infrastruktur: Beide Kandidaten planen höhere Investitionen

Als eine der Branchen, die unabhängig vom Wahlausgang profitieren dürfte, wird der Infrastruktursektor eingestuft. So haben beide Kandidaten angekündigt, die Staatsausgaben für Infrastrukturinvestitionen deutlich zu erhöhen. Dabei veranschlagt Trump einen rund doppelt so hohen Betrag wie Clinton, nämlich rund 550 Milliarden US-Dollar. Inwieweit diese Programme umgesetzt werden, ist derzeit allerdings unklar. Machen die Kandidaten ihre Versprechen wahr, würden Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Grundstoffe, Luftfahrt und Verteidigung profitieren, so die Einschätzung der Deutschen Bank.

Energiesektor: Aufwind mit Donald Trump?

Bei anderen Themen hängt es weitaus stärker vom Wahlausgang ab, welche Branchen profitieren oder unter Druck geraten könnten. So hat sich Clinton beispielsweise für Erneuerbare Energien ausgesprochen und sich kritisch über fossile Brennstoffe geäußert. Dies könnte klassische Energieunternehmen belasten. Gewinnt Donald Trump hingegen die Wahl, könnte dies diesen Unternehmen Rückenwind verleihen, denn er hat sich dafür ausgesprochen, die Restriktionen bei Ölbohrungen zurückzufahren.

Finanztitel: Clinton plädiert für strengere Auflagen

Die Finanzbranche würde vermutlich eher von Donald Trump und seiner kritischen Meinung zu Regulierungsvorhaben profitieren, über die er sich zurückhaltend bis ablehnend geäußert hatte. Unter Clinton hingegen könnten die Vorgaben verschärft werden – etwa über eine stärkere Beschneidung des Eigenhandels der Banken. Zudem hat sie eine Art Risikogebühr für Geldinstitute mit risikoreichen Geschäftsfeldern angekündigt.

Gesundheitssektor: Beide Kandidaten könnten Kurse belasten

Hillary Clinton hatte bereits vor einiger Zeit für Kursturbulenzen bei Unternehmen im Gesundheitssektor gesorgt, indem sie sich für eine Begrenzung der Freiheiten bei der Preisgestaltung für Medikamente ausgesprochen hatte. Insofern könnte die Wahl Clintons den Sektor unter Druck bringen. Allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass ein Wahlsieg Trumps die Branche nicht ebenfalls belasten würde. Er lehnt das Obamacare-Konzept ab, was wiederum ebenfalls für Unruhe innerhalb der Branche sorgen könnte.

Wahlsieg Trumps könnte größere Schwankungen auslösen

Sollte Trump gewählt werden, könnte es nach Einschätzung der Bank zunächst zu größeren Schwankungen am US-Aktienmarkt führen. Der Grund: Trumps Wahlprogramm ist weniger konkret, weshalb zunächst unklar sein dürfte, welche Konsequenzen sich im Einzelnen für die Unternehmen ergeben.

Steueränderungen könnten Unternehmen unterschiedlich belasten

Von den Plänen Trumps, die Körperschaftsteuer von 35 auf 15 Prozent zu senken, würden vor allem US-Unternehmen mit starkem Fokus auf dem Binnenmarkt profitieren. Nachteilig würde sich wiederum für international agierende Unternehmen auswirken, dass der Präsidentschaftskandidat den US-Markt stärker abschotten will. Würde die von beiden befürwortete’ Repatriation Tax’ eingeführt werden, wären vor allem Unternehmen aus den Bereichen Technologie und Pharma betroffen. Nach Angaben der Deutschen Bank erwirtschaften Unternehmen aus diesen Sektoren im Branchenvergleich die meisten Erträge im Ausland. Entsprechende Aktien könnten daher möglicherweise stärkere Kursschwankungen als gewöhnlich verzeichnen.