Versicherer bewerten das aktuelle Marktumfeld zunehmend skeptischer und legen wieder mehr Wert auf Sicherheit. Das sind die Kernergebnisse der Studie „Foggier as we climb“ des Marktforschungsunternehmens KRC Research, die im Auftrag der GSAM Insurance Asset Management durchgeführt wurde. Das Unternehmen managt weltweit für Versicherer ein Vermögen von rund 257 Milliarden US-Dollar, die seit 2011 jährlich herausgegebene Studie basiert auf Angaben von weltweit 300 Versicherungsexperten, darunter 168 aus Amerika, 77 aus dem europäischen und 55 aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Diese repräsentieren weltweit ein Bilanzvolumen von rund zehn Billionen US-Dollar.

Mehr Befragte äußern sich pessimistisch zu den Investmentchancen

Insgesamt lautet der Tenor der Befragten, dass sich die Investmentmöglichkeiten gegenüber dem Vorjahr verschlechtert haben. Jeder Zweite beurteilt die aktuelle Marktsituation so, im Vorjahr lag der Anteil der Pessimisten bei lediglich 36 Prozent. 17 Prozent der Versicherer reagieren auf die aktuelle Marktlage mit einer risikoärmeren Aufstellung ihrer Portfolios, im Vorjahr hatte dies nur jeder zehnte Befragte geäußert. Mehr Risiken wollen lediglich 16 Prozent der Umfrageteilnehmer eingehen, 2017 hatte dies rund jeder vierte Befragte vor. Seit Beginn der Umfragen im Jahr 2011 zeigt sich erstmals, dass mehr Befragte die Risiken reduzieren statt erhöhen wollen, berichtet GSAM.

Absicherung von Risiken rückt vermehrt in den Vordergrund

Erstmals seit 2011 sind die Versicherer angesichts der aktuellen Rückkehr von Marktschwankungen nun wieder mehr daran interessiert, ihre Portfolios gegen Verluste abzusichern. Bis dato stand hingegen eher die Frage im Vordergrund, mit welchen Anlageklassen sich noch nennenswerte Renditen erzielen lassen, heißt es von GSAM. Zu den weiteren Kernaussagen der Studie gehört, dass die Sorge um Inflation und steigende Zinsen die Versicherer erstmals seit Jahren wieder umtreibt: 85 Prozent der Befragten sehen die Inflation als eine der Herausforderungen der kommenden fünf Jahre, zwei von drei Befragten gehen davon aus, dass die Renditen von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bis Ende dieses Jahres auf über drei Prozent steigen werden.

Für den Aktienmarkt sehen rund drei Viertel der Befragten weiterhin Potenzial, sie glauben an eine positive Entwicklung des US-Aktienindex S&P 500. Allerdings halten viele Befragte größere Marktschwankungen an den Aktien- und Anleihemärkten für möglich, unter anderem wegen einer möglichen Konjunkturabschwächung oder gar Rezession in den USA. Das Wachstum in China steht hingegen weniger im Fokus der Befragten, was die Konsequenzen auf das Investmentumfeld angeht.

Nachhaltigkeitsaspekte werden verstärkt berücksichtigt

Generell zeigt die Studie zudem ein wachsendes Interesse an renditestärkeren, allerdings auch weniger liquiden Anlageklassen wie etwa Infrastrukturanleihen, Mittelstandsanleihen oder Private Equity. Gleichzeitig nimmt das Interesse an variabel verzinsten Vermögenswerten zu, berichtet GSAM. Zunehmendes Interesse bekunden die Versicherer auch an Nachhaltigkeitsaspekten bei der Vermögensanlage: Im Vorjahr gab rund jeder dritte Befragte an, diese bei den Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Mittlerweile ist der Anteil derer, die auch Nachhaltigkeitskriterien beachten, auf 40 Prozent gestiegen. Ein weiterer Trend: Big Data und künstliche Intelligenz (KI) werden von 15 Prozent der Befragten bereits in den Portfolios genutzt, weitere 40 Prozent planen dies für die nähere Zukunft. Um Kryptowährungen wie etwa Bitcoin oder Ethereum machen die Versicherer hingegen einen Bogen: Sie spielen laut GSAM derzeit keine Rolle in den Portfolios der Versicherer. Ein Drittel der Befragten hält es für verfrüht, um festzustellen, ob diese Währungen einmal relevant sein werden.

Zum Vergleich: Deutsche Versicherer agieren vorsichtig

In Deutschland legen die Versicherer das Geld ihrer Kunden sehr konservativ an. Dies sehen die Anlagerichtlinien so vor. Sie sollen sicherstellen, dass die Versicherer jederzeit ihre Verpflichtungen erfüllen können. Knapp 85 Prozent der Kapitalanlagen der so genannten Erstversicherer (Lebensversicherung/Krankenversicherung/Schadens- und Unfallversicherung) waren nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zum Stichtag 31. Dezember 2017 in Anleihen investiert. Der Aktienanteil liegt bei 5,1 Prozent, weitere 3,8 Prozent halten die Versicherer in Beteiligungen, 3,9 Prozent ihrer Portfolio stecken in Immobilien. Auf sonstige Anlagen entfallen weitere 2,4 Prozent.